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Natsuo Kirino

Natsuo Kirino (Jahrgang 1951) ist eine japanische Krimiautorin, deren sozialkritische Romane die Situation im modernen Japan – im Konflikt zwischen Tradition und moderner Konsumgesellschaft – schildern. Dabei hat Natsuo Kirino eine besondere Vorliebe für das sogenannte Unterschichtenmilieu und die Schattenseite der Gesellschaft. Analog zur sogenannten „white-trash“-Kunstbewegung etabliert sie eine Art „yellow trash“, thematisiert Tabus und zeigt sich stets als Kritikerin und Angreiferin des Systems. Natsuo Kirino, deren bürgerlicher Name Mariko Hashioka lautet, stammt aus Kanazawa und studierte an der Seikei University Rechtswissenschaften. Anschließend arbeitete sie in verschiedenen Positionen, machte hier aber als Frau häufig negative Erfahrungen. Aus diesen Erlebnissen heraus speisen sich ihre Romane unter anderem. Nach der Geburt ihrer ersten Tochter besuchte Natsuo Kirino eine Scenario Writer School und legte sich ihr Pseudonym zu, unter dem sie seit Mitte der 1980er Jahre publizierte. Ein zweites Pseudonym, dessen sich Mariko Hashioka bediente, lautete Noemi Nobara. Zunächst waren es vor allem Jugendbücher und Liebesromane, die unter dem Namen Natsuo Kirino erschienen. Sie fanden jedoch wenig Beachtung. Der Durchbruch gelang ihr als Krimiautorin. Ihre Bücher werden zum Genre des Roman Noir gezählt und orientieren sich stilistisch am amerikanischen „hardboiled“-Krimi. Gleich ihr erstes Buch, „Kao ni furikakaru ame“ (1993) erhielt den Edogawa-Rampo-Preis für Kriminalliteratur. Internationale Bekanntheit erlangte Natsuo Kirino für ihren dritten Krimi: „Die Umarmung des Todes“ (1997). Das Buch wurde mit dem Mystery Writers of Japan Award ausgezeichnet und später – in der englischen Übersetzung – für den Edgar Allan Poe Award nominiert. Interessant ist, dass „Die Umarmung des Todes“ vollkommen ohne Helden auskommt. Die Geschichte aus den Schattenbereichen der japanischen Gesellschaft wird ohne Hauptfiguren und ohne klassische Gut- und Böseeinteilungen erzählt. Stattdessen überzeugt Natsuo Kirino mit sehr sorgfältigen, tiefgründigen Charakterstudien. Schnelle Effekthascherei ist ihr Ding nicht. Statt ein blutiges Gemetzel zu veranstalten, ergründet Kirino die Untiefen der menschlichen Psyche, beschreibt ausgiebig charakterliche Veränderungen und beleuchtet einzelne Handlungen und Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven. Das nimmt dem Roman etwas das Tempo, entfaltet aber zugleich einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Sicher liegt das auch daran, dass Natsuo Kirino es bis zum Schluss versteht, ihren Leser zu überraschen. Es lohnt sich also auch, einen Blick in ihre anderen Bücher, „Grotesk“ und „Teufelskind“, zu werfen. Weitere Romane von Natsuo Kirino liegen in der deutschen Übersetzung bislang noch nicht vor.

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