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Anne Frank

Anne Frank im Mai 1941 (c) ANNE FRANK FONDSDas jüdische Mädchen Anne Frank (1929 – 1945) ist zur Symbolfigur für das Leiden des jüdischen Volkes im Holocaust geworden. Ihr Tagebuch, das sie im Versteck der Familie in der Prinsengracht 263 in Amsterdam führte, wo die Familie Frank untergetaucht war, gehört zu den wichtigsten Zeitzeugnissen des Zweiten Weltkriegs und verhalf Millionen von Lesern zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Massenmord durch die Nazis. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass es auf der Liste der meistgelesenen Bücher der vergangenen 50 Jahre steht.

Anne wuchs in einer assimilierten jüdischen Gemeinde in Frankfurt auf und besuchte dort eine deutsche Schule. Nach der Machtergreifung Hitlers verließen die Franks Deutschland und zogen nach Amsterdam, wo die Firma des Vaters eine Niederlassung hatte. Seit 1934 lebte die Familie in Amsterdam und Anne besuchte die Montessori-Schule. Zu ihrem 13. Geburtstag bekam sie ihr Tagebuch, „Kitty“, geschenkt. Kurz darauf tauchte die Familie im Hinterhaus der väterlichen Firma unter. Dort hielten sie sich bis zum 4. August 1944 versteckt. Anne Frank dokumentiert diese Jahre, den Alltag im Hinterhaus, akribisch.

Sie schreibt von der Angst, von den Heimlichtuereien, von der ersten zarten Liebe, aber auch von der Langweile, die das junge lebenslustige Mädchen dort in der Enge und Abgeschiedenheit plagte. Ihr Cousin, der berühmte Schauspieler Buddy Elias, erinnerte sich im Januar 2014 in der „ZEIT“ an ein „quicklebendiges Mädchen“, das immerzu spielen wollte. „Sie war ein Wildfang wie ich.“ Später, beim Lesen des Tagebuchs, das Otto Frank, der als einziger der Untergetauchten den Zweiten Weltkrieg überlebte, habe Elias auch die Schriftstellerin Anne Frank kennengelernt. Er sei von ihrer Schreibbegabung überwältigt gewesen und bewunderte, wie ihr Vater, ihre „schriftstellerische Kraft, die Tiefe, mit der sie Themen durchdrang, die Begabung zur gestaltenden Fantasie.“ Am 4. August 1944 stürmte die Gestapo das Hinterhaus in der Prinsengracht und verhaftete alle Versteckten. Im letzten Transport, der je von Westerbork nach Auschwitz ging, wurden die acht Bewohner ins Konzentrationslager deportiert. Elias kann das bis heute nicht fassen. Zu diesem Zeitpunkt standen die Alliierten schon fast vor der Tür. Die ZEIT-Redakteurin Elisabeth von Thadden berührt diesen wunden Punkt im Interview mit Annes Cousin: „Als Kind bin ich beim Lesen verzweifelt, weil Anne im Juni 1944 so begeistert die Landung der Amerikaner in der Normandie feiert, von der sie im Radio hört. Dann kam die Verhaftung. Es hätte fast gut ausgehen können.“ Doch das tat es nicht:  Anne Frank starb im März 1945, kurz vor der Befreiung, im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Sie und ihre Schwester Margot erlagen völlig entkräftet der Typhus-Erkrankung. Kurz nach ihrem Tod wurde das Konzentrationslager befreit. „Nur ein wenig zu spät“, sagt Elias traurig, der noch heute oft an Anne Frank denkt. „Ich denke auch auf der Bühne an sie. Dauernd.“

Auch alle anderen Insassen des Hinterhauses starben, einzig Annes Vater, Otto Frank, überlebte den Holocaust. Er stand schon an der Erschießungswand, als ein SS-Mann sagte: „Die Russen kommen, weg hier.“ Nur so konnte Anne Franks Vater dem Tod entkommen. Auschwitz wurde am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit. Vier Monate später sandte Otto Frank ein Telegramm an seine Familie in Basel, in dem er mitteilte, er habe überlebt. Vom Tod seiner Töchter erfuhr er erst später. Nachdem er Gewissheit hatte, dass seine Töchter nie zurückkehren würden, erhielt Frank von Miep Gies, die die Familie jahrelang hingebungsvoll und unter größter Gefahr versteckt und versorgt hatte, das Tagebuch von Anne Frank. „Das ist das Vermächtnis Ihrer Tochter“, soll sie gesagt haben. In den ersten Tagen war Frank nicht in der Lage, die Aufzeichnungen seiner Tochter zu lesen, die zu schmerzhaft für ihn waren. Doch als er schließlich las, was sie über ihre Zeit im Versteck geschrieben hatte, war er überwältigt. Elias berichtet, Otto Frank hätte immer wieder gesagt: „Ich habe Anne nicht gekannt, bevor ich ihr Tagebuch gelesen habe.“ Stück für Stück übersetzte er die Aufzeichnungen von Anne Frank und machte sie dann der Welt zugänglich. 1963 gründete er den Anne Frank Fonds, der bis heute der Universalerbe Annes ist. Alle Einnahmen aus dem Tagebuch werden der Zivilgesellschaft zugeführt. Sie soll Annes Ideale in der Welt verbreiten, Kinder in Not stärken und Friedensprojekte fördern. Otto Frank starb 1980 in Basel.

Buddy Elias ist heute Präsident des Anne Frank Fonds und kämpft darum, dass das echte, authentische Geschehen in Erinnerung bleibt. „Gerade weil man das Tagebuch immer wieder als Fälschung bezeichnet hat, ist es umso wichtiger, die Grenze zwischen Faktischem und Fiktion klar festzuhalten.“ (ZEIT) Seine Worte wiegen deshalb so schwer, weil sie sich vor allem gegen eine geplante ZDF-Produktion wenden. Der Film verstoße nicht gegen Werk- und Persönlichkeitsrechte hieß es vom ZDF, weil er ohne Annes Tagebuch auskomme. Für Buddy Elias ist das ein Unding: „Das Hauptwerk ist das Tagebuch. Ohne Originaldokumente kann kein angemessener Film entstehen. Es ist das Hauptzeugnis für die Geschichte der Familie.“ Stattdessen habe die Stiftung die Filmrechte schon vor Jahren an die Produktionsgesellschaft AVE mit dem Drehbuch von Fred Breinersdorfer vergeben. Der Film soll 2015, anlässlich des 70. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung von Auschwitz, in die Kinos kommen. Es wird auch der 70. Todestag von Anne Frank sein, die bis heute maßgeblich das Bild vom Leiden der Juden im Zweiten Weltkrieg geprägt hat und den Opfern ein Gesicht gegeben hat. Das Gesicht eines fröhlich lächelnden Mädchens mit schwarzen Haaren, das glaubte, noch das ganze Leben vor sich zu haben.

 

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