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Paul Sahner

Paul Sahner ist der Journalist, dem sich die Menschen öffnen. (c) privatEr sei der Mensch, dem Menschen alles anvertrauen, schrieb die Zeitung DIE WELT 2014 über Promireporter Paul Sahner (Jahrgang 1944). Er überrede Stars zu Geständnissen und Intimbeichten, schrieb dort Kathrin Spoerr über den Journalisten, der zur Chefredaktion der Zeitschrift BUNTE gehört und früher eine eigene Fernsehsendung mit dem Titel „…bitte mit Sahner“ hatte. Doch was zunächst negativ klingt, ist es eigentlich gar nicht. Katrin Spoerr musste schnell erkennen, was viele Menschen bereits über Paul Sahner wussten: „Bestimmt ist es auch möglich, Paul Sahner nicht zu mögen, aber das ist sicher viel, viel schwerer [als ihn – „sofort, warum eigentlich? egal!“ – sehr zu mögen]. Leicht ist es dagegen, schnell die Lust zu verlieren (hatte man die überhaupt je?), mal was Böses über ihn zu schreiben.“

Vielleicht liegt es daran, dass Paul Sahner immer lieber jedermanns Freund sein möchte, als jemandes Feind. Mit der ganz besonderen Offenheit, die er seinen Gesprächspartnern entgegenbringt, gelingt es Sahner, sie dazu zu bringen, auch selbst offen zu sein. Offenheit, so schreibt Spoerr, sei sein Weg, „Menschen dazu zu bringen, sich ihm zu öffnen, sich der BUNTEN zu öffnen, sich also uns, uns allen zu öffnen.“ Doch dort liegt zugleich das Risiko. Das beweist die Geschichte vom Sturz Rudolf Scharpings, den Paul Sahner praktisch eigenhändig zu Fall brachte, als sich der damalige Verteidigungsminister auf Mallorca als liebestoller Romeo präsentierte, während sich die Bundeswehr auf einen Einsatz in Mazedonien vorbereitete. Nachdem Paul Sahner geschrieben hatte, was er am Pool mit der Gräfin Pilati erlebt hatte, musste Scharping seinen Hut nehmen.

Paul Sahner absolvierte zunächst ein Volontariat beim Westfalenblatt, wechselte dann mit 20 Jahren zur BILD-Zeitung nach München, wo er Polizei-Reporter wurde. Es folgten lukrative Reportagen für Bunte, Hörzu, Abendzeitung und Stern – immer als freier Mitarbeiter ohne Festanstellung, doch stetig weiter auf dem Weg nach oben. 1992 übernahm er die Chefredaktion der deutschen Ausgabe des Männermagazins „Penthouse“, kehrte jedoch zwei Jahre später zur BUNTEN zurück, wo Paul Sahner heute Mitglied der Chefredaktion ist. Spätestens seit dieser Zeit, in die auch seine eigene Fernsehsendung „…bitte mit Sahner“ fiel, für die der Journalist Prominente interviewte, gilt Paul Sahner als „Gottvater der Intimbeichte“, wie ihn die taz einst nannte. Mit über 70 Jahren ist für ihn auch noch lange nicht ans Aufhören zu denken. 2015 veröffentlichte er seine Udo Jürgens-Biographie, eine Anthologie über seinen kürzlich verstorbenen Freund. „Merci, Udo“ zeichnet den Lebensweg von Udo Jürgens nach, den Sahner einst in der WG seiner Freundin kennenlernte, die mit der damaligen Freundin von Udo Jürgens zusammenwohnte. Seitdem waren die beiden Weggefährten.

„Es gibt kaum einen Menschen, der mich beruflich so lange so nah begleitet hat wie Udo Jürgens. Es ist mein Abschiedsgeschenk an ihn“, erklärte Sahner den Ansatz seines Buches, das schon einen Monat nach dem Tod des Entertainers erschien. Eine Zeitlang war Paul Sahner sogar Pressechef von Udo Jürgens. Er weiß: „Udo Jürgens nicht einfach war im Interview. Er öffnete sich erst, wenn man richtig ins Thema hineingefunden hatte. Es gab Gespräche, die bis zu fünf Stunden dauerten. Das waren dann die besten Interviews mit ihm.“ Solche und andere Erinnerungen fanden Einlass in das Erinnerungsbuch für Udo Jürgen, zu dem viele Prominente mit ihren persönlichen Geschichten beitrugen, darunter auch Frank Elstner und Franz Beckenbauer, um nur einige zu nennen. Trotz der relativ kurzen Vorlaufzeit, die das Buch vor seinem Erscheinen hatte, ist es ein facettenreiches Kaleidoskop dessen, was Udo Jürgens den Menschen bedeutete – und ein letztes Geschenk an den alten Freund von Paul Sahner.

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