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Heiner Geißler

Heiner Geißler mag es, mit seinen Büchern zu provozieren. (c) privatHeiner Geißler (Jahrgang 1930) ist ein deutscher Politiker, der einem breiteren Publikum vor allem dadurch bekannt wurde, dass er 2010 die Schiedsgespräche im Streit um das Projekt Stuttgart 21 führte. Seine Beobachtungen aus dieser Zeit und viele neue Ansätze fasste er in seinem 2012 erschienenen Buch „Sapere aude! Warum wir eine neue Aufklärung brauchen“ zusammen. Zwischen 1982 und 1985 war Geißler außerdem Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit und zwischen 1977 und 1989 Generalsekretär der CDU. Heiner Geißler, der im baden-württembergischen Tuttlingen aufwuchs, besuchte ab seinem 16. Lebensjahr das Jesuiten-Kolleg St. Blasien im Schwarzwald, das als Eliteschule galt, und trat später als Novize dem Jesuitenorden bei.

Mit 23 Jahren verließ er den Orden vor dem Gelübde und studierte an der von Jesuiten betriebenen Hochschule für Philosophie in München Philosophie und Rechtswissenschaften. Nach dem Zweiten Staatsexamen, 1962, promovierte Geißler zum Dr. jur. und wurde noch im gleichen Jahr Richter am Amtsgericht Stuttgart. Zeitgleich übernahm er die Aufgabe, als Regierungsrat das Ministerbüro des Arbeits- und Sozialministers des Landes Baden-Württemberg zu leiten. Nachdem er zwischen 1961 und 1965 bereits als Landesvorsitzender der Jungen Union Baden-Württemberg tätig war, wurde er 1977 zum Generalsekretär der CDU gewählt. Erhebliche Differenzen zwischen ihm und Helmut Kohl verhinderten 1989 jedoch eine Wiederwahl. Dennoch gehörte Geißler bis 1998 dem Präsidium der CDU an und war bis 2002 Mitglied im CDU-Bundesvorstand.

In den letzten Jahren wechselte Heiner Geißler den politischen Kurs und vertrat zunehmend liberale bis linke Positionen. Vor allem seine Äußerungen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik sorgten so für Aufsehen. Seit 2007 ist er auch Mitglied der globalisierungskritischen Organisation attac. Regelmäßig vermittelte er in Tarifkonflikten und 2010 auch im Streit um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21. Dabei kam er zu der Schlussfolgerung, das gegenwärtige Wirtschaftssystem sei „nicht konsensfähig und zutiefst undemokratisch“ und müsse „ersetzt werden durch eine neue Wirtschaftsordnung“ (bei „Maybrit Illner“, 2007). Aufmerksam beobachtete Geißler den neu erwachenden zivilen Widerstand der Bürger überall in der Welt: Die arabische Revolution ist für ihn ebenso ein Zeichen demokratischer Veränderungen wie die vielfältigen Bürgeraufstände in Deutschland und in anderen Ländern Europas (u.a. Stuttgart 21).

Für ihn ist klar, dass die Demokratie in einer tiefen Krise steckt, die nur beseitigt werden kann, indem neue, zeitgemäße Antworten gefunden werden. Die Menschen wollen nicht mehr von der Politik bevormundet werden, sondern wichtige Entscheidungen selbst treffen können. Weil die Politik ihnen das nicht erlaubt, gehen immer mehr Menschen auf die Straße statt in die Wahllokale. In seinem Buch „Sapere aude! Warum wir eine neue Aufklärung brauchen“ ermuntert Geißler den zivilen Widerstand und unterstützt das Streben der Bürger nach Mündigkeit. Dabei hält er es mit Immanuel Kant, der vor mehr als 200 Jahren sagte: „Die Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Der Titel seines Buches, „Sapere aude!“, greift den Wahlspruch der Aufklärung auf: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“

Auch 2015 scheute Geißler die Provokation nicht – wenn auch diesmal mit einem anderen Thema. In seinem Buch „Was müsste Luther heute sagen?“ wagt Geißler eine sehr persönliche Annährung an den Reformator, die in Aussagen, wie „Jeder intelligente Katholik ist im Innern auch immer ein Protestant“, mündet. Er fragt sich: Könnte Martin Luther auch heute noch die Welt verändern? Eine Veränderung, da ist sich Geißler sicher, ist in jedem Fall dringend erforderlich, wenn das Reformationsjubiläum 2017 nicht zum Desaster werden soll. Das Ende der Spaltung der Kirchen ist für ihn dabei elementar: Die neue gemeinsame Kirche, die Heiner Geißler vorschwebt, ist eine Kirche, die beide Konfessionen – gleich unserem föderalen Staat – unter einem Dach vereint und damit jene moralische Kraft zurückerlangt, die notwendig ist, um den aktuellen selbstzerstörerischen Tendenzen mit Barmherzigkeit und Nächstenliebe entgegenzuwirken. „Was müsste Luther heute sagen?“ ist keine Biografie. Stattdessen zieht Geißler kluge Parallelen von Luthers Zeit bis heute und liefert viel Stoff zum Nachdenken.

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