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Ines Geipel

Ines Geipel gehört zur Generation der „Mauerkinder“: In den 1960er Jahren  geboren wuchsen sie in der DDR mit der Mauer auf und waren 1989 genau im richtigen Alter, um den Sprung ins große Deutschland und in eine glückliche Zukunft zu schaffen. So die Theorie. Doch Ines Geipel glaubt nicht daran und hat sich selbst auf die Suche nach der Identität ihrer Generation gemacht. Sie wollte wissen, ob die Mauerkinder wirklich auf der Gewinnerseite des Lebens gelandet sind, oder ob die DDR mit ihren Tabus und engen Grenzen in Wahrheit ihren Tribut gefordert und die 60er-Jahre-Kinder für das Leben geprägt hat. Sie selbst hat ihre ganz eigenen Erfahrungen gemacht: Anfang der 1980er Jahre war Ines Geipel Mitglied der DDR-Leichtathletik-Nationalmannschaft und wurde hier – wie später bekannt wurde – eines von 10.000 Zwangsdoping-Opfern. 1984 verliebte sie sich in einem Vorbereitungslager auf die Olympischen Spiele in einen Geher aus Mexiko und wollte aus der DDR zu ihm fliehen. Weil ihre Fluchtpläne aufflogen, litt Ines Geipel in der Folge unter den Zersetzungsmaßnahmen des Apparats. 1985 brach sie ihre sportliche Karriere unter politischem Druck ab und studierte in Jena Germanistik. Dort pflegte sie Kontakte zur Opposition und durfte in der Folge weder ihren Abschluss machen, noch anschließend eine berufliche Tätigkeit aufnehmen. 1989 verließ Ines Geipel die DDR über Ungarn und studierte in Darmstadt Philosophie und Soziologie. Weil sie in der Fremde unter Depressionen litt, kehrte Ines Geipel nach der Wiedervereinigung in die Neuen Bundesländer zurück und wühlte sich hier durch die Akten und Archive des untergegangenen Landes. Zu jener Zeit begann Ines Geipel, sich für in der DDR unterdrückte Literatur und für die Aufarbeitung des DDR-Zwangsdoping-Systems zu engagieren und wurde dafür 2011 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Joachim Walther baute Ines Geipel das „Archiv unterdrückter Literatur in der DDR“ auf, in dem heute über 100 Vor- und Nachlässe von in der DDR unveröffentlicht gebliebenen Autoren gesammelt sind. Ihren ersten Roman „Das Heft“ veröffentlichte Ines Geipel 1999. Es folgten ein Gedichtband, eine Inge-Müller-Biografie, eine Aufarbeitung des Zwangsdoping-Themas und ein Buch über das Schulmassaker in Erfurt. Ihr zweiter Roman erschien 2005: „Heimspiel“. Die DDR zieht sich weiterhin als ein roter Faden durch das schriftstellerische Schaffen der Autorin, die heute auch an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin unterrichtet: 2009 veröffentlichte sie das Buch „Zensiert, verschwiegen, vergessen“, in dem sie die Lebensbilder von zwölf Autorinnen, die zur Zeit der DDR verfemt wurden, zusammengetragen hat. In ihrem Buch „Seelenriss“ (2010) setzt sie sich mit den gesellschaftlichen Massenphänomen Leistungsdruck und Depression auseinander. In den folgenden Jahren beschäftigte sich Ines Geipel mit dem Leben nach dem Ende der DDR und fühlte ihrer eigenen Generation auf den Zahn. Aus ihren zahlreichen Tiefeninterviews mit Mauerkindern, in denen sie dem Lebensgefühl ihrer Generation auf die Spur zu kommen versucht, ist dann ebenfalls ein Buch entstanden. „Generation Mauer: Ein Porträt“ erschien 2014 und erklärt die Mauerkinder zu einer geschlossenen Generation, die viele von ihnen gar nicht sein wollen. „Zerlegt und wieder zusammengesetzt. Aus tragisch abgeschlossenen, gebrochenen oder nach 1989 noch einmal von vorn begonnenen Lebensläufen“, schreibt Michael Pilz, der das Buch von Ines Geipel für die „Welt“ rezensiert hat. Er nimmt sich aus der Generation heraus, die Geipel sieht. Andere fühlen sich von ihr verstanden und erkennen sich in den Bildern, die sie zeichnet, wieder. In jedem Fall hat „Generation Mauer“ von Ines Geipel eine klare Daseinsberechtigung.

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