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Lest wieder mehr Abenteuerromane!

 

Abenteuerromane Bild einer alten Karte mit Kompass und TauIm Dezember 2013 führte die Welt am Sonntag ein Interview mit dem Ökonomie-Nobelpreisträger Edmund Phelps. Es ging dort um die Rückkehr traditioneller Werte – und um Abenteuerromane. Denn auf die Frage, was man für mehr Wirtschaftswachstum tun könne, antwortete Phelps – als wäre das ganz selbstverständlich – „Die Lehrpläne in Schulen […] ändern. Lest mehr Abenteuerromane!“ Seine Begründung folgte auf den Fuß: „Damit die Schüler wieder mehr Lust auf Entdeckungen bekommen, so wie vor 100 Jahren.“ Die Redakteure der Welt am Sonntag konnten ihr Erstaunen über diese Äußerung nur schwer verbergen: „Ist das ihr Ernst?“, fragten sie den 80-Jährigen, der gerade sein neustes Buch mit einigen solcher mutigen Thesen veröffentlicht hatte. „Ja, warum denn nicht?“, antwortete Phelps. „Wieso sollten an Schulen nicht wieder mehr die romantischen Abenteuerromane gelesen werden, die jungen Leuten ein Gefühl vermitteln, dass es sich im Leben lohnt, Risiken einzugehen? Ob das wirklich wirkt? Wer weiß das schon! Aber Entdeckungen im Leben eines Schülers beschränken sich doch heutzutage bestenfalls auf Museumsbesuche.“ Und obwohl Abenteuerromane nicht das eigentliche Thema dieses Interviews waren, gelang es Edmund Phelps damit, einen Anstoß zu geben. Einen Denkanstoß – wenigstens bei uns.

 

Was die Abenteuerromane mit ihren Lesern machen


Wer erinnert sich nicht an den Moment, als er zum ersten Mal mit pochendem Herzen einen Abenteuerroman verschlungen hat? Als die Schlafenszeit zu schnell näher rückte und die ungelesenen Seiten des Abenteuers unter dem Bett zu rascheln schienen, weil sie es kaum erwarten konnten, gelesen zu werden? Wir waren Kinder, wir kannten keine Furcht, wir wollten uns – wie unsere Helden – in wilde Abenteuer stürzen. Wir waren mit Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel gestrandet, wir reisten mit Tom Sawyer und Huckleberry Finn über den Mississippi, wir flogen mit Peter Pan und den verlorenen Jungen, trafen auf Piraten, kämpften gegen Drachen, unternahmen mutige Wanderungen, von denen wir nicht wussten, wo sie enden würden. Diese Abenteuerromane haben damals etwas in uns geweckt, was den meisten bis uns wenigstens im Ansatz bis heute erhalten geblieben ist. Selbst wenn wir uns nicht selbst auf große Abenteuer begeben, wissen wir doch, dass es jenseits unseres sicheren, geschützten Lebens eine Welt gibt, die den, der sich hinein wagt, mit den wundervollsten Überraschungen belohnt. Irgendwo in uns schlummert das Wissen, dass es noch mehr gibt, dass das noch nicht alles gewesen ist.

 

Abenteuerromane hinterlassen ihre Spuren in den Herzen junger Leser. Der Mut, alles hinter sich zu lassen, aufzubrechen, Neues zu wagen, außerhalb des Gewohnten denken, neue Wege beschreiten – all das sind Fähigkeiten, an die Edmund Phelps dachte, als er davon sprach, Kindern und Jugendlichen wieder Abenteuerromane näher zu bringen. Die Abenteuerromane stammen aus einer Zeit des Aufbruchs. Phelps erwähnt die Abenteuerromane der Romantik in der Literatur. Diese Literaturepoche reichte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein und war geprägt vom Entdecker- und Erfindergeist. Der Mensch hatte gerade begonnen, die Welt im großen Stil zu erobern. Es war die Zeit der rasanten technischen Fortschritte, der Industrialisierung, die Zeit, in der die Pioniere in Amerika gen Westen zogen und dort ein wildes Land besiedelten, das ihnen mehr als feindlich gesinnt war. Es war also auch eine Zeit, in der tatsächlich noch Abenteuer möglich waren, in der sie tatsächlich an der Tagesordnung standen. Der Stoff für Abenteuerromane, für Geschichten aus dem Wilden Westen, aus dem Dschungel und von einsamen Inseln lag ausgebreitet vor den Schriftstellern und wartete nur darauf, in Worte gefasst zu werden. Es war die Zeit der ersten Weltumseglungen, der wissenschaftlichen Entdeckungen, die Zeit, in der Charles Darwin basierend auf seinen Beobachtungen die Evolutionstheorie aufstellte, in der die Welt plötzlich ihre ganzen Geheimnisse zu offenbaren schien und sich als noch abenteuerlicher und faszinierender erwies, als man bisher angenommen hatte. Eine Blütezeit der Abenteuerromane, von der die Weltliteratur bis heute zehrt.

 

Wie Abenteuerromane echte Abenteurer schaffen

 

Abenteuerromane machen Lust, die Welt zu erkundenDoch wo findet man heute noch solche Abenteuer? Allgemein hat man doch das Gefühl, in einem sicheren Kokon zu leben, vollkommen losgelöst von der Natur und von der Erde mit all ihren Wundern. Wir leben in einer Sicherheit, wie sie bislang in der Geschichte der Menschheit beispiellos ist. Wir haben uns eingeigelt, es uns bequem gemacht, Mauern um uns gezogen und Türen eingesetzt, die wir nun selbst kaum noch öffnen können. Selbst wenn uns eines Tages die Sehnsucht nach Abenteuern packt, wenn wir ausbrechen und wirklich etwas erleben wollen, dürfte das schwierig werden. Wir haben so viele Netze und doppelte Böden gespannt, dass wir gar nicht hart fallen können. Und wer nicht riskiert, zu fallen, ist auch nicht gezwungen, Strapazen auf sich zu nehmen, etwas zu wagen, Grenzen zu überschreiten. Er bewegt sich in seiner persönlichen Comfort Zone und wird ewig darin bleiben. All das wird dann schneller zur Lebenseinstellung, als man denkt. Wir trauen uns nichts mehr – beruflich und privat.

 

Auch Edmund Phelps hat das beobachtet. Im Interview mit der Welt am Sonntag sagte er deshalb: „Die Leute kamen im 19. Jahrhundert mit Schiffen, sie hatten ihre Eltern, sie hatten fast alles zurückgelassen. Das waren wirklich tolle Leute, sie hatten Pioniergeist und Ausdauer und Entschlossenheit, wie es das in Amerika heute nicht mehr gibt. Die Leute in den USA ziehen heute nicht mehr um, sie kündigen ihre Jobs nicht mehr. In Großbritannien auch nicht.“

 

Abenteuerroman von Herman MelvilleGenau aus diesem Grund legt er den jungen Menschen Abenteuerromane wärmstens ans Herz. Nicht nur, weil sie großartige Lektüre sind und viel Spaß machen, sondern auch weil sie eben daran erinnern, dass die Menschen nicht schon immer in diesem Sicherheitskokon gelebt haben, der allzu schnell zum persönlichen Gefängnis wird. Weil sie daran erinnern, dass es jenseits dieser Mauern eine spannende, aufregende Welt gibt. Weil sie daran erinnern, dass das Leben mehr sein kann als der klassische Nine-to-Five-Job, dass es jenseits des Schreibtisches etwas zu erleben gibt, dass man Wundervolles sehen kann, wenn man den Blick einmal vom Bildschirm hebt und etwas wagt. Davon profitiert die Wirtschaft, wie es im Interesse von Edmund Phelps sein dürfte, weil es Ideen und Innovationen hervor bringt, aber davon profitiert auch jeder einzelne Mensch, der mehr aus seinem Leben gemacht hat. Wie Bronnie Ware in ihrem Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ schreibt, sind es nämlich die Dinge, die wir nicht getan haben, die wir am Ende unseres Lebens bereuen. Nur äußerst selten habe sie erlebt, dass Menschen es bereut hätten, etwas gewagt zu haben, ihre Comfort Zone verlassen und sich in die Welt hinaus gewagt zu haben. Denn wie auch immer so ein Abenteuer ausgeht, immer gewinnt man etwas dazu. Also können wir uns Edmund Phelps nur anschließen und sagen: Lest mehr Abenteuerromane!

 

Hier haben wir die schönsten Abenteuerromane aus allen Epochen für Sie zusammengestellt:

 


Sehr empfehlenswerte Abenteuerromane - oder eigentlich Abenteuerthriller  - für Erwachsene sind die Bücher von Clive Cussler:


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