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Philosophie: Wer nicht fragt, bleibt dumm

 

Kind blickt durch die Lupe der Philosophie„Wieso, weshalb, warum – Wer nicht fragt, bleibt dumm.“ Das ist nicht nur der Text der berühmten Titelmusik der Sesamstraße, sondern auch ein Grundsatz der Philosophie. Philosophie ist die Kunst des Fragens, eine Kunst, die Kinder besser beherrschen als Erwachsene. Als Erwachsene haben wir uns damit abgefunden, dass die Welt so ist, wie sie ist. Wir hinterfragen sie nicht mehr. Kinder hingegen haben jeden Tag 1.000 neue Fragen. Sie wollen alles verstehen, alles wissen, alles erkunden. Keine Frage ist zu unwichtig, um sie nicht zu stellen. Selbst wenn das bedeutet, dass man zum 1.00 Mal „Warum?“ fragt. Kinder sind also eindeutig die besseren Philosophen! Doch auch einige Erwachsene bewahren sich die Fähigkeit zum Wundern, Fragen und Staunen. Sie sind es, die die Philosophie seit Jahrtausenden voran getrieben und damit unser heutiges Weltbild geschaffen haben.

 

Mit Sofies Welt Zugang zur Philosophie finden

 

Wer einen Einstieg in die Philosophie sucht, sollte Jostein Gaarders „Sofies Welt“ in die Hand nehmen. Darin wird die 14-jährige Sofie Amundsen in die phantastische Welt der Philosophie eingeführt. Ein ominöser Briefeschreiber regt sie zum Nachdenken über sich und die Welt an und führt sie durch die Geschichte der Philosophie. „Wer bist du?“ lautet die Frage im ersten Brief. Eine Frage, die man sich durchaus stellen sollte. Sie klingt so simpel, doch hinter ihr verbirgt sich so viel mehr. Sofie möchte sich nicht einfach mit der simplen Antwort zufriedengeben, dass ihr Name Sofie Amundsen ist. Das stimmt zwar, doch vom Standpunkt der Philosophie aus gesehen, ist diese Antwort mehr als ungenügend. In der Philosophie wird das Offensichtliche hinterfragt. Für Sofie heißt das, weiterzudenken. Sie macht ihre Sache gut: Nachdem sie geantwortet hat: „Sofie Amundsen natürlich“, tritt sie in die Fußstapfen der großen Philosophen der Geschichte. „Aber wer ist das eigentlich?“, fragt sie. Vor dem Spiegel stehend versucht sie, hinter die Oberfläche zu blicken.

 

 

Die nächste Frage folgt dann auf den Fuß: „Woher kommt die Welt?“ Als ob die erste Frage noch nicht schwer genug zu beantworten gewesen wäre! Die junge Sofie sieht sich gleich mit den ganz großen Fragen der Philosophie konfrontiert. Diesmal liegt die Antwort nicht so offen auf der Hand. „Das weiß ja wohl niemand“, will Sofie die Frage abtun. Doch die Neugier hat sie gepackt. Diese Frage implizierte nämlich neue Fragen: „Woher komme ich?“ und „Was ist ein Mensch?“. Ehe Sofie sich versieht, setzt sie sich mit den Fragen auseinander, die die Philosophen schon seit Jahrtausenden beschäftigen – ohne, dass man jemals eine definite Antwort darauf gefunden hätte. Aber die Antwort ist auch nicht das Ziel der Philosophie. Das stetige Denken, Nachfragen, Hinterfragen ist das Ziel. Wilhelm Busch fasste es einmal gewohnt humorvoll zusammen: „Der Philosoph hat wie der Hausbesitzer immer Reparaturen.“

 

Wie die Philosophie unsere Welt infrage stellt

 

Die Welt durch die Augen der Philosophie gesehenWörtlich übersetzt bedeutet Philosophie im Altgriechischen so viel wie „Liebe zur Weisheit“. Und auch Sofie verfällt bald dieser Liebe. Bald ist es ihr vollkommen unmöglich, die Dinge nur nach ihrem ersten Anschein zu beurteilen, sie so hinzunehmen, wie sie zu sein vorgeben. Philosophie kommt immer dann zur Anwendung, wenn die Naturwissenschaften nicht mehr greifen. Mit Chemie kann man nicht erklären, was gut und was böse ist. Die Physik kennt keine Gesetze für Gerechtigkeit und keine Formel, mit der sich der Sinn des Lebens berechnen lässt. Wir können mit Biologie Lebewesen beschreiben und verstehen, wie sie funktionieren, doch nur die Philosophie kann versuchen, sich dem Wesen des Lebendigen zu nähern. Physik und Mathematik können die Welt in Gesetzen und Gleichungen erklären, doch letzten Endes muss die Philosophie ran, wenn man beantworten möchte, ob die Welt überhaupt so strukturiert ist oder ob wir vielleicht nur eine Form für uns gefunden haben, etwas Unerklärliches greifbar zu machen.

 

Die Philosophie zieht auch das Chaos in Betracht und lässt uns mitunter über dem Abgrund schweben. Denn nichts ist beängstigender als das Gefühl, dass die Welt vielleicht gar nicht so ist, wie wir sie inzwischen verstanden zu haben glaubten. Wir brauchen diese scheinbare Ordnung der Welt, in der wir immer wissen, wo alles seinen Platz hat. Doch das Wesen der Philosophie ist es, genau diese Ordnung zu hinterfragen und sie anzuzweifeln. Sie zwingt den Menschen dazu, seine persönliche Komfort-Zone zu verlassen und sich auf dünnes, unbekanntes Eis hinaus zu wagen. Sofie ergeht es so – und je weiter man im Buch voran kommt, geht es auch dem Leser so. Wer Jostein Gaarders „Sofies Welt“ zuschlägt, ohne am Ende den Kopf voller Fragen zu haben, ohne zu zweifeln, ohne ein bisschen das Gefühl zu haben, es wurde einem der Boden unter den Füßen weggezogen, der hat die Philosophie nicht verstanden. Wer aber all das empfindet, der kann anschließend nur schwer aufhören, die Welt infrage zu stellen. Der fühlt sich plötzlich wieder wie ein Kind und hört sich selbst ständig fragen: „Warum?“

 

Es ist kein Wunder, dass Sofies Welt zu den wichtigsten Romanen der letzten Jahrzehnte gehört. Eindrücklich und verständlich zugleich erklärt der norwegische Philosoph, Theologe und Literaturwissenschaftler Jostein Gaarder etwas, an dem sich zahllose Autoren über Jahrhunderte hinweg vergeblich versucht haben. Gaarder versteht es, die Philosophie in ein spannendes Abenteuer zu verwandeln, in das man sich nur zu gerne verwickeln lässt. Was sonst trocken und abstrakt erscheint, ist hier lebensnah und betrifft den Leser auch persönlich. Die Philosophie verdankt ihm einiges: Er bereitete den Näherboden für eine ganze Vielzahl populärwissenschaftlicher Bücher zum Thema Philosophie, von denen wir Ihnen hier einige vorstellen möchten.

 

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