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Alice Munro

Alice Munro wurde 2013 mit dem Literaturnobelpreis geehrt. (c) Derek ShaptonAlice Munro (Jahrgang 1931) gilt als eine der bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit und wurde immer wieder als heiße Favoriten für den Literaturnobelpreis gehandelt – bis sie ihn 2013 endlich erhielt. Die kanadische Autorin hat sich mit außergewöhnlichen Short Stories einen Namen gemacht und wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet. Munro wuchs in Ontario auf einer Zuchtfarm für Silberfüchse auf und studierte an der University of Western Ontario Journalistik. Aus Geldmangel konnte sie dieses Studium jedoch nie zu Ende führen. Schon als Kind hatte sie Schriftstellerin werden wollen, nachdem sie Hans Christian Andersens „Die kleine Meerjungfrau“ gelesen und das Ende des Märchens als zu traurig empfunden hatte. In ihrer Version gab es ein glücklicheres Ende. Diesem Zwang nach einem Happy End beugt sich Alice Munro inzwischen jedoch längst nicht mehr. Nach dem Abbruch ihres Studiums heiratete sie und bekam vier Kinder. In zweiter Ehe heiratete sie 1976 den Geographen Gerold Fremlin. Das Schreiben begleitete sie während all dieser Zeit – noch lange bevor sie 1968 endlich ihren ersten Erzählband, „Tanz der seligen Geister“, veröffentlichen konnte. Ihr Debüt wurde sogleich ein großer Erfolg und brachte ihr von Seiten der Kritiker viel Lob ein. Schon zu Beginn ihrer schriftstellerischen Karriere galt Alice Munro als Autorin, die es verstand, „Alltagsgeschehnisse und vermeintlich alltägliche Gefühle kondensiert wiederzugeben“ (Spiegel). In „Himmel und Hölle“ (2004) beispielsweise lässt sie uns in eindrücklichen Milieu- und Charakterstudien an den verschiedenen Gesichtern des Lebens ihrer neun Hauptfiguren teilhaben. Jede Geschichte ist ein Mikrokosmos und jeder ruft auf seine Art extreme Gefühle wach. Schon in „Die Liebe einer Frau“, ihrer Sammlung von drei Erzählungen und einem kurzen Roman aus dem Jahr 1998, hatte sie es verstanden, den Leser verführerisch mit Worten zu umgarnen, bis er keinen Weg mehr aus ihrem Netz wusste und der Pointe hilflos ausgeliefert war. Alice Munro kennt keine Zwischentöne. Sie ist ganz oder gar nicht und lässt zwischen dem ersten und letzten Wort ihrer Geschichten keine Gnade walten. Oft auch nicht darüber hinaus. Bis heute hat sich daran nichts geändert. 2009 erschien ihr 12. Buch: „Zu viel Glück“, eine Sammlung von 10 Geschichten über das zerbrechlichste Gefühl der Welt. Alice Munro braucht keine Romane, um das zu sagen, was sie sagen will. Im Gegenteilt: In ihrer Verknappung und klaren Form sagt sie auf 10 Seiten mehr „als auf 100 Seiten von Thomas Pynchon“ (BILD) gesagt wird. Sie limitiert sich aber auch nicht. Gerne reizt Alice Munro ihre Erzählungen und Kurzgeschichten bis fast auf die Länge einer Novelle aus. Ohne Scheu wechselt sie dabei auch die Perspektive und folgt feinfühligen Windungen von Ehen und Lebenswegen. Warum sie aber nie ein Roman geschrieben hat, lässt sich wohl damit erklären, dass Munro vor allem auch Mutter war. Da war keine Zeit für eine ausschweifende Geschichte. Dennoch ist nichts davon einfach nur hingeworfen – auch wenn ihr leichtfüßiger Stil das glauben machen könnte. Die Geschichten sind immer gründlich ausgearbeitet und psychologisch stimmig. Das Leben von Alice Munro wurde 1994 in dem Film „Mütter und Töchter“ verfilmt, der auf den Kindheitserinnerungen ihrer Tochter Sheila basiert. Außerdem wurde ihre Kurzgeschichte „The Bear Came Over the Mountain“ 2006 von der kanadischen Regisseurin Sarah Polley verfilmt. Unter den zahlreichen Auszeichnungen, die Alice Munro im Laufe ihres Lebens erhalten hat, sind der Giller Prize, der National Book Critics Circle Award for Fiction (1998) und der Governor General's Award for Fiction. 2013 wurde ihr zudem endlich der langersehnte Literaturnobelpreis zugesprochen. Zur Verleihung konnte sie jedoch nicht persönlich anreisen. Ihre Gesundheit reiche dafür nicht aus, schrieb sie der Schwedischen Akademie. Das Komitee ehrte sie als „Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte“ und bedauerte ihr Fehlen bei der Preisverleihung sehr. Das weltweite Feuilleton begrüßte die Entscheidung für Alice Munro, schließlich galt sie schon seit vielen Jahren – neben Philip Roth und Thomas Pynchon – als eine der Schriftstellerinnen, die den Preis dringend verdient hätten. Zugleich aber galt das Nobelpreis-Komitee als überaus antiamerikanistisch und war bekannt dafür, den Preis auch aus politischem Kalkül heraus zu vergeben. Bei Alice Munro liegt der Fall anders, darüber ist sich die Presse einig: „Die Entscheidung für Munro ist die Entscheidung für eine große Schriftstellerin“, schrieb der Spiegel. Jonathan Franzen schwärmte: „Mit ihr kann es auf diesem Planeten allenfalls eine Handvoll Schriftsteller aufnehmen.“ Klarheit und Makellosigkeit und eine klassische, fast altmeisterliche handwerkliche Begabung für das Schreiben sind die Markenzeichen von Alice Munro – und das sind Gründe genug, ihre Werke durch den Literaturnobelpreis hervorzuheben und sie einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Das haben die Erzählungen von Alice Munro einfach verdient.

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