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Jörg Schindler

Jörg Schindler (Jahrgang 1968) ist der Inbegriff dessen, was man einen investigativen Journalisten nennt, einen Journalisten, der an seinen Themen – auch und gerade an den unangenehmen – dran bleibt und nicht locker lässt, bis er die Wahrheit ans Licht gebracht hat. Im Rahmen seiner Berichterstattung zur NSA-Affäre wurde Schindler 2014 zum Beispiel gemeinsam mit mehreren SPIEGEL–Redakteuren mit dem Henri-Nannen-Preis für die beste investigative Leistung ausgezeichnet, fünf Jahre zuvor hatte er mit seinem Kollegen Matthias Thieme den Wächterpreis für investigativen Journalismus entgegengenommen. Damals hatte Jörg Schindler zum Thema intransparente Verfahren des Kinderhilfswerks UNICEF Deutschland recherchiert. Es ging um das Einwerben und die Kontrolle großer Spendensummen. Schindlers Artikel in der Frankfurter Rundschau sorgten damals für einiges Aufsehen.

Schindler studierte in Frankfurt am Main Germanistik, Anglistik und Soziologie und verbrachte ein Auslandssemester in Edinburgh. Später arbeitete er als Nachrichtenredakteur und Reporter bei der Frankfurter Rundschau, bevor er 2012 zum Nachrichtenmagazin SPIEGEL wechselte. Im Berliner Büro des Magazins beschäftigt er sich seitdem mit gesellschaftskritischen Themen. Im gleichen Jahr erschien das erste Buch von Jörg Schindler: „Die Rüpel-Republik: Warum sind wir so unsozial?“. Zwei Jahre später, 2014, folgte sein Buch „Stadt, Land, Überfluss – Warum wir weniger brauchen, als wir haben“. Darin geht es Schindler um das Thema des bewussten Verzichts. In einem dazugehörigen Artikel in der Frankfurter Rundschau erklärt er diesen Ansatz: „Im Schnitt besitzt jeder von uns inzwischen 10 000 Dinge. Das ist schön. Nur: Die Hälfte davon liegt, einmal angeschafft, ungenutzt und unbeguckt in der Gegend herum. Dinge, die nicht gebraucht werden, aber Platz brauchen. Weshalb auch unsere Wohnungen seit Jahrzehnten immer größer werden. Und damit teurer. Weswegen wir wiederum mehr arbeiten müssen, damit wir sie uns leisten können.“

Würde uns, fragt Jörg Schindler dort auch, etwas fehlen, wenn es statt 99 Eissorten in einer Westberliner Eisdiele nur 30 Sorten gebe? Würde uns etwas fehlen, wenn wir all diese Dinge wegschmeißen würden, die wir nicht brauchen? In seinem Buch „Stadt, Land, Überfluss“ erzählt er von Menschen, die das getan haben. Die sich ihres überflüssigen Ballasts entledigt haben und die nun ein reicheres Leben führen. Da ist zum Beispiel die ehemalige Designerin, die nicht mehr länger Dinge entwerfen wollte, die die Welt eigentlich nicht braucht. Heute rettet sie nicht-normgerechtes Gemüse vor dem Abfall und bewahrt damit etwas, was die Welt wirklich braucht. Jörg Schindler erzählt außerdem von einem Bankdirektor, der nicht mehr länger das Spiel von „höher, besser, weiter, schneller“ mitspielen wollte. Er betreut heute Suchtkranke und hat endlich wieder Zeit für das Wesentliche in seinem Leben. Wie bewusster Verzicht dazu führen kann, dass man auf einmal mehr von dem hat, worauf es wirklich ankommt, das zeigt Jörg Schindler in seinem Buch „Stadt, Land, Überfluss – Warum wir weniger brauchen, als wir haben“ ausführlich und sehr nachahmungswürdig.

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