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Giulia Enders

Giulia Enders gehört zu einer jungen, selbstbewussten neuen Generation von Medizinern. (c) Jill EndersGiulia Enders (Jahrgang 1990) sagt: „Viele Leute schämen sich total, über ihren Darm zu reden. Und das verstehe ich auch wirklich. Wenn man ihn aber besser kennt, sieht man, dass es eigentlich ein sehr fleißiges Organ ist, das unglaublich viel Verantwortung für uns übernimmt, und auch sehr sensibel darauf reagiert, wie wir uns zum Beispiel gerade fühlen.“ Die junge Frau, die mit so viel Begeisterung über ein in der Regel sehr stiefmütterlich behandeltes Organ spricht, ist Medizinstudentin – und ein modernes Phänomen.

2012 gewann sie bei gleich drei Science Slams den ersten Platz. Mit einem Vortrag, der den Titel „Das Darmrohr – Darm mit Charme“ trug. Die Videos ihrer frischen, frechen und überaus charmanten Präsentation entwickelten sich zum YouTube-Hit und machten eine Berliner Literaturagentin auf Giulia Enders aufmerksam.

Kurzerhand nahm die Medizinstudentin ein Urlaubssemester und schrieb ihren Bestseller „Darm mit Charme – Alles über ein unterschätztes Organ“. Die Forschung zum Thema Darm steckt noch in den Kinderschuhen. Es gibt weltweit nur wenige Experten – und keiner davon, wollte mit Giulia Enders zusammenarbeiten, als sie ihre Studien begann. „Das war ein hartes Erwachen. Dann habe ich mir gesagt: Okay, dann muss ich das hier jetzt mal allein machen.“ Und das hat sie getan. Ihre große Leistung dabei: Sie hat medizinisches Wissen, das sonst nur Eingeweihten bekannt wird, einfach verständlich für die breite Bevölkerung aufbereitet. „Manchmal erschreckt es mich, wenn Wissenschaftler hinter geschlossenen Türen über wichtige Erkenntnisse diskutieren – ohne dass die Öffentlichkeit darüber informiert wird.“ Dabei sei es so wichtig, den Darm zu kennen, sagt Enders. Denn das, was in unserem Darm passiert, hat direkten Einfluss auf unser tägliches Leben und auf unser Befinden. Und das, ohne dass wir es merken. „Alles was in unserem Bauch passiert, ist so wahnsinnig unbewusst“, sagt Giulia Enders. „Wenn wir ein Stück Torte essen, kriegen wir noch mit, wie sie schmeckt, wie sie sich anfühlt. Beim Schlucken das erleben wir noch. Und hier, ziemlich genau ab diesem Punkt, ist sie einfach weg. Wir merken nicht, dass der Magen sie hin und her schaukelt, dass sie im Dünndarm zerhackt und zerkleinert wird, bis sie einfach durch die Wände in unser Blut aufgenommen werden kann. Und im Dickdarm kommen dann nur noch die Reste an, mit denen wir eigentlich gar nichts mehr anfangen können.“

Dieses fehlende Wissen führe häufig zu Fehleinschätzungen und einer falschen Ernährung. Wer sich mit dem Darm so auskennt, wie Giulia Enders, der weiß, dass Fertiggerichte so viel Fructose enthalten, dass der Darm damit vollkommen überfordert ist – und dass sich das auch auf das Gemüt auswirkt. Und der weiß, dass man noch so wenig essen und trotzdem zunehmen kann, wenn bestimmte Bakterien im Überfluss vorhanden sind. „Was mich völlig vom Hocker geputzt hat, war, als ich diese ganzen Darmbakterien dann kennengelernt hab. Und gemerkt habe, das ist wie eine kleine, eigene Welt mitten in unserem Bauch. Die trainieren da unser Immunsystem, sitzen da und essen von unserem Essen, stellen ganz wichtige Stoffe für uns her. Wir sehen sie jetzt nicht mehr nur als Wesen, die irgendwelche Krankheiten verursachen können, sondern auch als Möglichkeiten, sich mit Fröhlichkeit anzustecken oder sich Hoffnung einzufangen.“ Für Giulia Enders haben diese Erkenntnisse das Leben auf den Kopf gestellt. Dass nicht mehr Menschen ihre Faszination und Begeisterung teilen, kann sie kaum verstehen. „Im Studium habe ich mich oft gefragt: Warum wissen das nicht alle? Erstens kann man es so erklären, dass es nicht schwer ist. Und zweitens hilft es ja – gegen das Ausgeliefertsein.“ Aus genau diesem Grund hat sie ihr Buch „Darm mit Charme“ geschrieben.

Die FAZ schreibt, damit stehe Enders für „eine neue Generation von Medizinern, die in der Mehrheit Frauen sind und die das Image vom „Halbgott in Weiß“, bei dem sich das gesamte Wissen konzentriert und der vorzugsweise in Fachbegriffen spricht, nicht mehr pflegen wollen.“ Das heißt, Enders bricht die Grenze auf, die seit jeher zwischen den wissenden Medizinern und den unwissenden Patienten verlief, und sorgt mit ihrer Form der charmanten und erfrischenden Aufklärung dafür, dass jeder seinen Körper und seine Gesundheit selbst in die Hand nehmen kann. Hilfe erhielt Enders dabei von ihrer sechs Jahre älteren Schwester Jill, die Kommunikationsdesign studiert und die großartigen Illustrationen angefertigt hat, mit denen ihre Schwester zunächst ihren Science Slam und dann auch ihr Buch ergänzte. Mit ihrer Leidenschaft für den Darm hat Giulia Enders ihr Lebensthema gefunden. Sie möchte restlos alles über ihn wissen. „Ich habe mich in das ungewöhnlichste, am merkwürdigsten aussehende Organ verliebt und ich finde auch heute noch: zu Recht!“, sagt sie mit dieser charmanten Art, die jeden in ihren Bann zieht, der Giulia Enders über den Darm und das Pupsen reden hört. So auch Giovanni di Lorenzo, der in seiner Sendung „3nach9“ im NDR mit ihr über die Peinlichkeiten des Darms sprach. Schlagfertig antwortete die 24-Jährige: „Wer gar nicht pupst, ist ein schlechter Mikroben-Gastgeber.“ Für di Lorenzo blieb dann nur noch etwas zu sagen, dem die Leser von Giulia Enders sicher zustimmen werden: „Sie verändern mein Leben!“  

Im April 2017 erschien die aktualisierte Neuauflage von "Darm mit Charme".

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