René Häberli
Fremdsprachen lernen durch Softerotik-Romane, wie geht das? Jeder, der schon einmal eine Liebesaffäre mit einem Menschen aus einem anderen Land hatte, der der eigenen Sprache nicht mächtig war und umgekehrt, wird schon einmal erfahren haben, wie leicht die Liebe das Lernen der Sprache des Anderen macht. Warum also sollte es nicht möglich sein, aus dieser besonderen Disposition heraus ein Konzept zu bilden, dass das Lernen einer Fremdsprache dermaßen vereinfacht. Das hat René Häberli versucht, indem er die unter dem Pseudonym Milena Marento verfassten Softerotik-Romane gezielt zum Spracherwerb einsetzte. Unterstützt wurde er dabei von einer Berliner Autorin. Die Sprachkurse heißen Lingooh Amor für die heterosexuell Liebenden und Lingooh Gay für die Homosexuellen. Während die Protagonistin der erstgenannten Version Lena heißt, ist der Erzählkosmos der zweiten Version um Sebastian herum aufgebaut. Beide sind zwei völlig vorurteilsfreie Charaktere, die offen durch die Welt gehen und sich über neue Kontakte jeglicher Couleur freuen können. Um vollends mit der Zeit zu gehen, existieren die Sprachkurse nur in der digitalen Version und sind ausschließlich auf Lingooh Amor - Online Sprachkurs buchbar. Aufgrund des zum Teil nicht jugendfreien Inhalts stehen sie nur Erwachsenen zur Verfügung. Am eigenen Leib hat René Häberli erfahren, dass die Sprachkurse in Buchform dann am meisten Spaß machen, wenn sie mit einer Handlung, „einem roten Faden“, verbunden waren. Es ist klar, dass der Lernende, einmal in den Bann der Handlung gezogen, die Sprache sozusagen en passant und nahezu mühelos in sich aufsaugen kann. Wenn dann noch Identifikationsfiguren auftauchen, die einem ihre Sprachen vermitteln können und ihre Meinung zu gesellschaftlichen oder politischen Themen zum Besten geben, schlägt der Schüler gleichsam zwei Fliegen mit einer Klappe. Wohingegen reine Grammatikbücher oft eher mühsam zum Lernen sind und als trockene Materie gelten. Spielerischer Spracherwerb mit prickelnden Inhalten Mit dem Thema Erotik verhält es sich jedoch anders. Das Gros der Sexualforscher pflichtet Häberli darin bei, dass Sexualität mehr im Gehirn stattfindet als zwischen den Beinen. Der Spracherwerb bei Kindern ist eine sehr komplexe Thematik, an der sich die Forscher seit jeher die Zähne ausbeißen. Wie ist es zu erklären, dass unsere Kleinsten schon dann eine andere Sprache lernen, wenn sie noch nicht einmal Schreiben oder Lesen können? Allein durch Zuhören und Nachsprechen ist dieses Phänomen eigentlich nicht zu erklären. Fakt ist, dass diese kindliche Leichtigkeit des Lernens, des Aufsaugens einer Sprache (nicht umsonst vergleicht Dante Alighieri direkt zu Beginn seines berühmten Opus „De vulgari eloquentia“ das Lernen einer Sprache mit dem Säugen eines Kleinkinds an der Brust der Mutter) für die Älteren nur noch schwer zu erreichen ist. Fazit: Beschriebene Erotik ist eine Möglichkeit, diese Leichtigkeit zu erlangen, löst sie doch unweigerlich Kopfkino aus. Der Lernende ist macht sich sogleich Vorstellungen und Bilder, die den Erinnerungswert des Gelernten siginifikant steigern. Lingooh ist eher dafür gedacht, für sich allein zu lernen und sich die Thematik einzuverleiben. Statt trockene Verbformen durchzudeklinieren steht hier die gesprochene Sprache im Vordergrund, die die Schüler sofort anwenden können, wenn sie in ähnliche Situationen geraten wie die Protagonisten.