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Frank Günther

Für Frank Günther (Jahrgang 1947) ist William Shakespeare ein "Menschheitserfinder, Seelenabgrundergründer, Unfassbarer", aber auch "Arbeitgeber für Generationen von Texthandwerkern" – nicht zuletzt für ihn selbst. Denn Frank Günther ist Shakespeare-Übersetzer und kommt dem großen Unbekannten der Weltliteratur in dieser Tätigkeit praktisch hautnah – ohne ihn jedoch jemals wirklich fassen zu können. Zu wenig ist bekannt, zu wenig ist sicher über den Autor von „Romeo und Julia“, „Hamlet“ und „König Lear“. William Shakespeare ist und bleibt, aller Bemühungen von Frank Günther und der anderen Autoren, die jährlich bis zu 6.000 Publikationen über das vermeintliche Genie auf den Markt bringen, zum Trotz, „ein Chamäleon“ (Druckfrisch, ARD).

Das ändert jedoch nichts daran, dass sich das, was Frank Günther über Shakespeare zu sagen hat, zu lesen lohnt. Im Gegenteil: Günther ist originell und hat mit „Unser Shakespeare“ eine etwas andere Biografie des großen Schriftstellers verfasst. Für Frank Günther ist Shakespeare, ein „merkwürdiges Zwitterwesen“, wie er ihn in der ARD-Sendung „Druckfrisch“ mit Denis Scheck nannte, einerseits „aus einem Ohr [bestehend], das die gesamten Laute der Welt auffängt“, gemeint sind Soziolekte, Dialekte, Sprachweisen und Idiolekte, und auf der anderen Seite ein „Ein-Mann-Orchester“, das Wortmusik macht. „Dieses Ein-Mann-Orchester erzeugt nun ein ungeheures Konzert der Stimmen, der welthaltigen Stimmen, in einem unendlichen Strom der politischen Metaphern.“

Frank Günther studierte in Mainz und Bochum Anglistik, Germanistik und Theatergeschichte und arbeitete anschließend zunächst als Regieassistent, dann als Regisseur an Theatern u.a. in Bochum, Heidelberg, Bielefeld und Wiesbaden und begann schon während dieser Zeit, alte Dramen ins Deutsche zu übersetzen. Als er in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Übersetzung des Gesamtwerkes von William Shakespeare übernahm – eine Mammut-Aufgabe! – entstand für Frank Günther eine lebenslange Verbindung mit dem Dramatiker aus dem 16. Jahrhundert. Seinen ersten Shakespeare, „Viel Lärm um nichts“, hat er dann in zwei Wochen wie im Rausch übersetzt – einfach um zu schauen, ob es möglich ist. Es war möglich und das schneller als gedacht. Und so blieb Frank Günther bei seiner Aufgabe. Noch ist das Werk, das zur Lebensaufgabe für Frank Günther werden sollte, nicht abgeschlossen: Bis 2005 hatte er 33 Bände der Neuübersetzung fertig gestellt. 2015 wird mit dem 39. und damit letzten Band gerechnet. Das wäre ein Rekord: Noch nie in der Literaturgeschichte hat ein einziger Übersetzer sämtliche Werke Shakespeares allein ins Deutsche übersetzt.

Wenn also einer eine Ahnung davon hat, welches Arbeitspensum der große Dramatiker absolviert hat, dann ist es Frank Günther. Dafür wurde er 2001 auch mit dem Christoph-Martin-Wieland-Preis ausgezeichnet. Wieland war der erste, der Shakespeare ins Deutsche übersetzte. Es folgten diverse weitere Auszeichnungen und eine kurzzeitige Gastprofessur für Frank Günther. Bezeichnend für seine Übersetzungen ist zum Beispiel die Verwendung von „Du“ und „Sie“ als Anrede, anstatt des historisierenden „Ihr“ und „Euch“. Durch diese Formen würde ein Schleier zwischen Shakespeare und den heutigen Leser gezogen, der das Verständnis erschwere, so Frank Günther. Dieses Adaptieren gilt auch für Witze Shakespeares. Darüber, worüber einst die Zuschauer im Londoner Globe Theatre lachten, sollen auch die heutigen Leser lachen können, ohne dafür unzählige Fußnoten zu benötigen. Zusätzlich zu seinen Übersetzungen hat der Shakespeare-Experte Frank Günther, der sich naturgemäß auch mit den äußeren Lebensumständen Shakespeares beschäftigen musste, zwei weitere Bücher über den großen Schriftsteller verfasst. Anlässlich des 450. Geburtstags des englischen Nationalschriftstellers erschienen „Unser Shakespeare: Shakespeares fremd-verwandte Zeiten“ und die zweisprachige Zitate-Sammlung „Shakespeares Wort-Schätze“. Ersteres landete bei seinem Erscheinen 2014 recht schnell auf der SPIEGEL-Bestsellerliste 'Paperback Sachbuch'.

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