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Irvine Welsh

Irvine Welsh schuf mit 'Trainspotting' einen Klassiker der Pop-Kultur. © Jeffrey DelannoyIrvine Welsh (Jahrgang 1958) ist ein schottischer Autor, der mit „Trainspotting“ literarische Unsterblichkeit erlangte: Sein Debütroman über eine Heroin-Clique in Leith, einem Stadtteil von Edinburgh, wurde von Danny Boyle mit Evan McGregor in der Hauptrolle verfilmt und erlangte Kultstatus. Das ist auch und vor allem der zynischen Bissigkeit Irvine Welshs zu verdanken, seiner schonungslosen Art, mit seiner Umwelt ins Gericht zu gehen und das hervorzukehren, was alle anderen beschämt zu verstecken versuchen. In „Trainspotting“ fand sich eine ganze Generation junger Briten wieder; es ist ein grandioser Spiegel einer Zeit und eines Ortes, eine Milieustudie, wie sie selten geworden ist in der modernen Literatur. Sein provokanter Stil machte Irvine Welsh zur literarischen Ikone einer ganzen Generation und sorgte dafür, dass auch seine folgenden Bücher Erfolge wurden. Der Film „Trainspotting“, der selbst zum Kassenschlager und Kultfilm wurde, trug dazu sicherlich maßgeblich bei.

Irvine Welsh kennt das britische Arbeitermilieu: Als Sohn eines Hafenarbeiters aus Edinburgh weiß er genau, wovon er spricht, wenn er das Leben dort schildert. Schon mit 16 Jahren verließ er die Schule und verdingte sich als Fernsehmechaniker, nahm kleine Jobs an, schlug sich durch. Ins Licht der Öffentlichkeit trat Welsh erstmals in den 70er Jahren als Gitarrist und Sänger einer Punkrockband in London. Es war eine wilde Zeit: Mehrmals kam er kurzzeitig ins Gefängnis. Doch den Wunsch von einem geordneten Leben schien er dennoch nicht aufgegeben zu haben; eine Zeit lang versuchte er sogar, sich als Immobilienmakler in London zu etablieren. In den 1980er Jahren kehrte er der Stadt den Rücken zu und ging zurück nach Edinburgh, wo er ein Studium für Management an der Heriot-Watt-University aufnahm und erfolgreich abschloss. Sein Debütroman „Trainspotting“ erschien 1993. Es verhalf ihm über Nacht zum Durchbruch. Von da an konzentrierte sich Irvine Welsh ausschließlich auf das Schreiben – mit großem Erfolg, wie man sagen muss.

In den 90er Jahren machte er mit „Ecstasy – drei Romanzen mit chemischen Zusätzen“, das jedoch nicht an den durchschlagenden Erfolg von „Trainspotting“ anknüpfen konnte, „Drecksau“ und „Porno“ auf sich aufmerksam. Die beiden Letzteren bewiesen schließlich, dass Irvine Welsh keine Eintagsfliege werden, sondern die literarische Szene Großbritanniens nachhaltig mitprägen sollte. Zwar veröffentlichte Welsh auch in den 2000er Jahren weitere Bücher, doch etwas wurde etwas stiller um ihn. „Das Sexleben siamesischer Zwillinge“ aus dem Jahr 2015 könnte das nun ändern. The Telegraph nannte das radikale, zynische und bissige Buch über die Oberflächlichkeit der Wahlheimat Welshs „die amerikanische Version von Trainspotting“ und liegt damit gar nicht so falsch, denn so wie Irvine Welsh in den 90er Jahren Schottland den Spiegel vorhielt, so tut er es jetzt mit der amerikanischen Gesellschaft.

Zwar lebt er eigentlich in Dublin, doch im Winter zieht sich der Autor, der in zweiter Ehe verheiratet ist, regelmäßig nach Miami Beach zurück, dem Schauplatz seines Romans. Ob Körperkult, Fitnesswahn oder Medienhysterie – kein Thema, das Irvine Welsh in seiner schonungslosen Art außen vor lässt. Er ist hart in seinem Urteil und zugleich so witzig und wortgewandt, dass diese Parodie zu einem der originellsten Bücher gerät, die es 2015 auf den internationalen Markt schafften. In seiner grotesken Art, die schon im skurrilen Titel zum Ausdruck kommt, überschreitet es mühe- und sorglos jegliche Grenzen und als Leser folgt man Irvine Welsh treu, wohin auch immer der Weg ihn führen wird.

Unsere Buchtipps - Diese Bücher von Irvine Welsh empfehlen wir Ihnen:

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