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Cynan Jones

Der walisische Autor Cynan Jones weiß in seinem Buch Naturgewalten zu entfesseln. (c) Alice FiorilliCynan Jones (Jahrgang 1975) zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellern aus Wales – eine Tatsache, die er erst 2015 mit „Graben“ wieder unter Beweis gestellt hat, einem opulenten Meisterwerk von roher Schönheit, für das Jones gerade einmal 150 Textseiten benötigte. Verdichtung und der klassische Kampf zwischen Gut und Böse machen „Graben“ zu einem Buch, das man gelesen haben sollte. Dabei macht Cynan Jones dem Ruf der Waliser, ein zäher, verschlossener Menschenschlag in einer rauen Wildnis zu sein, in der nicht viel gesprochen wird, alle Ehre. Er ist kein Mann vieler Worte, aber die Worte, die er wählt, sitzen. Pathos ist Cynan Jones fremd, doch gerade indem er die großen Themen in Selbstverständlichkeiten abhandelt, berühren sie und erzeugen eine Wirkung. Verknappung als Mittel zur Dramatik, so könnte man den Stil von Cynan Jones wohl bezeichnen. Das Leben und Sterben, das Jagen und Gejagt werden, all das wird bei ihm zu einem ewigen Kreislauf, der unvermeidlich ist. Genauso wie das grandiose Finale in „Graben“. Auch das ist unvermeidbar und von solcher Unausweichlichkeit, dass es auch für den Leser regelrecht beklemmend wird.

All das ist der großen Sprachkunst von Cynan Jones zuzuschreiben, einem Mann, über den man sonst nicht viel weiß, außer dass er in Wales geboren wurde und in der Nähe von Aberaeron aufwuchs. Er ist seinem Land bis heute treu geblieben, lebt und arbeitet hier. Schon früh machte er sich in seiner Heimat mit Kurzgeschichten einen Namen. Auch Romane hat Cynan Jones schon veröffentlicht: „The Long Dry“ erschien 2006, 2011 folgte „Everything I Found on the Beach“ und 2012 erschien „Bird, Blood, Snow“. „Graben“ ist der erste seiner Romane, der auch ins Deutsche übersetzt wurde und der uns nun endlich diesen grandiosen Waliser zugänglich macht. Es war höchste Zeit, möchte man meinen, wenn man das schmale Büchlein ausgelesen hat, das so viele Wahrheiten enthält.

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