Wilhelm Genazino
Wilhelm Genazino (Jahrgang 1943) ist ein bedeutender deutscher Schriftsteller und Träger des Georg-Büchner-Preises 2004. Durch seine Werke zieht sich ein etwas altmodisch wirkender, heiter-melancholischer Ton, der die „Gesamtmerkwürdigkeit des Lebens“ in all seinen Facetten betrachtet. Genazino stammt aus Mannheim, wo er in einfachen Verhältnissen aufwuchs. Er absolvierte ein Volontariat bei der Rhein-Neckar-Zeitung und studierte anschließend Germanistik, Philosophie und Soziologie in Frankfurt am Main. Nach seinem Abschluss arbeitete Wilhelm Genazino als freier Redakteur und Journalist und war später bei der Frankfurter Satire-Zeitschrift „Pardon“ angestellt. Zwischen 1980 und 1986 war Genazino auch Mitherausgeber der Zeitschrift „Lesezeichen“. Heute ist er wieder freiberuflich als Autor tätig und lebt in Frankfurt am Main. Seinen ersten Roman veröffentlichte Wilhelm Genazino 1965 unter dem Titel „Laslinstraße“. Bekannt wurde er in den 1970er Jahren vor allem durch die „Abschaffel“-Trilogie, in der Genazino sich intensiv mit dem Innenleben seines isoliert lebenden Protagonisten auseinandersetzt. Schon hier wird die resignative Grundhaltung der Werke von Wilhelm Genazino deutlich. Zumeist mildert der Autor den Ton durch einen offenen und mitunter verhalten optimistischen Schluss ab. Auch in ihrer Thematik ähneln sich die Werke von Genazino: In ihrem Zentrum steht zumeist ein Mann mittleren Alters, der in einer deutschen Großstadt ein durchschnittliches Leben fristet. Dies gilt für Genazinos ersten großen Erfolg „Ein Regenschirm für diesen Tag“ ebenso wie für „Die Liebesblödigkeit“, die zwei wohl erfolgreichsten Romane von Wilhelm Genazino. „Ein Regenschirm für diesen Tag“ machte Genazino – nicht zuletzt auch dank der sehr positiven Besprechung des Literarischen Quartetts – 2001 über Nacht einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Der Nachfolger, „Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman“, weicht vom typischen Muster der Genazino-Romane ab und stellt einen jugendlichen Protagonisten in das Zentrum. In „Die Liebesblödigkeit“ (2005) kehrt Genazino zu seinem Grundmuster zurück, das der Wiener Kurier mit „leise ironisch, ohne Larmoyanz, ohne Angst, altmodische Gefühle wie Melancholie zu beschreiben, ohne Angst vor der Langsamkeit, vor der Langeweile“ beschrieb. Zu den bedeutendsten Auszeichnungen, mit denen Wilhelm Genazino für sein Werk geehrt wurde, gehören der Kleist-Preis, der Berliner Literaturpreis und natürlich der Georg-Büchner-Preis, der ihm 2004 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen wurde.