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Hans Küng

Hans Küng ruft zu einem neuen Verständnis der biblischen Botschaft auf. (c) Jos SchmidHans Küng (Jahrgang 1928) ist ein Schweizer Theologe und Priester, der in seinen Büchern zu einem neuen Verständnis der biblischen Botschaft aufruft. Er sieht in ihr die Möglichkeit zu einer neuen besseren Welt, die sich am Menschen und am realen Leben orientiert – weit ab von der Tempelfrömmigkeit und Gottesverklärung vergangener Jahrhunderte, die in der römisch-katholischen Kirche noch immer maßgeblich sind. Für ihn verkündet die Bibel eine frohe Botschaft, die den Christen zu Gottes Dienst am Menschen aufruft. Hans Küng tritt öffentlich als Papst-Kritiker und Reformer auf – und wurde dafür mit dem Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis sanktioniert. In einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen vom Glauben abwenden und nur noch wenige junge Männer Priester werden wollen, zeigt Küng in seinen Büchern die Missstände in der römisch-katholischen Kirche auf, die noch nicht in der Gegenwart angekommen ist und sich noch immer an uralten Dogmen orientiert.

Im Interview mit dem Magazin Spiegel erklärte Hans Küng 2011, er verstehe unter kirchlichem Notstand, „dass das kirchliche Leben in vielen Ländern auf Gemeindeebene weithin zusammengebrochen ist. In Deutschland gab es 2010 zum ersten Mal mehr Austritte aus der katholischen Kirche (über 181.000) als Taufen (rund 170.000). Wir haben seit dem Konzil in den sechziger Jahren Zehntausende von Priestern verloren, Hunderte von Pfarrhäusern sind ohne Pfarrer, Männer- wie Frauenorden sterben aus, sie finden keinen Nachwuchs mehr. Der Gottesdienstbesuch sinkt ständig.“ Dennoch sei die katholische Kirche nicht bereit, den Notstand anzuerkennen und danach zu handeln. Für Hans Küng gibt es nur einen Ausweg aus der derzeitigen Krise: Die katholische Kirche muss das römische Herrschaftssystem aufgeben – eine antiquierte Institution aus dem 11. Jahrhundert, die keinerlei Legitimation habe und die Botschaft der Bibel für eigene Machtinteressen verfälschte. Papst Benedikt XVI. warf er damals im „Zeit“-Interview vor, die Selbstherrlichkeit, mit der das absolutistisch regierende Oberhaupt der katholischen Kirche agiere, überrage selbst jene, die Ludwig XIV. einst an den Tag gelegt habe. Dennoch standen der damalige Papst und Hans Küng in steter Korrespondenz miteinander, die auch nach Küngs Buch „Ist die Kirche noch zu retten?“ keinen Schaden genommen hat.

Hans Küng studierte zunächst in seiner Schweizer Heimat Philosophie, bevor er an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom ein Studium der Theologie anschloss. In dieser Zeit kultivierte Küng das Gebet ausgiebig, wobei es ihm ein paar Mal gelungen sei, „ganz von der Gegenwart Gottes und innerer Freude erfüllt“ zu sein. Dennoch gestand Hans Küng, die hohe Gabe, die für diese höheren Stufen des Gebets notwendig seien, nur bedingt zu besitzen. Nach dem Abschluss seines Studiums wurde er zum katholischen Priester geweiht. Schon in seiner Promotion rief er dazu auf, die Differenzen zwischen Protestanten und Katholiken in der Frage der Rechtfertigung des Sünders zu überwinden  und wurde später zu einem Vater der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre im Jahr 1999. 1962 war Hans Küng als junger Berater Teilnehmer des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das richtungsweisende Reformkonzil sollte die katholische Kirche in eine neue Zeit führen. 1960 hatte Hans Küng seine Erwartungen an das Konzil in dem Buch „Konzil und Wiedervereinigung“ festgehalten, darunter folgende Forderungen: „Erstens: Ernstnehmen der Reformation als eines religiösen Ereignisses. Zweitens: Hochschätzung der Bibel im Gottesdienst, in der Theologie und im ganzen Leben der Kirche. Drittens: Verwirklichung eines echten Volksgottesdienstes in der Volkssprache in Verkündigung und Abendmahl. Viertens: Aufwertung der Laienschaft in Gottesdienst und Gemeindeleben. Fünftens: Anpassung der Kirche an die verschiedenen Kulturen und der Dialog mit ihnen. Und schließlich sechstens: Reform der Volksfrömmigkeit.“ (n-tv Interview 2012: „Die Kirche ist wirklich krank“).

Vieles davon wurde inzwischen umgesetzt, doch schon 1965 wendete sich Hans Küng in einem Brief an Papst Paul VI. und kritisierte, dass weder die Geburtenkontrolle, die Mischehenfrage, das Pflichtzölibat oder Strukturreformen noch die Reform der Bußpraxis, Beichte und Ablässe diskutiert worden wären. Auch die Übertragung der Papstwahl vom Kardinalskollegium auf die für die Kirche repräsentative Bischofssynode war nicht zur Sprache gekommen. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Noch immer sieht Hans Küng diese Punkte als wichtige Themen, denen sich die Kirche stellen muss, die sie aber einfach ausblendet. Er kritisierte damals: „Ratzinger und die Seinen leben geistig noch immer im Mittelalter. Das ist keine Verleumdung, sondern das würde er sogar bejahen, denn er will ja die mittelalterliche Liturgie wieder aufwärmen mit der lateinischen Sprache und alten, komplizierten Riten.“ (n-tv) Für den damaligen Papst zählten nur die Traditionen und der Machterhalt. Dadurch würde die römisch-katholische Kirche zur reinen „Fassadenkirche“.

Seine Streitschriften brachten Hans Küng seit jeher in Konflikt mit der Kirche, die ihm im Dezember 1979 schließlich die kirchliche Lehrerlaubnis entzog. Dennoch unterrichtet er bis heute an vielen theologischen Fakultäten, ist ständig in den Medien präsent und lässt sich nicht daran hindern, die Kirche weiterhin zu kritisieren. Mit seiner Stiftung „Weltethos“ setzt sich Hans Küng für globale ethische Standards ein und in seinen Büchern schildert er seine Vorstellungen einer reformierten Kirche. Ein gutes Beispiel dafür ist sein Buch „Jesus“ aus dem Jahr 2012, in dem Hans Küng mutig für einen Wandel des Herzens und der Gesinnung eintritt, wie er der „frohen Botschaft“ angemessen ist. 2014 erschien ein weiteres sehr streitbares  Buch von Hans Küng: „Glücklich sterben?“. Darin setzt er sich für das Recht des Menschen ein, über das Glück des letzten Stündleins selbst entscheiden zu dürfen. Während die Kirche die Sterbehilfe und den Suizid verurteilt, ist die Lehre Gottes für Hans Küng kein Widerspruch zu einem würdigen, selbstbestimmten Ende, das unnötiges und unmenschliches Siechtum vermeidet. „Gerade weil ich an ein ewiges Leben glaube, darf ich, wenn es an der Zeit ist, in eigener Verantwortung über Zeitpunkt und Art meines Sterbens entscheiden“, sagt Hans Küng in seinem Buch. Das darin enthaltene Gespräch, das er mit Anne Will zum Thema führte, stärkt diese Position einmal mehr und macht es extra lesenswert.

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