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Dietrich Bonhoeffer

Dietrich Bonhoeffer war eine führende Figur im Widerstand gegen Hitler. Der Name Diedrich Bonhoeffer ist im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zu einer Art Synonym für den christlichen Widerstand gegen Hitler geworden. Doch Bonhoeffers Widerstand bestand nicht in Waffengewalt, sondern in Worten. In klugen Worten, die bis heute überdauert haben und nichts an Prägnanz und Schlagkraft verloren haben. Das lag ihm wohl im Blut. Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945) war der Sohn des Psychiaters Karl Bonhoeffer und der Enkelin des evangelischen Theologen Karl von Hase und des Kunstmalers Stanislaus von Kalckreuth. Seine Mutter war Lehrerin und Dietrich Bonhoeffer wuchs im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in gutbürgerlichen, christlichen Verhältnissen auf.  Schon früh begann sich Bonhoeffer mit existenziellen Fragen über den Tod und die Ewigkeit zu beschäftigen. Sein Bruder Walter war im Ersten Weltkrieg gefallen und die schwere Trauer seiner Mutter beschäftigte den jungen Bonhoeffer fortan.

Von der Mutter christlich erzogen, während sich der Vater aus allen religiösen Belangen raushielt, begann Dietrich Bonhoeffer irgendwann, christliche Schriften zu lesen, allen voran Friedrich Schleiermachers „Reden über die Religion“ und Friedrich Naumanns „Briefe über Religion“ – Texte, die ihn nachhaltig prägen sollten. Sein Interesse für Kirchengeschichte war erwacht und so war es kein Wunder, dass sich Bonhoeffer für evangelische Theologie in Tübingen einschrieb und dort auch Philosophie-Vorlesungen besuchte. Er verbrachte einige Zeit in Rom und kam 1924 wieder nach Berlin, wo die Familie Bonhoeffer seit 1912 gelebt hatte. Hier prägten Adolf von Harnack und Karl Barth das Weltbild des jungen Theologen. Beiden, aber vor allem Barth, war Bonhoeffer Zeit seines Lebens eng verbunden. 1927 schloss er sein Studium mit der Promotion und der Auszeichnung „summa cum laude“ ab. Ein Jahr später folgte das Erste Theologische Examen vor dem Evangelischen Konsistorium der Berlin-Brandenburgischen Provinzialkirche der Kirche der Altpreußischen Union und seine Anstellung als Vikar in der deutschen evangelischen Kirchengemeinde von Barcelona.

Ein Jahr später wurde Dietrich Bonhoeffer Assistent an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, wo er mit 24 Jahren habilitiert wurde. Obwohl er das dafür vorgeschriebene Mindestalter von 25 Jahren noch nicht erreicht hatte, wurde er 1930 mit dem Zweiten Theologischen Examen ordiniert, und ging dann nach New York, wo er die Nachwehen der Weltwirtschaftskrise erlebte und mit dem strikten Pazifismus seines französischen Mitstudenten Jean Lasserre in Kontakt kam, der ihn nachhaltig prägen sollte. Auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland, wo die Nazis inzwischen die Macht ergriffen hatten, blieb er dem Pazifismus treu und ließ ihn immer wieder in seine gut besuchten Vorlesungen an der Berliner Universität, wo Bonhoeffer als Assistent des Systematischen Theologen Wilhelm Lütgert lehrte, einfließen. 1931 wurde er Pfarrer der St. Matthäuskirche in Berlin-Tiergarten und erwarb sich über seine Gemeinde hinaus den Ruf, ein guter Redner zu sein. Als Regimekritiker trat er erstmals bei seinem Radio-Vortrag „Wandlungen des Führerbegriffes“ im Februar 1933 auf. Die Übertragung wurde wegen allzu deutlicher Kritik am Führer und am Hilter-Kult abgebrochen. Bonhoeffer hatte sich darin für eine Begrenzung totaler Machtfülle ausgesprochen.

Immer deutlicher spürte Dietrich Bonhoeffer in der Folgezeit den Widerspruch der Entwicklungen im Reich zur christlichen Lehre. In seinem Aufsatz „Die Kirche vor der Judenfrage“ schrieb er: „Der Staat, der die christliche Verkündigung gefährdet, verneint sich selbst.“ Ob und wann ein direktes kirchliches Widerstandsrecht gegen den Staat gefordert sei, darüber müsse ein evangelisches Konzil entscheiden und nicht der Einzelne. Deutlich machte Bonhoeffer die Verteidigung der Menschenrechte zur gesamtkirchlichen Pflicht und trat für das verfolgte Judentum ein. Doch in der evangelischen Gemeinde und sogar in der Bekennenden Kirche stand Dietrich Bonhoeffer mit diesen Gedanken alleine da. Er entschied sich deshalb zu einer individuellen Teilnahme am nicht-kirchlichen, militärischen Widerstand gegen das NS-Regime und richtete all sein Wirken auf die Bildung einer wirksamen evangelischen Opposition aus. Er übernahm eine Auslandspfarrstelle in London und begründete dies damit, dass er nicht mehr in der von den Deutschen Christen gelenkten Kirche Christ sein könne. Doch lange hielt es ihn nicht im Exil. Von seinem guten Freund Barth ließ sich Bonhoeffer zur Rückkehr nach Deutschland bewegen, nicht wissend, dass er damit den sicheren Weg in den Märtyrertod wählte, wie Barth später bewegt sagen sollte.

Zurück in Deutschland übernahm er für die Bekennende Kirche die Ausbildung angehender Pastoren im Predigerseminar Zingsthof, das ab 1937 illegal weitergeführt wurde. Er arbeitete intensiv daran, die christlichen Kirchen in der Ökumenischen Bewegung zum Einsatz gegen die laufenden Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten zu vereinen und zu bewegen, musste aber auch hier Rückschläge in Kauf nehmen. Er machte in dieser Zeit jedoch erste Kontakte mit Hans von Dohnanyi,  Wilhelm Canaris, Hans Oster, Karl Sack und Ludwig Beck und sollte es den Verschwörern über seine ökumenischen Kontakte ermöglichen, Verhandlungen mit den Alliierten zu beginnen. Er diente als Verbindungsmann bei der Planung des ersten Hitler-Attentates. Die Frage, ob ein Christ töten dürfe, wenn es dem Zweck diene, noch mehr Tote zu vermeiden, beschäftigte Dietrich Bonhoeffer sehr, er beantwortete sie jedoch mit einem eindeutigen „JA!“, wie in seinem Hauptwerk „Ethik“ nachzulesen ist. Darin heißt es unter anderem: „Tatenloses Abwarten und stumpfes Zuschauen sind keine christlichen Haltungen. Den Christen rufen nicht erst die Erfahrungen am eigenen Leibe, sondern die Erfahrungen am Leibe der Brüder, um derentwillen Christus gelitten hat, zur Tat und zum Mitleiden.“

Offiziell der Abwehrstelle München des NS-Regimes unterstellt, aber mit einem Rede-, Schreib- und Veröffentlichungsverbot belegt, arbeitete Bonhoeffer ab 1941 zugleich für die deutsche Spionageabwehr und den internen Widerstandskreis. Das fehlgeschlagene Hitler-Attentat von 1943 führte zur Verhaftung Bonhoeffers. Er kam ins Untersuchungsgefängnis der Wehrmacht in Tegel und später in den Keller der Gestapo-Zentrale. Dort warteten er und seine Mitgefangenen, Canaris, Dohnanyi, Gehre, General Oster und Karl Sack, vergeblich auf einen Prozess. Am 7. Februar 1945 wurden die Gefangenen ins KZ Buchenwald verlegt, zwei Monate später ins KZ Flüssenbürg. Damals konnte man die herannahenden Geschütze der Alliierten dort schon hören. In einer angeblichen „Kriegsgerichtsverhandlung“ wurden Bonhoeffer, Sack, Oster und Canaris zum Tode durch den Strang verurteilt und am 9. April 1945 erhängt. Er habe ein kurzes Gebet gesprochen, berichtete der Lagerarzt später über Bonhoeffer, sei gefasst zum Galgen gegangen und in wenigen Sekunden gestorben. Wer sich dem Werk von Dietrich Bonhoeffer nähern möchte, sollte zunächst „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ lesen.

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