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Haruki Murakami

Haruki Murakami ist ein Phänomen der Gegenwartsliteratur. © Markus Tedeskino - Agentur FocuHaruki Murakami (Jahrgang 1949) ist ein vielfach ausgezeichneter japanischer Autor von Romanen und Erzählungen. Seine Bücher erhielten zahlreiche Literaturpreise und werden trotz ihrer kühlen Sprache und ihrer surrealen Beschreibungen dystopischer Szenarien in aller Welt geschätzt. Haruki Murakami ist bekannt für die Schilderungen gefühlsmäßig verarmter und vereinsamter Menschen, die sich in einer feindlichen Welt bewegen, manchmal als brutales Paralleluniversum mit fließenden Grenzen zu unserer realen Welt geschildert. Ein Sprachkünstler ist Murakami nicht. Stattdessen überzeugt er durch einen strengen formalen Handlungsaufbau, durch eine kühle Sprache und eine Erzählweise, die man schon als gewieft bezeichnen muss.

In seinem Bestseller „IQ84“ schreibt er selbst: „Vereinfacht ausgedrückt war es die Aufgabe einer Geschichte, eine bestimmte Problematik in eine andere Form umzuwandeln. Durch Merkmale und die Richtung dieser Wandlung deutete sich auf der erzählenden Ebene eine Antwort an.“ Gleich erkennt der Leser, dass es sich hier um einen Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers selbst handelt. Denn nicht anders kann man Haruki Murakami nennen, dessen neue Werke stets mit größter Spannung erwartet werden. Murakami stammt aus Kyoto, wo er als Sohn eines buddhistischen Priesters aufwuchs. Schon früh interessierte er sich für westliche Literatur und Musik, womit er damals schon den Grundstein für seine späteren Werke legte, die zumeist der Pop-Kultur zuzuordnen sind. Sein Studium der Theaterwissenschaften und des Drehbuchschreibens absolvierte Murakami an der Waseda-Universität. Nebenbei arbeitete er in einem Plattenladen und eröffnete später sogar eine eigene Jazzbar in Tokio.

Zum Schreiben kam Murakami 1978. Von seinen ersten beiden Romanen, die 1979 und 1980 erschienen, distanzierte er sich später allerdings ausdrücklich. Es sollte viele Jahre dauern, bis „Der Wind singt“ und „Pinball 1973“ endlich in einem Doppelband außerhalb Japans erhältlich waren. Erst 2015 wurden sie in einem Doppelband veröffentlicht. Liest man die beiden Romane – vor allem „Wenn der Wind singt“ – fragt man sich unweigerlich, warum Haruki Murakami der Übersetzung so lange seine Zustimmung verweigert hat. Beide Romane lesen sich bezaubernd und enthalten schon das, was man heute als typischen Murakami-Stil bezeichnen kann. Das Kulturradio fasste es sehr schön in Worte: „Es fühlt sich an, als könnte man Haruki Murakamis Schreiben jetzt endlich an der Wurzel packen.“ Die Romane seien alles andere als ein peinliches Frühwerk und brauchten sich vor den folgenden Büchern nicht zu verstecken. Anne-Dore Krohn von Kulturradio führt es darauf zurück, dass sich Murakami erst nach seinem dritten Roman als Schriftsteller gefühlt hätte, weshalb er die ersten beiden Bücher als seine „Küchentischromane“ bezeichnet habe. Dort habe er sie nachts verfasst. Auf Englisch. Der Legende nach deshalb, weil er nur eine Schreibmaschine mit lateinischen Buchstaben hatte und sowieso kein Verhältnis zur japanischen Literatur, wie Sebastian Hemmelehe vom SPIEGEL zu berichten wusste.

Offiziell begann der literarische Erfolg Haruki Murakamis 1982 mit der Veröffentlichung von „Wilde Schafsjagd“, das bis heute zu seinen besten Büchern zählt. Es folgten zahlreiche weitere Top-Titel, darunter „Naokos Lächeln“, „Kafka am Strand“ und „1Q84“ (2010), das an Orson Wells‘ „1984“ angelehnt ist und vielfach als Murakamis Opus Magnum bezeichnet wurde. Als 2013 sein Roman „Die Pilgerjahre des farblosen Herr Tazaki“ mit einer bislang beispiellosen Rekordauflage in Japan erschien, da stürzten sich seine Fans und Kritiker gleichermaßen auf das Buch. Die Resonanz war jedoch nicht einheitlich positiv: Zu deutlich unterscheidet sich das Buch an einigen Stellen von den erfolgreichen Vorgängern.

Vor allem dadurch, dass sich das Surreale in diesem Roman sehr im Hintergrund hält. Stattdessen hat Haruki Murakami ein wichtiges Buch über die Bedeutung der Werte im Leben eines Menschen geschrieben, über die Entdeckung des wahren Ichs und die Freiheiten des Individuums. Vielleicht ist „Die Pilgerreise des farblosen Herrn Tazaki“ schon als Spätwerk des Künstlers zu betrachten, durch das nun die Lebensweisheit und Reife des Autors klingt. Er spricht von Einsamkeit, davon, wie wichtig Freunde sind, und lässt seinen Protagonisten Bilanz ziehen und Prioritäten setzen. So betrachtet zeigt sich das Genie dieses Romans, der von Weisheit durchdrungen ist. Zudem bietet Haruki Murakami seinem Leser einen guten Einblick in die japanische Mentalität. Auch das ist sehr viel wert.

Die Leser in Deutschland jedenfalls wussten es zu schätzen und katapultierten „Die Pilgerjahre des farblosen Herr Tazaki“ Anfang 2014 innerhalb weniger Wochen an die Spitze der Spiegel-Bestsellerlisten. Die Zeitschrift "NEON" schrieb dazu: "5 Dinge, an denen du merkst, dass du "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" von Haruki Murakami liest" und zählt auf:

  1. „Du liest eine Coming-of-Age-Geschichte. Nee, einen Krimi. Quatsch, eine Lovestory.
  2. Du fängst an, böse Geister als Argument zu akzeptieren.
  3. Du überlegt, ob du das Buch deiner kleinen Cousine schenken kannst.
  4. Beklommenheit fühlt sich an, als hättest du 'eine feste kleine Wolke' eingeatmet.
  5. In zwei Wochen weißt du nicht mehr, ob du die Geschichte nur geträumt hast.“

Na wenn das mal keine Lust auf den Bestseller von Haruki Murakami macht...

2014 schaffte es Haruki Murakami mit dem Erzählband "Von Männern, die keine Frauen haben" erneut in die weltweiten Bestsellerlisten. Es ist der Beweis dafür, dass – egal, wie einfühlsam und geradezu magisch Murakami in seinem vorangegangenen Werk auch war – er immer noch einen drauf setzen kann. „Von Männern, die keine Frauen haben“ ist ein zärtliches, sanftes, einfühlsames Buch voller Zwischentöne, Traumfluchten und Phantasien, ein Buch, das spürbar macht, was viele Männer zu verbergen versuchen, ein Eintauchen in die fremde neue Welt der männlichen Gefühle und Gedanken. In eine Welt, in der Einsamkeit eine Farbe hat und eine Frau zu verlieren mitunter bedeuten kann, alle Frauen zu verlieren. Denn so entstehen sie bei Haruki Murakami: die Männer, die keine Frauen haben, und die damit jegliche Momente der Gemeinsamkeit verlieren. „Und sobald ihr einmal Männer seid, die keine Frauen haben, dringt die Farbe der Einsamkeit tief in eure Körper ein.“ Das ist Haruki Murakami in seiner schönsten, komprimiertesten Form – sieben „long short stories“, die das Leben des Lesers verändern können.

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