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Magda Hollander-Lafon

Magda Hollander-Lafon hat das KZ Auschwitz überlebt.  ©  Richard Dumas/Agence VU/laifMagda Hollander-Lafon (Jahrgang 1922) hat eigentlich zwei Leben gelebt. Das eine begann als Kind einer jüdischen Familie in Záhony, Ungarn, und endete, als sie 1944 im Alter von 16 Jahren in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurde. Dort wurden 350.000 ungarische Juden direkt nach ihrer Ankunft umgebracht, darunter auch die Mutter und die Schwester von Magda Hollander-Lafon. Ihr zweites Leben begann an einem Sonntagnachmittag. Nur am Sonntagnachmittag hatten die KZ-Häftlinge arbeitsfrei. Vor einer Baracke traf Hollander-Lafon auf eine sterbende Frau, die sie zu sich heranwinkte und ihr vier Stück Brot gab, die sie in der Hand hielt. Das Brot war verschimmelt, doch damals war „Brot, egal, ob verschimmelt, gleichbedeutend mit Leben.“ Die Frau forderte sie auf zu leben und zu erzählen, was dort geschah. „Sag der Welt, was hier los ist, damit es nie mehr geschieht. Nirgendwo.“  Magda Hollander-Lafon nahm die vier Stückchen Brot, die später namensgebend für ihre Lebenserinnerungen werden sollten, und aß sie vor den Augen der Frau. Und sie überlebte das KZ.

Die Erinnerungen an das, was sie dort erlebte, verdrängte und vergaß Hollander-Lafon viele Jahre lang. Sie ließ sich in Brüssel christlich taufen, studierte und wurde Kinderpsychologin. Erst eine Krankheit und die Aussage von Darquier de Pellepoix, in Auschwitz seien nur Läuse vergast worden, erweckten die Erinnerungen wieder zum Leben. Es war ein langsamer, stetiger und auch schmerzhafter Prozess des Erinnerns, der Auseinandersetzung mit dem Geschehenen, doch Hollander-Lafon spürte, dass sie hier und jetzt bescheiden einen Beitrag zu leisten hatte, „damit das von damals nie wieder geschieht.“ Genau das hat sie mit ihrem Buch „Vier Stückchen Brot“ getan. Dort schreibt sie: „Bedachtsam blättere ich im Buch meines Lebens. Es enthält leere Seiten, vergilbte, verblasste und stille, die darauf warten, gelesen zu werden.“

Und das ist das Besondere an ihrer Autobiografie: Anders als viele Bücher über den Holocaust endet es nicht 1945 mit der Befreiung der Konzentrationslager. Das Erlebnis mit den vier Brotstückchen wies Hollander-Lafon den Weg ins Leben und so ist auch ihr Buch ein Buch über das Leben. „In jedem menschlichen Wesen“, so sagt sie im Interview mit ihrem Verlag, „auch und vor allem unserer Kinder warten diese Wunder des Lebens und riesigen Möglichkeiten für ein besseres Morgen. Das ist für mich ganz wichtig: In jedem von uns das Beste zu wecken.“ Ihre Botschaft ist also ganz klar: „Wenn ein junges, einfaches Mädchen wie ich da durch konnte, dann steht fest: In jedem von uns wohnt diese gewaltige Kraft des Lebens und will uns anfeuern, jeden Tag.“ Dass diese Kraft da ist, davon ist Magda Hollander-Lafon fest überzeugt, „doch wir nutzen sie oft nicht genug. Aber sie hält sich für uns in Bereitschaft. Ununterbrochen.“ Schon wegen dieser Botschaft sollte ihr Buch „Vier Stückchen Brot“ zur Pflichtlektüre über den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg gehören.

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