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Leon de Winter

Leon de Winters Bücher sind von seinen jüdischen Wurzeln geprägt. © Marco Okhuizen/laifLeon de Winter (Jahrgang 1954) ist ein niederländischer Bestsellerautor und Filmemacher jüdischer Abstammung. De Winter absolvierte zunächst eine Ausbildung an der Bavaria Filmakademie in München und studierte anschließend an der Filmakademie Amsterdam. Seinen ersten Roman verfasste er im Alter von 24 Jahren: „Die (Ver)Bildung des jüngeren Dürer“ (1979). Und so sind es auch die Romane, durch die de Winter hauptsächlich bekannt geworden ist, obwohl er eigentlich aus dem Filmgeschäft kommt.

Die Werke von Leon de Winter zeichnen sich durch starke autobiographische Züge aus und setzen sich in der Regel intensiv mit dem Judentum auseinander. Auch das Symbol des übermächtigen, unerreichbaren Vaters taucht immer wieder auf und lässt den geneigten Leser an Franz Kafka denken. Außerdem machte de Winter als Blogger mit islamkritischen und pro-israelischen Standpunkten auf sich aufmerksam und wurde sehr kontrovers diskutiert. Auch in seinem Buch „Das Recht auf Rückkehr“ (2010) verlegte Leon de Winter seine Handlung in ein futuristisches, geschrumpftes Israel, das von Islamisten beherrscht und unterdrückt wird.

Der niederländische Filmemacher Theo van Gogh war einer der größten Kritiker de Winters. Immer wieder empörte er sich darüber, wie Leon de Winter seine Familienvergangenheit – also die Schoa – schamlos zu Geld mache. Er bezeichnete den Autor als „meschuggen Psychopathen, der KZ-Stacheldraht sammle und beim Sex immer „Auschwitz, Auschwitz“ rufe“ und verstand diese Art von Provokation als Konzeptkunst. Skandal um jeden Preis, das war das Motto des Regisseurs, der am 2. November 2004 auf offener Straße ermordet wurde. Hintergrund der Tat waren radikal-islamistische Motive. Der Attentäter sagte später, als Muslim dürfe er jedem „den Kopf abhacken“, der Allah beleidige.“

2015 setzte Leon de Winter seinem Intimfeind ein geradezu zärtliches, zugewandtes Denkmal. „Ein gutes Herz“ ist aber nicht nur eine Respektbekundung an den ziemlich besten Feind, sondern auch eine nicht ganz ernst zu nehmende Aufarbeitung der gesamten Islam- und Zuwanderungsdebatte in den Niederlanden. De Winter ist es gelungen, die vielen unterschiedlichen Stimmen dieses komplexen und streitbaren Themas zu Wort kommen zu lassen und aus dem Ganzen einen fast trivial anmutenden Thriller zu machen, in dem das Privatleben der niederländischen Politprominenz in aller Ausführlichkeit ausgeschlachtet wird. Einmal mehr wagt es Leon de Winter, angenehm politisch inkorrekt zu sein. Dass das funktioniert, liegt auch in der scharfen Selbstironie begründet, mit der sich der Autor als lächerlicher Romancier in die Handlung einführt.

Als Ghostwriter linker Politiker, der seine eigenen Aussagen später in der eigenen Kolumne verreißt, persifliert er sich selbst. Er zeichnet das Bild eines scheinheiligen Moralapostels und sorgt mit seiner unnachahmlichen, bitterbösen Art für beste Unterhaltung bei den Lesern, die sich darauf einlassen wollen.  Dass er sich dabei dem „schlauen Wüterich“ zur Seite stellte, von dem er immer nur „verunglimpft und beleidigt wurde“, wie de Winter sagte, ist als charakterliche Glanzleistung des Autors zu verstehen. Doch für Leon de Winter scheint es eine klare Entscheidung gewesen zu sein: „Mit Theo konnte man streiten, mit den Korankillern nicht“ (FAZ).

Unsere Buchtipps - Diese Bücher von Leon de Winter empfehlen wir Ihnen:

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