Hermann Hesse
Der Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse (1877- 1962) versuchte sich bereits als Zehnjähriger im Schreiben und erlangte später mit seinen modernen Klassikern Weltruhm. Sein damals entstandenes Märchen, „Die beiden Brüder“, wurde 1951 sogar veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt war der Sohn eines christlichen Missionarspaares aber bereits zu einem der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller heran gewachsen und hatte den Nobelpreis für Literatur (1946) erhalten. Als Kind musste Hermann Hesse häufig die Schule wechseln und galt als schwer depressiv. Im Mai 1892 schließlich litt er so stark unter einer depressiven Phase, dass er einen Selbstmordversuch unternahm, der jedoch missglückte. Das Verhältnis zu seinen Eltern sollte danach zeitlebens ein schlechtes bleiben. Nach einer Buchhändlerlehre in Tübingen arbeitete Hesse in einem Antiquariat für theologische, philosophische und juristische Bücher, in dessen Bestand er sich nach Feierabend intensiv weiterbildete. Während der Arbeit nutzte er jede Gelegenheit, sich privat weiter zu bilden und verbrachte nach seinem 12-stündigen Arbeitstag noch viele Stunden über den Büchern. Vor allem Goethe, Lessing, Schiller und die griechische Mythologie hatten es ihm angetan. In diese Zeit fällt auch die erste Veröffentlichung eines Gedichts: „Madonna“ erschien 1896 in einer Wiener Zeitung. Es folgten weitere Gedicht- und Prosasammlungen. 1899 siedelte er nach Basel über, wo ein Jahr später sein erstes Buch, „Hermann Lauscher“, erschien. Zuvor hatte der Leipziger Verleger Eugen Diederichs bereits Hermann Hesses großes Talent erkannt und begonnen, den jungen Schriftsteller intensiv zu fördern. 1901 unternahm er, in der Tradition der großen Romantiker, eine mehrmonatige Italienreise, die er 1903 wiederholte.
Der Durchbruch gelang Hesse mit dem Roman „Peter Camenzind“ (1904). Dieses, von der Romantik inspirierte Werk, gehört neben „Unterm Rad“ (1906), „Siddhartha“ (1922), „Der Steppenwolf“ (1927) und „Das Glasperlenspiel“ (1943) zu den bekanntesten Büchern Hermann Hesses und erlaubte es ihm, von der Schriftstellerei zu leben. Zwischen 1904 und 1923 war er mit der Basler Fotografin Maria Bernoulli verheiratet, mit der er drei Kinder hatte. In diese Zeit fällt auch Hermann Hesses Rückzug in eine Felsgrotte, in der zuvor der wandernde Dichter und Naturprophet Gusto Gräser gelebt hatte. Das Motiv des Einsiedlers in der Wildnis tauchte in seinen Werken anschließend immer wieder auf. 1910 litt Hesse jedoch unter einer schweren Schaffenskrise. Familiäre Konflikte und der Erste Weltkrieg brachten dann wiederum Umwälzungen im Leben des Autors mit sich. Während des Krieges war er Mitherausgeber der Deutschen Interniertenzeitung (1916/17), Herausgeber des Sonntagsboten für die deutschen Kriegsgefangenen (1916–1919) und außerdem für die „Bücherei für deutsche Kriegsgefangene“ zuständig. Seine Erfahrungen hier führten dazu, dass Hesse später zu einem erbitterten Kriegsgegner wurde. In diesem Geiste entstand auch sein Roman „Demian“ (1919).
In den folgenden Jahren erschienen mit seinen Entwicklungsromanen „Der Steppenwolf“, „Siddhartha“ und „Narziß und Goldmund“ einige seiner wichtigsten und bekanntesten Werke. Immer stellt er darin den Suchenden, der über sich hinauswächst, dem Stehengebliebenen gegenüber, dem vergeistigten Leben das sinnliche Leben. Hellmuth Karasek schrieb über "Der Steppenwolf", das er für das "einflussreichste Buch des Nobelpreisträgers" hielt: "Das Buch, ein Kultbuch mehrerer Jugendgenerationen, handelt von einem Ausbruchsversuch aus der bürgerlichen Welt. Am stärksten Tritt dieser Kontrast jedoch in „Narziß und Goldmund“ (1930) zu Tage, einer romantisch inspirierten Erzählung, durch die auch Hesses intensive Beschäftigung mit Nietzsche und Carl Gustav Jungs Archetypenlehre hindurch schimmert. Die Gegensätze der beiden Hauptfiguren ergänzen sich meisterlich und zeigen zwei Wege auf der Suche nach Vollkommenheit auf. Deutlich wird: Das Eine kann ohne das Andere nicht sein.
Nach dem Scheitern seiner Ehe zog Hermann Hesse nach Tessin und schrieb hier seinen letzten großen Bildungsroman „Das Glasperlenspiel“. Er wurde noch 1943 in der Schweiz gedruckt und brachte Hesse später den Nobelpreis für Literatur ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den er mit Sorge beobachtet und von innen beizulegen versucht hatte, ging Hesses Produktivität stark zurück. In seinen letzten Jahren konzentrierte er sich beinahe ausschließlich auf die schriftliche Korrespondenz mit Freunden, Briefpartnern und Gönnern. 1962 starb Hermann Hesse nach einem Gehirnschlag. Bis heute bleibt er als einer der großen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts in Erinnerung.
Diese Buchtipps zu Hermann Hesse finden Sie bei uns:
- Das Glasperlenspiel
- Der Steppenwolf
- Hermann Hesse und die Weltreligionen
- Hermann Hesse und Stefan Zweig
- Mein Hermann Hesse
- Narziß und Goldmund
- Siddhartha
- Unterm Rad
Lesen Sie auch »Eine Bresche ins Dunkel der Zeit!«: Briefe 1916 - 1923 von Hermann Hesse, gesammelte Briefe, zusammengestellt von Volker Michels.