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Dave Eggers

Dave Eggers gehört zu den wichtigsten Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. © Michelle QuintDave Eggers (Jahrgang 1970) gehört zu den wichtigsten Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Seit sein Debüt „Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität“ bei seiner Veröffentlichung im Jahr 2000 einschlug wie eine Bombe – es war sogar für den Pulitzer-Preis nominiert – hat er einen Bestseller nach dem anderen veröffentlicht. In Deutschland erregte er jedoch erst mit „Ein Hologramm für den König“ und dem Blitzerfolg „Der Circle“ für richtig Aufsehen. Nachdem „Der Circle“ im Sommer 2014 von 0 auf 1 in die Bestsellerlisten eingestiegen war, gab es keine Möglichkeit mehr, an Dave Eggers vorbei zu kommen.

Die Schriftstellerin Juli Zeh etwa lobte „Der Circle“ als „großen, wichtigen Beitrag“ zur gesellschaftlichen Debatte rund um den Schutz der Privatsphäre und die Transparenz im Netz. „Wir leben in der Welt, die er uns zeigt - und auf einmal verstehen wir vielleicht das Problem. Das ist ein ganz großer aufklärerischer Akt“, ist sie überzeugt. Der Vergleich zu großen dystopischen Werken der Weltliteratur drängt sich auf, etwa zu „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley oder zu „1984“ von George Orwell. Beide Werke wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben und sagten mit beängstigender Weitsicht voraus, wie sich unsere Welt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts und an der Grenze zum neuen Jahrtausend verändern würde. Diese prophetische Weitsicht fehlt Dave Eggers.

Das, was er beschreibt, überrascht uns nicht. Wir sind, wie Juli Zeh sagt, schon mittendrin. Das, was im „Circle“ passiert, ist schon weitgehend real – nur eben im Roman auf die Spitze getrieben. Auch die literarische Qualität von „Der Circle“ lässt sehr zu wünschen übrig. Alles wirkt seltsam eindimensional, schablonenhaft, leblos. Doch gerade in der skizzenhaften Überzeichnung, im Herauskratzen der Extreme liegt die Stärke dieses Romans, denn sie lassen keine Fehlinterpretationen zu. Dave Eggers hat sichergestellt, dass das Internet deutlich als jenes Monster wahrgenommen wird, als dass er es verstanden wissen will. Grautöne würden da nur stören. Dementsprechend wäre das Buch als Pflichtlektüre an Schulen zu empfehlen, wo das düstere Szenario im „dritten Kreis der Hölle“ (FAZ) vielleicht noch für Überraschung sorgen würde.

Bei denen, die eh schon für das Thema Datenschutz und Netzsicherheit sensibilisiert sind, rennt Dave Eggers mit „Der Circle“ offene Türen ein – der häufigste Kritikpunkt an diesem aufsehenerregenden Bestseller. Doch wenigstens befeuert er die öffentliche Debatte einmal mehr. Eine echte Alternative zu der von ihm gezeichneten Zukunftsvision sieht Eggers jedoch nicht. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, die dem Roman im August 2014 gleich den gesamten Feuilleton-Teil widmete, betont er, wie wichtig eine neue Erklärung der Menschenrechte für die digitale Zeit sei, in der jedem das Recht zugestanden werden müsse, sein digitales Profil selbst zu kontrollieren. Und noch etwas Gutes hat sein Roman: Er lenkt die Aufmerksamkeit der deutschen Leser auf Dave Eggers, dessen Bibliographie einiges zu bieten hat. Auf seinen autobiografischen Roman „Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität“, der sich mit dem Krebstod seiner Eltern und der damit einhergehenden Verantwortung für seinen kleinen Bruder beschäftigt, folgten „Ihr werdet noch merken, wie schnell wir sind“, sein erster rein fiktiver Roman und die Kurzgeschichtensammlung „Wie hungrig wir doch sind“. Dave Eggers schrieb außerdem das Drehbuch zum Kinofilm „Wo die wilden Kerle wohnen“, das auf dem Kinderbuch von Maurice Sendak basiert und von Eggers auch in einen Roman verwandelt wurde, und das Drehbuch zu „Away We Go – Auf nach Irgendwo“.

2015 sorgte er einmal mehr für Aufsehen: Sein Roman „Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?“ ist ein gewagtes Experiment, das dem Leser einiges abverlangt. Schauplatz der Handlung ist eine stillgelegte Militäranlage. Auf kleinstem Raum entwirft Dave Eggers hier die Geschichte eines Wahns. Thomas, der noch nie das Gefühl hatte, irgendwo dazuzugehören und der von der ewigen Suche nach Erkenntnis getrieben ist, entführt nacheinander verschiedene Menschen, um sie hier zu befragen. In reinen Dialogen ohne jeden erklärenden Text, unterzieht er sie eines Verhörs, dessen einziges Ziel es ist, endlich zu verstehen, worin seine Aufgabe auf diesem Planeten besteht. Das mag extrem erscheinen, unglaubwürdig und als müsste man als Leser erst viel Überwindung aufbringen, um sich durch die knapp 220 Seiten zu quälen. Doch so ist es nicht. Das verdankt „Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?“ dem großen Talent von Dave Eggers und seiner Fähigkeit, aus einem solchen Stoff ein brillantes, spannendes, witziges und temporeiches Buch zu schreiben.

Neben seinen literarischen Aktivitäten ist Dave Eggers übrigens Herausgeber der Magazine „McSweeny’s Quarterly Concern“ und „The Believer“ sowie Gründer des unabhängigen Buchverlags „McSweeny’s“ und Initiator von „826 National“, einem Programm, das Schülern den Zugang zum College ermöglicht. McSweeny ist übrigens der Mädchenname seiner Mutter, die starb als Dave Eggers 22 Jahre alt war.

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