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Sabine Bode

Sabine Bode wurde 2004 als Pionierin gefeiert, als sie ein Buch veröffentlichte, das der „vergessenen Generation“ der Kriegskinder nach 60 Jahren des Schweigens eine Stimme gab. Ihr Buch, das dann auch den Titel „Die vergessene Generation“ trägt, ist das Erste seiner Art: Es beschäftigt sich mit denen, die immer nur gehört haben: „Sei froh, dass du überlebt hast. Vergiss alles und schau nach vorne!“, mit denen, die zwischen 1933 und 1945 geboren wurden und die in frühester Kindheit die Schrecken des Zweiten Weltkrieges miterlebten. Sie schwiegen, weil es anderen viel schlimmer ergangen sei, liest man dort bei Sabine Bode. Auch im Diskurs, der dem Zweiten Weltkrieg folgte, blieben die Kriegskinder unerwähnt. Sie waren zu jung, um Schuld auf sich geladen zu haben – und sie schienen nichts zu sagen zu haben.

Sabine Bode hat das nie geglaubt und nachgehakt. In Recherchen und Gesprächen deckte sie auf: Auch Kriegskinder haben die Jahre nicht unversehrt überstanden. Sie gab ihnen deshalb eine Stimme und ließ sie erzählen – und erlaubte es damit zahllosen Kriegskindern, sich selbst in ihrem Buch wieder zu entdecken. Heute gibt Sabine Bode, die als freie Journalistin in Köln lebt, Sachbücher schreibt und für die Kulturredaktionen des Hörfunks von WDR und NDR arbeitet, gemeinsam mit ihrem Mann Seminare für Kriegsenkel, also für die zwischen 1960 und 1975 Geborenen, die Kinder der Kriegskinder. Bei ihnen beobachtet Bode immer wieder das Gefühl, nicht genau zu wissen, wer man ist und wohin man will, eine diffuse Angst vor der Zukunft, die nicht recht in die Zeit des Wohlstands zu passen scheint, in die sie geboren wurden. Sabine Boden zeigt in ihrem Buch „Kriegsenkel“, das diese tief sitzende Verunsicherung vielleicht von den Eltern stammen könnte, die ihre Kriegserlebnisse nicht verarbeitet haben und ihre Ängste und Traumata auf die eigenen Kinder übertragen haben. Denn wie, fragt man sich unweigerlich, „sollten Schuldige oder Wegseher, Wehrmachtsoldaten oder SS-Kämpfer (die sich fast alle als Opfer empfanden) ihre Kinder entspannt und liebevoll erziehen?“ (Zeit.de).

2011 erschien dann der dritte Band von Sabine Bode, der die psychologischen Auswirkungen des Krieges auf die nachfolgenden Generationen analysiert. Er ist den Nachkriegskindern, also den Kindern der 50er Jahre, und ihren Soldatenvätern gewidmet. Bode weiß: Die Nachkriegskinder wurden in Familien hineingeboren, auf denen Kriegserlebnisse und Erfahrungen von Gefangenschaft, Vertreibung und Schuld lasteten. Die Väter waren oft selbst aktiv am Krieg beteiligt und das war für die Nachkriegskinder nur schwer zu akzeptieren. Sie stellten Fragen und erhielten häufig nur Schweigen zurück. Sabine Bode beschäftigt sich in „Nachkriegskinder“ mit wichtigen Fragen, wie „Was steckte hinter dem Schweigen meines Vaters?“, „Was habe ich von ihm »geerbt«?“ und „War er Täter oder Opfer oder beides?“.

Unabhängig von diesen Büchern, die sich mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs beschäftigen, schreibt Sabine Bode auch Bücher über die Themen Verlust, Trauer, Tod und Sterben: „Der Trauer eine Heimat geben“ (1998), „Trauer hat viele Farben“ (2004) und „Trauer ist Liebe“ (2006). Äußerst lesenswert ist auch ihr Buch „Frieden schließen mit Demenz“, das zu einem Umdenken in den betroffenen Familien und in der Gesellschaft aufruft. Sie rät dazu, das Schicksal in die Hand zu nehmen und die Zukunft aktiv zu gestalten – um es Demenzkranken zu ermöglichen, in Würde zu altern.

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