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Chimamanda Ngozi Adichie

Chimamanda Ngozi Adichie ist eine starke Stimme der neuen Weltliteratur. (c) Ivara EsegeChimamanda Ngozi Adichie (Jahrgang 1977) zählt nicht umsonst zu den „20 besten Schriftsteller unter 40“ des „New Yorker“: Ihre beiden Romane „Die Hälfte der Sonne“ und „Americanah“ wurden mit zahlreichen Preisen bedacht, in 37 Sprachen übertragen und vermitteln eine Botschaft, die es wert ist, dass man sie in der ganzen Welt hört. Damit gehört Chimamanda Ngozi Adichie zweifellos zu den wichtigsten Vertretern der neuen Definition von Weltliteratur. Gemeint ist damit nicht mehr länger Weltliteratur im Sinne Wielands, „Literatur für den Weltmann“, sondern eine neue Literatur, die nicht aus dem Westen, Europa, Nord- und Südamerika kommt, sondern aus all den Ländern, die man literarisch viel zu lange nicht auf dem Schirm hatte, deren Schaffenskraft und Kreativität nun aber förmlich explodieren. So erklärte die Literaturkritikerin Sigrid Löffler den Ansatz, den sie für ihr Buch „Die neue Weltliteratur und ihre großen Erzähler“ gewählt hat. Chimamanda Ngozi Adichie ist einer der Namen, der darin auf keinen Fall fehlen darf. Und ein Name, den man sich merken sollte, denn sie ist die Stimme einer jungen Generation von schwarzafrikanischen Einwanderern in den USA, die in ihrer neuen Heimat zwar alles haben, wovon sie zuhause geträumt haben, die aber in der Fremde dennoch nicht glücklich werden und die zuhause immer die sein werden, die weggegangen sind.

In fast jedem Kapitel ihres Romans „Americanah“, so schreibt der Rezensent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Thomas Rüther, erklärt Adichie etwas „über die Welt von heute, das man so noch nicht gesehen hat. Weil man manche Dinge eben nur schwer erkennt, wenn man die Perspektive nicht endlich mal wechselt.“  In dem preisgekrönten Werk macht sie zum Beispiel das schwierige Verhältnis zwischen den Auswanderern und den Zurückgebliebenen sehr gut deutlich. Letztere nennen Erstere bei ihrer Rückkehr dann häufig „Americanah“. Auch die Probleme, die sich aus der Begegnung zwischen schwarzen Afrikanern und den amerikanischen Schwarzen in den USA ergeben, spielen in ihrem Buch eine wichtige Rolle. Adichie zeigt, dass Rassismus und Diskriminierung noch lange nicht Geschichte sind und dass sie noch immer fester Bestandteil des Alltags in den USA sind - egal wie gut ausgebildet die Einwanderer sind. Zuhause gehörte Adichies Heldin Ifemelu zur privilegierten Oberschicht ihres Landes. Nun, in Amerika, werden ihre Haare, ihre Stimme, ihre Wortwahl plötzlich politisch. Ihre Haut spielt eine Rolle und auch ihre Haare. Sie sagen, da ist jemand anders, er gehört nicht zu uns.

Chimamanda Ngozi Adichie muss es wissen, schließlich ging sie selbst im Alter von 19 Jahren in die USA und ließ in Nigeria nicht nur ihre Familie und ihre Freunde, sondern auch ihr vielversprechendes Medizin- und Pharmaziestudium zurück. In den USA studierte sie dann Kommunikations- und Politikwissenschaften und beendete ihr Studium mit Auszeichnung. 2008 machte Adichie ihren Masterabschluss in Afrikanistik an der Yale Universität und lebte damit den Traum vieler Nigerianer. Bis heute kehrt sie aber immer wieder in ihre Heimat zurück, lebt zum Teil in den USA und zum Teil in Lagos. „Americanah“ ist also ein stark autobiografisch geprägter Roman, der gerade dadurch so authentisch und eindringlich wirkt. Adichies einfache und klare Art zu schreiben macht dem Leser Umstände bewusst, zu denen er sonst keinen Zugang hätte. Sie ruft uns dazu auf, immer mal wieder einen Schritt zurück oder beiseite zu treten, um „den Ort genauer zu betrachten, von dem aus man die Welt betrachtet, und zu erkennen, dass dieser Ort immer auch nur im Verhältnis zu anderen Orten steht, von denen aus der Rest dieser Welt auf die Welt schaut“ (FAZ). Ihr brisantes gesellschaftspolitisches Anliegen, gepaart mit der sinnlich-emotionalen Schreibweise der jungen Autorin, hebt die Werke von Chimamanda Ngozi Adichie aus der Masse der Gegenwartsliteratur hervor. Denn bei aller Realsatire, bei aller Kritik und scharfer Beobachtungsgabe ist „Americanah“ vor allem eins: eine sehr romantische Liebesgeschichte.

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