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Thomas Gottschalk

Thomas Gottschalk ist der letzte echte große Fernsehentertainer Deutschlands. © Frank BauerThomas Gottschalk (Jahrgang 1950) war 24 Jahre lang das Gesicht der beliebtesten Unterhaltungsshow im deutschen Fernsehen: „Wetten, dass…?“ machte ihn groß und er machte die Show zu etwas ganz Besonderem. Seit er die Sendung 1987 von Frank Elstner übernahm, prägte er mit seiner lockeren Art, seinem ausgefallenen Kleidungsstil, seinem Lachen und seinen oftmals recht unkonventionellen Fragen die Samstagabende in Haushalten überall in Deutschland. Die Überziehung der Sendezeit hatte Kultstatus und war genauso sehr ein Markenzeichen von Thomas Gottschalk wie seine einst engelsblonden (nun ergrauten, also "herbstblonden") Locken.

Bevor Gottschalk Deutschlands beliebteste Fernsehsendung übernahm, studierte er in München Germanistik und Geschichte auf Grund- und Hauptschullehramt, übte diese Funktion – zum Leidwesen vieler Schüler – jedoch nie aus. Stattdessen wandte er sich schon früh den Medien zu, arbeitete als freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk und moderierte ab 1973 die Abendschau-Nachrichten. Bekannt wurde er als Moderator der Hörfunksendung „Pop nach acht“ auf Bayern 3, der erste Schritt auf dem Weg einer beispiellosen Karriere. Anfang der 1980er Jahre lernte Thomas Gottschalk bei Radio Luxemburg Frank Elstner kennen, den er später als Moderator von „Wetten, dass…“ beerben sollte. Hier machte sich der Entertainer einen Namen als „Mister Morning“, eine Rolle, die er mit seinem fröhlichen, offenen Wesen nur zu gut ausfüllte.

Zwischen 1983 und 1986 moderierte er die „B3-Radioshow“ am Nachmittag. Im Anschluss an die zweistündige Sendezeit von Thomas Gottschalk übernahm hier Günther Jauch das Mikrofon. Bayern 3 war also eine regelrechte Kaderschmiede deutscher Showgrößen. Im Laufe der folgenden Jahre sollten sich Jauch und Gottschalk immer wieder begegnen, zuletzt unter anderem in dem RTL-Fernsehformat „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“, wo die beiden in verschiedenen Disziplinen gegen mehrere Studiokandidaten antreten. Parallel zu seinen Sendungen im Radio kam Thomas Gottschalk schon 1976 ins Fernsehen, wo er die Musikclip-Show „Szene“ (später „Pop Stop“) moderierte. Es folgten Moderationen bei der Anrufsendung „Telespiele“ und der Musikshow „Thommys Pop-Show“, in der Thomas Gottschalk aktuelle Videoclips präsentierte.

Für die Sendung „Na sowas!“, die er von 1982 bis 1984 moderierte, erhielt er 1986 die „Goldene Kamera“. Sie machte ihn einem breiten Publikum bekannt und brachte ihm viel Begeisterung und Sympathie ein. Schon damals schätzten die Zuschauer seine lockere, leicht unkonventionelle Art der Gesprächsführung und seinen ungewöhnlichen Kleidungsstil, der – für damalige Verhältnisse äußerst unüblich – aus Jeans und Micky-Maus-T-Shirt oder wahlweise Shorts und Schlappen bestand. Anfragen für Kino- und Fernsehfilme ließen dann auch nicht lange auf sich warten: Gemeinsam mit Mike Krüger drehte Thomas Gottschalk in den 1980er Jahren die Filme „Piratensender Powerplay“, „Die Supernasen“, „Zwei Nasen tanken Super“ und „Die Einsteiger“. Weitere Rollen ergatterte er unter anderem in den Filmen „Zärtliche Chaoten“, „Eine Frau namens Harry“ und „Trabbi goes to Hollywood“. Auch später noch war Thomas Gottschalk hin und wieder in Kino- und Fernsehfilmen, darunter „1 ½ Ritter“ und „Der Zoowärter“, zu sehen. 2002 war er außerdem die Synchronstimme von Garfield in „Garfield - Der Film“. Als Synchronsprecher machte er sich aber vor allem als Stimme des Mikey in „Kuck mal, wer da spricht“ einen Namen. Hollywood-Luft durfte er außerdem mit einer Minirolle in "Sister Act 2" schnuppern.

Am 26. September 1987 ging Thomas Gottschalk zum ersten Mal mit „Wetten, dass…?“ auf Sendung. Der Rest ist Fernsehgeschichte! Seit 2009 stand ihm dabei auch die charmante Kollegin Michelle Hunziker zur Seite. Pro Folge soll er eine Gage von 100.000 Euro erhalten haben, was ihn zu den bestbezahlten Persönlichkeiten im deutschen TV machte. Die Wende in seiner Karriere kam, als sich der Wettkandidat Samuel Koch am 4. Dezember 2010 bei einer Sendung schwer verletzte. Koch ist seither querschnittsgelähmt. Thomas Gottschalk gab daraufhin das Ende seiner Moderation bekannt. Es liege „ein Schatten auf der Sendung“, der es ihm nicht erlaube, „zu der guten Laune zurückzufinden“, für die er früher beim Publikum, bei Gästen und Kandidaten gleichermaßen beliebt war. Auch Markus Lanz, der Thomas Gottschalk im Oktober 2012 beerbte, wollte das nicht so richtig gelingen. Die Sendung wurde Ende 2014 eingestellt. Damit ging nach 33 Jahren und 215 Sendungen eine Ära im deutschen TV zu Ende.

Anlässlich seines 65. Geburtstags im Mai 2015 gab Thomas Gottschalk, der soeben seine Autobiographie „Herbstblond“ veröffentlicht hatte, jedoch zu, er halte „eine einmalige Show im Jahr für möglich“ (Stern). Als Serie sei das Format erledigt, erklärte er dem Magazin, aber „als Event einmal im Jahr könnte es funktionieren.“ Beim ZDF gibt es im Moment jedoch keine Pläne, das Format wieder aufleben zu lassen, und auch Gottschalk wollte sich nicht dazu äußern, ob er gegebenenfalls wieder für „Wetten, dass…?“ vor der Kamera stehen würde. Seit seinem Ausscheiden bei dem Show-Dinosaurier war Thomas Gottschalk als Juror in „Das Supertalent“, in seiner eigenen Sendung „Gottschalk Live“ und in „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“ zu sehen. Seit 2014 läuft außerdem das RTL-Format „Back to School – Gottschalks großes Klassentreffen“, in dem der Entertainer auf alte Schulkameraden und ehemalige Lehrer von prominenten Gästen trifft. Keines seiner Formate konnte sich bisher jedoch durchsetzen und auch nur annähernd an den Erfolg von „Wetten, dass…?“ anknüpfen.

Doch das ist vielleicht auch gar nicht notwendig. Blickt man auf seine Biographie, hat man das Gefühl, Gottschalk habe im Leben alles erreicht, wovon die meisten von uns nicht einmal zu träumen wagen würden. Kurz vor seinem 65. Geburtstag veröffentlichte er seine Autobiographie „Herbstblond“, die vor allem dadurch begeistert, dass man deutlich merkt, dass jedes einzelne Wort von ihm stammt. Es ist Thomas Gottschalk, der hier spricht, gewohnt schlagfertig, authentisch und mit Ecken und Kanten. Mit einem Augenzwinkern erzählt er viele spannende Anekdoten aus seinem abenteuerlichen Leben und lässt die Leser endlich einmal hinter die Kulissen blicken. Nicht bemüht fröhlich, nicht aufdringlich laut, sondern wohltuend ruhig und schlicht gehalten: „Ich schreibe, Sie lesen.“ Dafür schoss das Buch zu Recht schnell auf die vordersten Plätze der deutschen Bestsellerlisten und hielt sich dort lange sehr wacker.

Jan Böhmermann lobte gegenüber der ZEIT: „Selbst wenn er es versucht, gelingt es ihm nicht, zu verbergen, dass er die Menschen mag. Thomas Gottschalk ist der letzte echte große Fernsehentertainer Deutschlands“ und die ZEIT schrieb dazu: „Als Lieblingsentertainer der Deutschen, als Fernsehonkel der Nation, ist Gottschalk heute schon so drüber, so altmodisch, so abgemeldet – dass es irgendwie schon wieder richtig klingt und einen klugen Distinktionsgewinn verspricht, sich wohlwollend, anerkennend, fast liebevoll über ihn zu äußern.“

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