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Volker Weidermann

Volker Weidermann beschäftigt sich als Redakteur und Autor mit Literaturgeschichte. © Julia ZimmermannVolker Weidermann (Jahrgang 1969) kennt man vor allem als Literaturredakteur und Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Doch sein Interesse für Literatur geht weit über das hinaus, was täglich auf den Büchermarkt geschwemmt wird. Deshalb gibt Weidermann, der in Heidelberg und Berlin Politikwissenschaft und Germanistik studiert hat, auch selbst Bücher heraus, so etwa die gesammelten Werke des pazifistischen Schriftstellers Armin Theophil Wegner. Wegner offenbarte in seinen Werken und offenen Briefen schon früh einen beinah prophetischen Weitblick, protestierte offen gegen die Judenverfolgung, kam ins Konzentrationslager und ging schließlich ins Exil.

Der Zweite Weltkrieg zieht sich denn auch wie ein roter Faden durch sämtliche Veröffentlichungen von Volker Weidermann. 2006 erschien sein Abriss der Literaturgeschichte der Nachkriegszeit: „Lichtjahre: Eine kurze Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis heute“. Es folgte 2008 das „Buch der der verbrannten Bücher“, in dem Weidermann in 131 Miniaturen das Leben und Wirken verbannter Schriftsteller umreißt, deren Bücher der Bücherverbrennung 1933 durch die Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Das Buch erhielt 2009 den Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik.

In seinen folgenden Büchern zeigte Volker Weidermann vor allem Interesse an den Biographien der großen Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts. Max Frisch widmete er zu dessen 100. Geburtstag die Biographie „Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher“. 2014 erschien Weidermanns erster Roman – ebenfalls mit biografischen Zügen: "Ostende: 1936, Sommer der Freundschaft". Darin erzählt Volker Weidermann vom Sommer 1936, in dem Stefan Zweig und Joseph Roth im belgischen Seebad Ostende auf andere Schriftsteller im Exil treffen, darunter auch Irmgard Keun, Egon Erwin Kisch, Arthur Koestler und Ernst Toller. Es ist die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei großen Geistern und ein Fenster in eine Zeit voller dunkler Vorahnungen und Spannungen, die man sich auch am Strand von Ostende nicht wegdenken konnte. Selbst wenn die „etwas zu breite Promenade, das geschwungene Casino mit der großen Terrasse, die Bistros, die kleinen Marmortische davor, die Badehäuschen aus Holz und Sand“, wie Weidermann sie beschreibt, etwas anderes suggerieren wollen. Alles ist beinah etwas zu idyllisch dafür, dass hier alle „als Menschen auf der Flucht in einer Urlaubswelt“ sind.

Der Autor und Kunsthistoriker Florian Illies nennt diese von Weidermann angewandte Technik „Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem“ und meint damit das Collagenartige seines Schreibstils. Illies selbst hat mit seinem Buch „1913. Sommer des Jahrhunderts“ ein Werk geschrieben, das dem von Volker Weidermann gar nicht so unähnlich ist. Ihnen beiden wohnt eine dunkle Vorahnung inne, die nur noch mühsam von den Sonnenstrahlen verdrängt werden kann. „Ostende“ von Volker Weidermann beeindruckt vor allem durch seine Präzision und Dichte. Es gelingt ihm hervorragend, das Kleine im Großen zu erzählen, auch wenn es einem eher vorkommt wie das Große im Kleinen. Gerade einmal 160 Seiten braucht er für dieses beeindruckende Stück Zeit- und Literaturgeschichte, das das Panorama eines ganzen, ungewöhnlichen Sommers vor dem Leser entfaltet. Die Zeitung „Die Welt“ jubelt deshalb: „Weidermann ist ein exzellenter Stilist.“ Nicht zuletzt ist „Ostende: 1936, Sommer der Freundschaft“ aber auch eine Hommage an diese großen Schriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nach deren Lektüre man Lust darauf hat, die Werke von Stefan Zweig, Joseph Roth und Irmgard Keun (noch einmal) zu lesen.

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