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Christian Wulff

Christian Wulff (Jahrgang 1959) war von 2010 bis 2012 der zehnte deutsche Bundespräsident – und blickte schon im Alter von 51 Jahren auf beachtliche Karriere zurück, die in der „Causa Wulff“ ihr jähes Ende fand. Christian Wulff stammt aus Osnabrück, wo er das Abitur ablegte und Rechtswissenschaften studierte. Vom Rat der Stadt Osnabrück gelangte Wulff in den Niedersächsischen Landtag, wo er 2003 an der Spitze einer Koalition aus CDU und FDP erstmals zum Ministerpräsidenten gewählt wurde. 2008 folgte seine Wiederwahl. Einen Namen machte sich Christian Wulff durch seine strikte Sparpolitik, die sich vor allem im Bildungsbereich niederschlug, und durch heftige Äußerungen zu Politikeraffären.

So warf er dem früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski im Rahmen seiner Sponsoringaffäre vor, „seine Unabhängigkeit und damit seine politische Handlungsfähigkeit“ verloren zu haben, sodass die Niederlegung des politischen Amts unvermeidlich sei. In der Düsseldorfer Flugaffäre um den damals amtierenden Bundespräsidenten Johannes Rau sagte Wulff: „Es ist tragisch, dass Deutschland in dieser schwierigen Zeit keinen unbefangenen Bundespräsidenten hat, der seine Stimme mit Autorität erheben kann. Es handelt sich in Nordrhein-Westfalen offensichtlich um eine Verfilzung mit schwarzen Reise-Kassen jenseits der parlamentarischen Kontrolle. Dies stellt eine Belastung des Amtes und für Johannes Rau dar.“ Hätte er damals geahnt, dass ihn eine ähnliche Affäre selbst zu Fall bringen würde, hätte er vielleicht anders gesprochen.

2010 wurde Christian Wulff nach dem Rücktritt von Horst Köhler zum zehnten und jüngsten Bundespräsidenten Deutschlands ernannt. Als Ministerpräsident von Niedersachsen folgte ihm David McAllister nach. Mit 51 Jahren war er der jüngste Bundespräsident im Amt. Er und seine Frau, Bettina Wulff, waren eine Art deutsche Kennedys und repräsentierten für viele ein modernes und auch glamouröses Deutschland. Sein Programm: auf andere Kulturen zuzugehen in „unserer bunten Republik Deutschland“. Bei seiner vieldiskutierten Bremer Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit sagte er: „Zuallererst brauchen wir aber eine klare Haltung. Ein Verständnis von Deutschland, das Zugehörigkeit nicht auf einen Pass, eine Familiengeschichte oder einen Glauben verengt, sondern breiter angelegt ist. Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“ Ihm gehe es darum, "dieses Land zu einem Zuhause zu machen - für alle." Immer wieder wiederholt er: "Wir sind das Volk."

Im Jahr 2011 geriet Wulff in die Schlagzeilen – es war der Anfang vom Ende der politischen Karriere des Christian Wulff. Es hieß, er habe im niedersächsischen Landtag eine Anfrage, die mit der Finanzierung seines Eigenheims zusammenhing, unzutreffend beantwortet und später dann versucht, die Berichterstattung darüber zu verhindern. Die Kredit- und Medienaffäre sollte zum Fallstrick für Christian Wulff werden. Immer mehr Anklagen tauchten auf. Die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen brachten, stellten eine Urlaubsreise nach Sylt und ein Besuch des Oktoberfestes in München im Jahr 2008 dar, die der Filmproduzent David Groenewold bezahlt haben soll. In der Folge wurde Anklage gegen Wulff und Groenewold wegen Vorteilsannahme bzw. Vorteilsgewährung erhoben. Die Staatsanwaltschaft Hannover hob die Immunität Wulffs auf, um die Ermittlungen einleiten zu können. Innerhalb kürzester Zeit bauschten die Medien die sogenannte „Causa Wulff“ soweit auf, dass Wulff nichts anderes übrig blieb, als von seinem Amt zurückzutreten. Im Laufe des folgenden Prozesses trennten sich Christian und Bettina Wulff. In ihrem Buch „Jenseits des Protokolls“ rechnete die ehemalige First-Lady kurz darauf mit ihrem Ex-Mann und ihrer Ehe ab.

An den kommenden 22 Verhandlungstagen sagten 45 Zeugen aus. Wulff selbst gab eine 50 Minuten dauernde persönliche Erklärung ab. Am 27. Februar 2014 wurde Christian Wulff freigesprochen. Alle Anklagen hatten sich im Laufe des Prozesses als haltlos erwiesen. Die Staatsanwaltschaft legte daraufhin Revision ein, zog sie aber kurz darauf zurück. Am 13. Juni 2014 wurde das Urteil so rechtskräftig. In seinem Buch „Ganz oben Ganz unten“ rechnet Christian Wulff ab. Mit sich und mit anderen. Gemeint sind vor allem Medien und Justiz. Er gesteht eigene Fehler ein, zeigt aber auch überraschend sachlich die Hintergründe der Medienhetze  auf, die ihn schließlich zu Fall brachte. Heute ist sich Wulff sicher, dass es seine Äußerungen zum Islam waren, die ihn das Amt kosteten. Bei der Präsentation seines Buches sagte er: „Mir ist mehr Unrecht getan worden, als ich je Unrecht getan habe.“ Sein Rücktritt sei ein Fehler gewesen, er wäre auch heute noch der Richtige im Amt. Es überrascht nicht, dass sich STERN und SPIEGEL, beide maßgeblich am Sturz des Christian Wulff beteiligt, auf eine von ihnen selbst in Auftrag gegebene Umfrage des Forsa-Instituts stürzen, nach der 67 Prozent der Bundesbürger der Ansicht sind, der Rücktritt von Christian Wulff sei richtig gewesen. „Nur 22 Prozent der Befragten stimmen Wulff zu - darunter 29 Prozent mit Hauptschulabschluss und jeweils 27 Prozent Anhänger der Union und der Linken“, triumphiert der SPIEGEL.

Welche Rolle die Medien in der „Causa Wulff“ spielten, interessierte schon den Journalisten Michael Götschenberg, der 2013 das Buch „Der böse Wulff?“ veröffentlichte. Für ihn besonders interessant: Wie konnte es zum Bruch zwischen Wulff und der Bild-Zeitung kommen, nachdem Wulff jahrelang offensichtlich ein Liebling der Bild war? Ein öffentlich gewordener Drohanruf Wulffs auf dem Anrufbeantworter der Redaktion der Zeitung Bild brachte den Stein damals ins Rollen. In der Folge waren es vor allem die Bild, der SPIEGEL und auch der STERN, die mit aller Vehemenz gegen Wulff hetzten und so seinen Rücktritt forcierten. So jedenfalls stellt es Christian Wulff in seinem Buch „Ganz oben Ganz unten“ dar. Wir meinen: Wer etwas zum Thema beisteuern möchte, sollte das Buch  gelesen haben, um beide Seiten zu Wort kommen zu lassen – und sich so selbst ein Urteil bilden zu können.

Weitere interessante Bücher zur „Causa Wulff“ und Christian Wulff sind:

Sein Nachfolger im Amt ist Joachim Gauck, der schon 2010 sein Konkurrent bei der Wahl zum Bundespräsidenten gewesen war. Christian Wulff lebt heute in Hamburg, wo er als selbstständiger Rechtsanwalt tätig ist.

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