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Wilhelm Schlötterer

Einst war Wilhelm Schlötterer (Jahrgang 1939) Ministerialrat im bayerischen Finanzministerium. Heute ist der Verwaltungsjurist als der größte Kritiker des System Strauß` bekannt; seine Enthüllungsbücher „Macht und Missbrauch“ und „Wahn und Willkür“ sorgten für Skandale. Wilhelm Schlötterer ist ein Mann, der polarisiert, die lauteste Stimme der CSU-Kritiker - von vielen gehasst, von ebenso vielen gefeiert. Ausgelöst wurde der öffentliche Streit durch sein erstes Buch, „Macht und Missbrauch“, das 2009 erschien. Darin warf Wilhelm Schlötterer dem ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (1915 – 1988) vor, illegal ein Vermögen von 300 Millionen Euro angehäuft zu haben. Darüber hinaus soll Strauß große Summen in der Schweiz in Sicherheit gebracht und Freunde vor Justiz und Steuerfahndung geschützt haben. Und so wurde das Buch zu einer persönlichen Abrechnung mit Strauß und seinen (politischen) Erben und zu einer Herzensangelegenheit für Schlötterer. Schon in den 1970er Jahren hatte er mit internen Beschwerden, Briefen und Petitionen an den Landtag versucht, Einfluss zu nehmen und Aufmerksamkeit für das Unrecht zu erzeugen, das dort in seinen Augen geschah. Die Regierung Strauß reagierte, indem sie ihm die fällige Beförderung verweigerte und ein Straf- und Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnete. 1978 wurde Wilhelm Schlötterer dann ins Referat Verteidigungslasten versetzt. Aus der politischen Affäre wurde eine persönliche Fehde, die schließlich in den 1990er Jahren in die Aufdeckung der so genannten Amigo-Affäre mündete. Als Schlötterer schließlich pensioniert wurde, war dies der Startschuss für seinen – nicht nur, aber auch privaten – Rachefeldzug gegen das System Strauß und dessen Erben. Obwohl Strauß schon 20 Jahre tot war, als das Buch „Macht und Missbrauch“ erschien, gelang es Wilhelm Schlötterer 2009 neues belastendes Material vorzulegen, das einen Eklat auslöste. Die Folge war ein Rechtsstreit mit der Familie Strauß, die ihn auf Unterlassung verklagte und den Fall im Februar 2013 gewann. Max Strauß, der Sohn von Franz Josef Strauß, erklärt bei merkur-online.de: „Wir führen keinen Krieg, wir wehren uns nur.“ All das hielt Wilhelm Schlötterer jedoch nicht davon ab, 2013 sein zweites Enthüllungsbuch zu veröffentlichen: „Wahn und Willkür“. Zentrales Thema des Buches ist der Fall Gustl Mollath. Mollath war sieben Jahre in einer psychiatrischen Einrichtung zwangsuntergebracht. Im Rahmen eines Strafprozesses – in dem Mollath freigesprochen worden war – hatte ihm das Gericht eine Gemeingefährlichkeit attestiert, die auf einem „paranoiden Gedankensystem“ beruhte. Gustl Mollath hatte behauptet, seine Ehefrau sei in ein komplexes System der Schwarzgeldverschiebung verwickelt gewesen. Obwohl sich diese Behauptung inzwischen als Tatsache entpuppte, dauerte es bis 2013 bis Mollath im August schließlich entlassen und das Verfahren gegen ihn neu aufgerollt wurde. Wilhelm Schlötterer erinnert sich bei tz-online.de: „Nach dem Erscheinen meines Buches „Macht und Missbrauch hat sich Gustl Mollath schriftlich an mich gewandt und mich um Hilfe gebeten. Ich habe dann die Unterlagen in die Hand bekommen und sofort erkannt, dass der Mann rechtswidrig in die Psychiatrie eingeliefert wurde – und da musste ich helfen. Ich war drei Jahrzehnte im Staatsapparat tätig, als Ministerialbeamter im Finanzministerium. Unter Ministerpräsident Goppel habe ich derartiges nie erlebt. Ich bin zutiefst traurig darüber, dass der Rechtsstaat inzwischen so nah am Abgrund steht.“ In seinem Buch interpretiert Wilhelm Schlötterer die Ereignisse so: Der Freistaat Bayern sei an der HypoVereinsbank beteiligt gewesen, die damals für ihre Kunden Schwarzgeld in die Schweiz schaffte, und hatte deshalb kein Interesse daran, dass mehr über den Fall an das Tageslicht kam. Es sei also im Interesse der Ministerin gewesen, Mollath als zweifelhaft und unglaubwürdig dastehen zu lassen. Kein Wunder also, dass Wilhelm Schlötterer in seinem Buch zu einer gewagten, provokanten finalen These kommt: „Bayern ist kein Rechtsstaat“. Diese Aussage schränkt er zwar ein - „wenn es um Sachverhalte mit politischem Bezug geht“ – doch die Intention bleibt davon unberührt. Und ebenso wenig verwunderlich ist es, dass dieses Buch für einen Skandal gesorgt hat, ganz so, wie Wilhelm Schlötterer es vermutlich beabsichtigt hat.  

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