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Hanns-Josef Ortheil

Hanns-Josef Ortheil gehört zu den großen deutschen Gegenwartsautoren. © Lotta OrtheilHanns-Josef Ortheil (Jahrgang 1951) ist ein bedeutender und vielfach ausgezeichneter deutscher Schriftsteller und Germanist. Ortheil wuchs in Köln, im Westerwald, in Wuppertal und Mainz auf. Da seine Mutter hatte mit ansehen müssen, wie eines ihrer Kinder im Krieg durch einen Granatsplitter starb, verstummte sie. Hanns-Josef Ortheil lernte deshalb erst im Alter von sieben Jahren das Sprechen – umso beachtlicher ist, wie Ortheil heute mit Worten umgeht. Noch bevor er sprechen konnte, lernte er allerdings Klavier spielen und erwies sich darin als äußerst talentiert. Mit 19 Jahren gab er Konzerte und strebte eine Karriere als Pianist an. Eine Sehnenscheidenentzündung verhinderte jedoch, dass dieser Plan in die Tat umgesetzt werden konnte. Stattdessen studierte Hanns-Josef Ortheil in Rom Kunstgeschichte. In Mainz, Paris, Göttingen und Rom belegte er außerdem Studien er Musikwissenschaft, Germanistik, Philosophie und Komparatistik. 1976 promovierte er als Literaturwissenschaftler an der Universität Mainz.

Bis Ortheil sich in den 1980er Jahren der Schriftstellerei zuwandte, war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neue Deutsche Literatur in Mainz beschäftigt. Der wissenschaftlichen Arbeit ist Hanns-Josef Ortheil - trotz publizistischer Erfolge - bis heute treu geblieben. So erhielt er 1990 die Dozentur für Kreatives Schreiben und Gegenwartsliteratur an der Universität Hildesheim und 2003 die Professur für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an derselben Universität. Nebenbei gibt er Poetik-Dozenturen an den Universitäten Paderborn, Bielefeld und Heidelberg. Hanns-Josef Ortheil veröffentlichte mehrere Sachbücher sowie zeitgeschichtliche, zeitgenössische und historische Romane und autobiographische Essays und war darüber hinaus als Herausgeber tätig. Zu seinen bedeutendsten Werken zählt sein autobiographischer Roman „Die Erfindung des Lebens“, der 2009 erschien und in dem er seine eigene Lebensgeschichte literarisch verarbeitet. Das Buch wurde mit dem Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis ausgezeichnet, eine weitere Auszeichnung, die sich in die Liste einreiht, in der unter anderem auch der Thomas-Mann-Preis und der Koblenzer Literaturpreis zu finden sind.

2014 erschien ein Büchlein, das Hanns-Josef Ortheil bereits viele Jahre zuvor geschrieben hatte: als 12-jähriger Junge, der mit seinem Vater Berlin besuchte. 1964, ein Jahr nach dem Bau der Berliner Mauer, folgten Vater und Sohn gemeinsam den Spuren der Familienvergangenheit. Während des Zweiten Weltkriegs lebten Ortheils Eltern in der Stadt; der Vater war Vermessungsassessor bei der Deutschen Reichsbahn, sein erstes Kind verlor das Paar bei einem Luftangriff auf die Reichshauptstadt. Während Hanns-Josef Ortheil seinem Vater lauschte und die Orte erkundete, an denen seine Eltern als frisch Vermählte lebten, versuchte er mit damals schon beachtlichem Gespür, in seinem Reisetagebuch einen Bezug zwischen dem Gestern und dem Heute herzustellen – und schuf eine literarische Zeitkapsel für das Berlin der 60er Jahre. Der kleine Roman, der auf Basis dieser Tagebuchnotizen im Anschluss an die Reise entstand, war ein Weihnachtsgeschenk für den Vater – und ist heute ein Geschenk an die Reiseliteratur und die Fans von Hanns-Josef Ortheil. Bereits ein Jahr zuvor hatte er die Eindrücke einer Wanderung entlang der Mosel in seinem Tagebuch festgehalten, das 2010 unter dem Titel „Die Moselreise“ erschienen ist. Mit ihrem kindlichen Ton und der dennoch beachtlichen Reife des Jungen sind beide Bücher als wahre Juwelen in der Bibliographie von Ortheil zu betrachten.

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