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Peter Scholl-Latour

Peter Scholl-Latour (1924 - 2014) war ein deutsch-französischer Journalist und Publizist, der sich als politischer Experte Deutschlands und Chronist der Gegenwart einen Namen gemacht hat. Seine Veröffentlichungen und Kommentare zum Zeitgeschehen gelten als überaus kenntnisreich und weitsichtig. Peter Scholl-Latour wuchs in Lothringen auf und besuchte zwischen 1936 und 1940 als Sohn jüdischer Eltern ein Kolleg in der Schweiz, bevor er nach Kassel zurückkehren musste, wo er 1943 das Abitur ablegte. Kurz darauf schloss er sich der Partisanenarmee Titos an und kam in Gestapo-Haft. Nach Kriegsende gehörte Scholl-Latour einer französischen Fallschirmjägereinheit an, die in Indochina im Einsatz war. Ab 1951 studierte er in Paris und arbeitete als Reisejournalist für deutsche und französische Zeitungen und Rundfunkanstalten. Er bereiste in dieser Funktion Amerika, Asien und Afrika, bevor er 1954 und 1955 eine Pause einlegte, um als Sprecher der Regierung des Saarlandes zu fungieren.

1956 dann entschied sich Peter Scholl-Latour endgültig für den Journalismus. Seit 1960 war er ständiger Afrika-Korrespondent der ARD und 1963 war er Mitbegründer des ARD-Studios in Paris.1971 wechselte Scholl-Latour von der ARD zum ZDF und wurde Chefkorrespondent im Pariser ZDF-Studio. Er verbrachte in dieser Zeit außerdem als Sonderkorrespondent viel Zeit in Vietnam, wo er 1973 in die Gefangenschaft der Vietcong geriet. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, schon kurz nach seiner Entlassung Kanada, Kambodscha, China und Afghanistan zu bereisen. Ab 1969 war Peter Scholl-Latour WDR-Fernsehdirektor und verantwortete als Programmdirektor des heutigen WDR-Fernsehens viele bedeutende Änderungen, darunter die Einführung des Schulfernsehens. 1983 übernahm er den Posten des Chefredakteurs beim Stern, der gerade wegen der gefälschten Hitler-Tagebücher eine schwere Zeit durchmachte und wechselte kurz darauf zur UFA. Bis heute arbeitet Peter Scholl-Latour als Publizist und Autor von Dokumentarfilmen.

Seit 1961 hat er zahlreiche Bücher zu politischen und zeitgeschichtlichen Themen verfasst. Brisante, aktuelle Themen wie die Ölkrise, die wachsende Macht des Islams und der Anti-Terror-Krieg wurden darin mit der für Scholl-Latour typischen Weitsichtigkeit bearbeitet. 2009 sorgte sein Buch „Die Angst des weißen Mannes“ nicht nur wegen des Rassismus assoziierenden Titels für Aufsehen. 2011 folgte „Arabiens Stunde der Wahrheit: Aufruhr an der Schwelle Europas“. 2012 zog Peter Scholl-Latour in seinem Buch „Die Welt aus den Fugen“ Bilanz über die Wirren der Gegenwart. Überall gibt es Krisenherde, überall brodelt es. Er weigerte sich, wegzusehen und vermittelt ein beängstigendes Bild vom großen Ganzen, das niemand ignorieren sollte. Sein Buch ist die Bilanz einer sich verändernden Welt, mit viel politischer Weitsicht und voller Kenntnis geschrieben. Dabei scheute sich Scholl-Latour nicht, den Finger in die Wunden zu legen und über Dinge zu sprechen, die andere lieber verschweigen. Auch das brachte ihm den Ruf ein, der einzige, wirklich freie Journalist des Westens zu sein. Ob dem wirklich so ist, darüber muss sich jeder Leser selbst ein Urteil bilden, doch es ist unbestreitbar, dass Peter Scholl-Latour mit „Die Welt aus den Fugen“ eine Diskussion angestoßen hat, vor der man sich nicht verstecken darf.

Am 16. August 2014 starb Peter Scholl-Latour während der Arbeit an seinem neuen Buch "Der Fluch der bösen Tat. Das Scheitern des Westens im Orient" im Alter von 90 Jahren. Paul Sahner, der einen Nachruf über Scholl-Latour für die die "Bunte" verfasste, schrieb: "Kaum einer war näher dran an Kriegen und Krisen. Er kannte die Schurken und entlarvte sie. Kein Rumgeeiere in Talkshows. Klartext war seine Sprache. Klug, kenntnisreich, manchmal bis zur Schmerzgrenze. Ein freier Geist, den Freunde nur "Scholl" nannten."

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