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Rudolf Dreikurs

Rudolf Dreikurs hat auf der Basis der Individualpsychologie ein Erziehungskonzept entwickelt. (c) Klett-CottaRudolf Dreikurs (1897 – 1972) ist der Autor des Standardwerks zur zeitgemäßen Kindererziehung, „Kinder fordern uns heraus“, und einer der beiden Begründer der Adler/Dreikurs-Methode. Dieser Erziehungsansatz stellt den gegenseitigen Respekt zwischen Eltern und Kinder in den Mittelpunkt und basiert auf einer freundlichen, partnerschaftlichen Methode. Zu ihrer Zeit war dieser Ansatz absolut revolutionär, heute jedoch sind viele Gedanken allgemeiner Konsens unter Psychiatern, Pädagogen und Psychologen. Und auch 40 Jahre nach dem Tod von Rudolf Dreikurs sind viele seiner Ansätze noch immer der aktuelle Stand der Forschung. Als sein Klassiker, „Kinder fordern uns heraus“, 2011 eine Neuauflage erlebte, war er so beliebt wie eh und je. Im Zentrum der Erziehungsmethodik nach Rudolf Dreikurs und Alfred Adler steht die allgegenwärtige Frage: „Bin ich dem Kinde gegenüber respektvoll, indem ich seine Bedürfnisse und Fähigkeiten beachte, es weder über- noch unterfordere, es nicht degradiere, nicht überbehüte, sondern ihm und seinen Fähigkeiten vertraue?“ Doch direkt daneben steht die Frage: „Bin ich mir gegenüber respektvoll, indem ich mit freundlicher Bestimmtheit auf die Einhaltung von Grenzen und Vereinbarungen achte, und auch meine berechtigten Anliegen Berücksichtigung finden, selbst wenn pädagogisches Handeln manche persönliche Einschränkung erfordert?“ Eltern und Kinder sind für Rudolf Dreikurs also gleichermaßen wichtig, damit die Methodik funktionieren kann. Nur dann, wenn beide Seiten zufrieden sind, kann es zu Hause Harmonie geben. Nach Rudolf Dreikurs gibt es vier soziale Grundbedürfnisse, die erfüllt sein müssen, damit das Kind seine eigene Identität finden und zu einem Teil der Gemeinschaft werden kann. Es muss sich dazugehörig und geliebt fühlen, die Möglichkeit haben können, Einfluss zu nehmen, und vermittelt bekommen, dass es für andere Menschen von Bedeutung ist, dass es da ist und dass es bestimmte Dinge tut, es muss sich respektiert und fair behandelt fühlen und schließlich ein Gefühl von Sicherheit  empfinden. Nur mit dieser Sicherheit im Rücken wird es den Mut finden, auch mal ein Wagnis einzugehen und sich in die Welt hinaus zu begeben. Werden diese Ziele nicht verstanden und diese Bedürfnisse nicht befriedigt, versuchen Kinder, die Befriedigung auf andere Weise zu erreichen – was sich häufig in einem Verhalten äußert, das dem Zusammenleben von Eltern und Kindern wenig zuträglich ist. Sie fordern dann unangemessen nach Aufmerksamkeit, um wenigstens irgendeine Form von Zuwendung zu bekommen, sie streben Macht und Überlegenheit an und dulden keine Macht über sich, sie sinnen nach Rache und Vergeltung, weil sie sich gekränkt und ungerecht behandelt fühlen, ziehen sich zurück und stellen ihre eigene Unfähigkeit in den Vordergrund. Dieses Verhalten bezeichnet Rudolf Dreikurs als „irrige Nahziele“, also missverstandene Ziele, die nur den Zweck erfüllen, das Fehlen der sozialen Grundbedürfnisse zu kompensieren. In seinem Buch „Kinder fordern uns heraus“ gibt Dreikurs Eltern viele praxisnahe Tipps und Tricks an die Hand, mit denen sie lernen, die „irrigen Nahziele" der Kinder zu erkennen und angemessen auf das jeweilig angestrebte Ziel zu reagieren. Für ganze Elterngenerationen ist dieses Buch so zu einer Art Bibel zur Kindererziehung geworden. Bei Amazon schwärmt eine Leserin: „Eine Nachbarin empfahl mir schließlich dieses Buch. Ich las es und siehe da, plötzlich verstand ich meinen Sohn! Durch das Buch lernte ich, was zeitnahe logische und natürliche Konsequenzen sind. Ich lernte, sinnvolle Grenzen zu setzen. […]Und das alles stressfrei. Es funktioniert einwandfrei. Das Leben miteinander ist so viel lebenswerter geworden.“ Möglich wird all dies durch den Ansatz der Individualpsychologie, deren Vertreter Rudolf Dreikurs ist. Sie stellt die die menschlichen Beziehungen in den Mittelpunkt und wurde in den 1920er und 1930er Jahren von dem österreichischen Arzt Alfred Adler begründet, der zum Lehrmeister für Dreikurs werden sollte und selbst ein Schüler von Sigmund Freud war. Dreikurs war beeindruckt davon, wie Adler die Erfahrungen aus Psychiatrie und Psychotherapie für die Erziehung nutzbar machte und dabei auch die soziale Frage berücksichtigte. Von ihm übernahm Rudolf Dreikurs auch den Ansatz, dass die Familie dafür zuständig sei, die Kinder zu Selbständigkeit, Mut, Verantwortungs- und Gemeinschaftsgefühl zu erziehen. Nur in diesem vertrauten Milieu könne sich ein werdender Mensch entfalten. Adler berücksichtigte dabei auch die Geschwisterreihe, die einen großen Einfluss auf die seelische Entwicklung des Kindes habe. Diese Ansätze griff auch Rudolf Dreikurs in seinen Kursen und Artikeln auf. 1932 veröffentlichte er sein erstes Buch unter dem Titel „Das nervöse Symptom“. 1933 folgte „Einführung in die Individualpsychologie“, doch die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich verhinderte, dass es große Beachtung fand. 1937 emigrierte Rudolf Dreikurs über Brasilien in die USA, wo er die Zeitschrift „Individual Psychology News und des Individual Psychology Bulletin“ herausgab und das „American Journal of Individual Psychology“ gründete. In Chicago gründete er das Alfred Adler Institute in Erinnerung an Alfred Adler, der 1937 auf einer Vortragsreise in Schottland gestorben war. Sein wichtigster Beitrag zur Kindererziehung in den USA bestand aber darin, Kinder- und Elternberatungsstellen zu gründen und Ärzte, Psychiater und Lehrer in seiner neuen Methodik zu schulen. Seine allgemeinverständlichen Bücher insbesondere zur Lehrerausbildung vermittelten die Möglichkeiten zur Integration der Neurosenprophylaxe in die Ausbildung der Lehrkräfte. 1972 starb Rudolf Dreikurs im Alter von 75 Jahren in Chicago.

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