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Amanda Knox

Als Amanda Knox sich entschied, ihr Auslandssemester an der italienischen Universität von Perugia zu verbringen, hoffte sie zwar, dass diese Erfahrung ihr Leben verändern würde – doch sie hätte sich sicher nie im Traum vorstellen können, was dort tatsächlich passieren würde. Nur drei Monate, nachdem Amanda Knox und ihre Mitbewohnerin, die britische Austauschstudentin Meredith Kercher, ihr Studium im August 2007 begonnen hatten, war Kercher tot und Knox die Hauptverdächtige. Amanda Knox und ihr damaliger Freund, Raffaele Sollecito, den sie auf einem Konzert für klassische Musik kennengelernt hatte, sollen sich sexuell an Meredith Kercher vergangen und sie dann grausam ermordet haben. Nun begann für Amanda Knox der Albtraum, den sie 2013 in ihrem Buch „Zeit, gehört zu werden“ schilderte. Noch während sich die Amerikanerin selbst für eine wichtige Zeugin im Mordfall hielt, war sie für die Polizei schon längst die Hauptverdächtige. Eine Hetzjagd begann, die extreme Zweifel am Rechtssystem Italiens aufkommen ließ, denn vom juristischen Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“ schien hier noch nie jemand gehört zu haben. Die Presse stürzte sich auf Amanda Knox, die durch ihr unkonventionelles Verhalten auffiel und sich dadurch noch verdächtiger machte. Staatsanwaltschaft und Presse setzten alles daran, Amanda Knox als eiskaltes, gefühlloses, mordendes Monster zu präsentieren – und Boulevard-Blätter in aller Welt sprangen auf den Fall auf. Bald hatte man ihr den Namen „Engel mit den Eisaugen“ aufgedrückt, den sie nie wieder loswerden sollte. Ihr kühles Verhalten erregte Misstrauen. Für die Medien war sie „eine leere Maske, auf die Beteiligte wie Unbeteiligte ihre eigenen Gefühle projizierten: verteufelt, verhasst, verklärt“ (Spiegel Online). Trotz vieler Pannen im Indizienprozess und offensichtlicher Fehler wurde Amanda Knox, die unter Druck ein falsches Geständnis abgegeben hatte, zu 26 Jahren Haft verurteilt. Es folgten 1400 schreckliche Tage im Gefängnis, bevor das Berufungsverfahren im Oktober 2011 Erfolg hatte und Amanda Knox die Freiheit zurückgab. Zurück in Amerika versuchte sie, das Erlebte zu verarbeiten. Ihr Buch „Zeit, gehört zu werden“ ist aber mehr als nur eine persönliche Aufarbeitung der Geschehnisse. Erstmals sieht Amanda Knox hier die Möglichkeit, ihre Version der Geschichte zu erzählen und Dinge richtigzustellen, die ihrer Meinung nach in der Presse falsch verbreitet wurden. Eine Woche zuvor hatte bereits Know‘ Exfreund, Raffaele Sollecito, seine Sicht der Dinge veröffentlicht und das Buch stürmte – wie nicht anders zu erwarten – die Bestsellerlisten. Blutdurst und Neugier trieben die Verkaufszahlen in die Höhe, doch die Frage nach der Schuld von Amanda Knox ist noch immer nicht ganz aus der Welt – auch aus juristischer Sicht. Am 26. März 2013 entschied das Kassationsgericht in Rom, der Freispruch für Amanda Knox sei eine eine „seltene Mischung aus Gesetzesverstößen und logischen Fehlern gewesen“ und erklärte, das Verfahren neu aufrollen zu wollen. Für Amanda Knox heißt das, dass ihr Albtraum noch lange nicht zu Ende ist. In ihrem ersten TV-Interview erinnerte sie sich Anfang Mai 2013 gegenüber Diane Sawyer, sie sei bereits im vorangegangenen Prozess „durch ein Feld aus Stacheldraht“ gekrochen. Das Interview war ein verzweifelter Versuch, das wahre Gesicht der Amanda Knox hinter der Eismaske zu zeigen, doch wieder wollen die Medien nur das in ihr sehen, was sie schon immer gesehen haben. Spiegel Online schreibt: „Sie widersetzt sich dem in den USA üblichen Begehr nach charismatischer Charakterisierung. Verweigert die großen Gefühle, bleibt unentschlüsselbar. Trotz aller Bemühungen von ABC, sie mit Heimvideos und Synthesizer-Soundtrack menschlicher erscheinen zu lassen.“ Doch Amanda Knox gibt nicht auf. „Ich möchte wieder als Mensch in Betracht gezogen werden“, sagt sie im Interview. Diesen Eindruck bekommt auch der Leser, wenn er „Zeit, gehört zu werden“ liest, ein Buch, das zutiefst erschüttert und berührt. Es beantwortet zwar noch immer nicht über jeden Zweifel erhaben die Frage, ob Amanda Knox unschuldig ist oder nicht, aber es ist eine Stimme, die gehört werden sollte, wenn man trotz allem daran glauben möchte, dass ein Gericht im Zweifel für den Angeklagten entscheiden sollte.

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