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Schwedenkrimis: Das Erbe des Kurt Wallander

 

Szene aus einem Schwedenkrimi IdylleAus den oberen Rängen der internationalen Bestsellerlisten sind sie schon lange nicht mehr wegzudenken: Stieg Larsson, Henning Mankell, Jo Nesbø, Håkan Nesser und Åke Edwardson – schwedische Krimiautoren der Spitzenklasse. Aus dem hohen Norden Europas kommen düstere Geschichten über depressive, alkoholkranke Kommissare, die dem längst vergangenen Traum von einer besseren Welt nachhängen und sich deshalb immer wieder in den Kampf gegen das Böse wagen. Das Böse tritt hier zumeist in Form psychopatischer Serienmörder auf, die kryptische Spuren hinterlassen und für ordentliche Gänsehaut sorgen. Die Verkaufszahlen beweisen es: Millionen Lesern weltweit gefällt‘s!

 

Henning Mankell legte mit seinen Wallander-Krimis den Grundstein für die globale Schwedenkrimi-Faszination. Kurt Wallander ist der Inbegriff eines schwedischen Krimikommissars: grüblerisch, introvertiert, mit Hang zur Alkoholsucht. Wallander leidet an der Schlechtigkeit der Welt und an den grausamen Verbrechen, mit denen er – von Berufs wegen – immer wieder konfrontiert ist und wird damit zu Mankells Sprachrohr der Gesellschaftskritik. Die meisten Leser jedoch schätzen Wallander aus einem anderen Grund: Mankell gelingt es, Wallander nicht als unerreichbaren Helden zu präsentieren, sondern als normalen Menschen, mit normalen Schwächen. So fühlt er sich oft einsam, leidet unter seinem Verhältnis zu seiner Tochter und unter Gewichtsproblemen. Kurt Wallander ist ein Held, mit dem sich die Leser identifizieren können.

 

Der neue Schwedenkrimi: Wer beerbt Kurt Wallander?


Mit „Der Feind im Schatten“ beendete Mankell 2010 schließlich die 13 Bände umfassende Krimi-Reihe und machte Platz für einen Nachfolger auf dem Thron des schwedischen Krimis. An Anwärtern aus Schweden hierauf mangelt es wahrhaftig nicht. Und es sind gerade junge Autorinnen, die den alten Herren des Genres nun den Platz streitig machen wollen: Attraktive Shooting-Stars, wie Camilla Läckberg, Liza Marklund und Mari Jungstedt, stürmen derzeit die internationalen Toplisten und zeigen damit nicht nur absolute Stilsicherheit, sondern auch großes Selbstvermarktungsgeschick. Ebenfalls würdig der Nachfolge des großen Kurt Wallander ist Åke Edwardson schrulliger Kommissar Erik Winter, der in Göteborg für Recht und Ordnung sorgt. In Göteborg aber herrscht kein Mangel anfähigen Kommissaren. So platzierte auch Helene Tursten ihre Heldin Irene Huss dort und Åsa Larssons Rebecka Martinsson ist auch schon vor Ort. Inspektor Barbarotti (Håkan Nesser) und Graf Carl Hamilton (Jan Guillou) ergänzen das Krimi-Ensemble von Göteborg.

 

Ein Duo aber überschattet sie alle: Stieg Larssons Lisbeth Sander und Mikael Blomkvist. Die „Millenium“-Reihe („Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“) stellte mit ihrem Erfolg alle bisher dagewesenen Schwedenkrimis in den Schatten. Der frühe Tod des Autors und die damit nach drei Bänden abgerissene, ursprünglich auf zehn Bände angelegte, Reihe sorgten für einen regelrechten Hype. Larsson knüpfte in seinen Werken an die großen Gesellschaftskritiker Maj Sjöwall, Per Wahlöö und Henning Mankell an und schuf ein gewaltiges Sittengemälde eines verfallenen Sozialstaates, in dem sein Alter Ego, der Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist, mit der knallharten, jungen Ermittlerin und Computerexpertin Lisbeth Sander, gegen das Unrecht dieser Welt kämpft.

 

Der Schwedenkrimi in der nächsten Generation 

 

Knapp zehn Jahre später sollte es dann einem Krimi-Duo gelingen, einen ähnlichen Hype auszulösen - obwohl die Schwedenkrimis, die unter dem Pseudonym Erik Axel Sund verfasst wurden, wesentlich kontroverser diskutiert wurden. Der Ressort-Leiter Feuilleton der Zeitung "Die Welt" schrieb über "Krähenmädchen", den ersten Band der Victoria-Bergmann-Reihe von Erik Axel Sund: "Er kreischt einen an. Er quält den guten Geschmack, wie Punkbands gern Gitarren quälen. Man bekommt eine Psychose von diesem Psychothriller. Und einen moralischen. Nicht der Welt wegen. Sondern wegen einer angeblich gesellschaftskritischen Kriminalliteratur, die sich in einem skandalösen Gewaltüberbietungswettbewerb zunehmend zu einem pornografischen Gewerbe entwickelt." Dennoch landeten sowohl "Krähenmädchen" als auch die Nachfolgebände "Narbenkind" und "Schattenschrei" auf den Bestsellerlisten.

 

Wesentlich positiver fiel das Echo für das Deutschland-Debüt des jungen Schweden Christoffer Carlsson aus. Der junge Schwede, der gerade einmal 29 Jahre alt war, als sein Schwedenkrimi „Der Turm der toten Seelen“ in Deutschland erschien, hatte zu diesem Zeitpunkt schon vier sehr erfolgreiche und hoch gelobte Thriller in seiner Heimat veröffentlicht und schaffte auch in Deutschland auf Anhieb den Durchbruch. Im Vergleich zum Autorenduo hinter dem Pseudonym Erik Axel Sund schafft Carlsson echtes Kontrastprogramm: Wo Sund auf brutale Gewaltszenen setzt, will Carlsson die menschlichen Abgründe und psychologischen Tiefen ausleuchten. Er nimmt sich Zeit für eine präzise Dramaturgie und eine ausführliche Erkundung seiner Figuren und schlägt damit eine neue Richtung im Genre des Schwedenkrimis ein, die in der Flut der Kriminalromane aus Skandinavien mehr als wohltuend ist.

 

Das Ausland macht dem Schwedenkrimi Konkurrenz

 

Szene aus einem Schwedenkrimi Stockholm in der DämmerungBlickt man dann einmal über den schwedischen Tellerrand hinaus und bezieht andere skandinavische Krimiautoren in die Überlegungen mit ein, wird es erst recht schwierig, denn auch aus Norwegen, Dänemark und Island kommen überaus talentierte Krimiautoren, die zeigen, dass der Schwedenkrimi nur eine Facette des skandinavischen Krimis ist. Hier sind zum Beispiel der Däne Jussi Adler Olsen (dessen Trilogie „Erbarmen“, „Schändung“ und „Erlösung“ monatelang die Bestsellerlisten dominierte) und die Isländerin Yrsa Sigurdardottir (mit ihrem Roman „Geisterfjord“) zu nennen. Und auch eine deutsche Autorin hat es mit ihren Taunus-Krimis geschafft, der schwedischen Konkurrenz nahe auf die Pelle zu rücken: Nele Neuhaus.

 

Nun ist es am Leser, zu entscheiden, welcher der schwedischen Kommissare Kurt Wallander letztendlich beerben wird. Aber wer auch immer das sein wird, eines ist sicher: Krimis aus Schweden und Skandinavien machen absolut süchtig – und das wird auch noch lange so bleiben!

 

Diese Schwedenkrimis empfehlen wir Ihnen (nach Autoren geordnet):

 

Schwedenkrimis von Henning Mankell

 

Schwedenkrimis von Håkan Nesser

 

Schwedenkrimis von Arne Dahl

 

Schwedenkrimis von Camilla Läckberg

 

Schwedenkrimis von Åke Edwardson

 

Schwedenkrimis von Kristina Ohlsson

 

Schwedenkrimis von Åsa Larsson

 

Schwedenkrimis von Michael Hjorth

 

Schwedenkrimis von Sund

 

Schwedenkrimis von Liza Marklund

 

Schwedenkrimis von Stieg Larsson

Die Fortsetzung der Krimi-Reihe wurde übrigens von David Lagercrantz übernommen: "Verschwörung – Millennium 4"

 

Schwedenkrimis von Thomas Andreasson

 

Schwedenkrimis von Lars Kepler

 

Weitere empfehlenswerte Schwedenkrimis


Tolle Idee: Mit einem Schwedenkrimi Schwedisch lernen! Mit "Mordet på fjorden", einem kompakten Lernkrimi, lernen Sie bis Niveau A1 die nordische Sprache kennen.

 

Viele Schwedenkrimis wurden auch verfilmt. Hier können Sie die DVDs dazu bestellen:



Hier ist ganz sicher auch der passende Schwedenkrimi für Sie dabei!


Lesen Sie bei uns auch mehr über norwegische Krimis - eine echte Frauendomäne - und suchen Sie nach einem Reiseführer für Schweden:


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Welcher Zauber verbirgt sich hinter dem Genrenamen skandinavische Krimis?