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Stefanie Hirsbrunner

Stefanie Hirsbrunner weiß genau, wie es hinter den Kulissen von Luxushotels aussieht. (c) Heiko MarquardtStefanie Hirsbrunner (Jahrgang 1980) hatte noch nicht einmal das Abitur in der Tasche, als sie zum eintägigen Assessmentcenter in eines der besten Hotels Deutschlands eingeladen wurde. Schon beim Betreten des Hauses entsteht beim Besucher – und auch bei der jungen Bewerberin – unmittelbar das Gefühl, „Teil einer anderen, durch und durch exklusiven Welt zu sein, zu der nur weniger Auserwählte Zutritt erhalten“. In ihrem Buch „Hotel Fünf Sterne“, das knapp 10 Jahre nach dem Ende ihrer Ausbildung, 2013, im Gütersloher Verlagshaus erschienen ist, verrät sie dem Leser zwar nicht, um welches 5 Sterne-Hotel es sich handelt, doch sie öffnet ihm die Türen in eine Welt, die nur die wenigsten von uns jemals von innen sehen werden. Dass auch dort nicht alles Gold ist, was glänzt, liegt auf der Hand, doch wenn Stefanie Hirsbrunner am Tag ihres Assessmentcenters bereits gewusst hätte, was in den kommenden vier Jahren auf sie zukommen würde, hätte sie das Luxushotel vielleicht mit ganz anderen Augen gesehen. Sie wusste, so schreibt sie, von Anfang an, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind. Diesen Satz habe sie von da an unzählige Male gehört. „Im Hotelwesen bedeutet er, dass jeder, der innerhalb der strengen Hierarchien arbeiten und irgendwann einmal die Chance eines beruflichen Aufstiegs erhalten will, zunächst ohne zu murren und ohne die eigene Meinung zu äußern lange Zeit die niederen Arbeiten erledigen muss“, erklärt Stefanie Hirsbrunner im einleitenden Kapitel ihres Buches. Auf den folgenden 200 Seiten beschreibt sie dann, wie das in der Realität aussieht, erzählt von ihrem einjährigen Praktikum im Hotel, wie sie die das angesehene Haus aus rechtlichen Gründen nennt, und von den folgenden drei Jahren ihrer Ausbildung, in der sie alle Stationen des Hotelgewerbes – vom Zimmerservice bis hin zur Rezeption – durchlief. Da gibt es neben unvergesslichen Augenblicken – wie dem Tanz mit Michail Gorbatschow bei dessen Geburtstagsfeier – auch Momente, in denen man als Leser nur entrüstet den Kopf schütteln kann angesichts der Dreistigkeit, die sich reiche Gäste mitunter leisteten. Und leisten durften. Nicht selten geriet Stefanie Hirsbrunner deshalb mit ihren Vorgesetzten in Konflikt, weil sie sich etwa sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ebenso wenig gefallen lassen wollte, wie das Gefühl, von einem reichen, zahlenden Kunden „ausgewählt“ zu werden wie ein Stück Vieh. Die vier Jahre veränderten Hirsbrunners Blick auf die luxuriöse Welt im Hotel komplett und schärften ihren Blick für das, was im Leben wichtig ist, wie sie im letzten Kapitel ihres Buches beschreibt. „Die Konzentration all dieser enorm teuren >Requisiten< auf einem doch recht überschaubaren Ort wie dem Hotel hatte eine inflationäre Wirkung. Sie nahm dem Geld an sich die Bedeutung und mir die Ehrfurcht vor dem Wert, der den Dingen im Allgemeinen beigemessen wurde. […] Schöne, teure Dinge befriedigten die innere Leere nicht mehr, wenn sie im Überfluss vorhanden waren.“ „Hotel Fünf Sterne“ ist also viel mehr als nur ein Blick durch das Schlüsselloch in einem der besten, renommiertesten und teuersten Hotels des Landes, sondern auch eine Gesellschaftskritik. Stefanie Hirsbrunner will damit einerseits unterhalten, andererseits aber auch den Blick auf das lenken, was wirklich wichtig ist im Leben, was wirklich Wert hat, wie sie uns im Interview verriet. Aufgelockert wird das Ganze durch unterhaltsame Geschichten, die den Leser zum Schmunzeln bringen und die sich vor allem durch ihre sehr selbstironische Betrachtung auszeichnen. Nach dem Ende der Ausbildung arbeitete Stefanie Hirsbrunner übrigens noch einige Zeit im Hotelgewerbe, bis sie zu einem längeren Auslandsaufenthalt nach Ghana aufbrach und die Welt des Luxus‘ hinter sich ließ. Im Anschluss an diese Zeit studierte sie Politikwissenschaften und arbeitet heute als Universitätsdozentin und für die Deutsche Afrika Stiftung in Berlin. „Hotel Fünf Sterne“ ist ihr erstes Buch.


Interview mit Stefanie Hirsbrunner zu "Hotel Fünf Sterne":

Literaturtipps.de: Was hat Sie dazu bewogen, das Buch „Hotel Fünf Sterne“ zu schreiben?

Stefanie Hirsbrunner: Zum Einen sind es amüsante Geschichten, über die man auch ein bisschen schmunzeln kann. Es bietet einen Blick hinter diese Kulissen. Also was passiert eigentlich dort, in diesem abgeschotteten Raum? Und gleichzeitig ist es aber auch, denke ich, ein Zeugnis für das, was in unserer Gesellschaft auch passiert, dass wir oftmals auch Luxus schätzen, also mehr den goldenen Wasserhahn, als eigentlich das Wasser, das da herauskommt, was der eigentliche Luxus ist.

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Literaturtipps.de: Wodurch zeichnet sich das Luxushotel im Besonderen aus?

Stefanie Hirsbrunner: Der Luxus zeichnet sich durch die bedingungslose Service-Erfüllung aus. Der Gast kann sich alles wünschen und alle Wünsche werden ihm auch erfüllt – also wirklich alle! Und gleichzeitig kann er auf die 100%ige Diskretion der Angestellten hoffen. Das heißt, er kann wirklich frei sein, in dem was er will, was er tun will, wie er sein will. Und ich glaube, das ist der größte Luxus.

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Literaturtipps.de: Wie muss man sich den Arbeitsalltag in einem 5 Sterne-Hotel vorstellen?

Stefanie Hirsbrunner: Ich denke, dass der Arbeitsalltag, den man im 5 Sterne-Hotel hat, vor allem dadurch geprägt ist, dass immer wieder Stars durchs Bild laufen. Also die sind einfach immer da. Und wenn der Popstar kommt und ich den ganzen Tag mit dem Finger am Fahrstuhl stehe, um ihm den Fahrstuhl aufzuhalten – wenn er denn dann kommt – und er dann umgerannt wird von seinen Fans und sofort in den anderen Fahrstuhl verfrachtet wird, der noch am anderen Ende der Lobby liegt und ich dann mit meinem Daumen völlig überflüssig stehe, dann ist das schon so ein lustiger, selbstironischer Moment, der aber schon sehr prägnant ist für genau diese Welt.

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Literaturtipps.de: Welches Ereignis ist Ihnen aus Ihrer Zeit im Luxushotel besonders im Gedächtnis geblieben?

Stefanie Hirsbrunner: Also das ist eindeutig mein Tanz mit Gorbatschow, mit der historischen Figur, mit diesem Staatsmann, als der mich da aufgefordert hat zum Tanz, als er da seinen Geburtstag gefeiert hat mit seiner Familie. Das war einfach für mich als kleines junges Mädchen sensationell.

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Literaturtipps.de: Sie beschreiben das Hotel in Ihrem Buch als Mikrokosmos. Was muss man sich darunter vorstellen?

Stefanie Hirsbrunner: Das Hotel ist ein abgeschotteter Raum und trotzdem treffen sich dort alle Gesellschaftsschichten. Wir haben den Drogen-Konsumenten, wir haben den Drogenboss, wir haben den Popstar, wir haben den Politiker, wir haben die ausgebeutete Praktikantin, die für kein Geld der Welt dort arbeitet. Wir haben einfach alle Schichten der Gesellschaft, die in diesem Hotel ein und aus gehen.

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Wir danken Stefanie Hirsbrunner für das angenehme Gespräch und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute.

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