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Michael Jürgs

Michael Jürgs (Jahrgang 1945) gilt als der „hierzulande vielleicht vielseitigste und beste Sachbuchautor“ (Süddeutsche Zeitung). Diesen Ruf verdankt Jürgs den zahlreichen Biografien und Lebensbeschreibungen und seinen zeit- und gesellschaftskritischen Texten. Der frühere Chefredakteur des „Sterns“ hat sich als Biograf unter anderem mit Romy Schneider, Axel Springer, Günther Grass und Eva Hesse beschäftigt und mit „Typisch Ossi, typisch Wessi“ (mit Angela Elis) und „Wie geht’s, Deutschland?“, seiner Bilanz der Deutschen Einheit, eine Momentaufnahme der deutsch-deutschen Wiedervereinigung vorgelegt. Viele seiner Bücher, etwa „Der kleine Frieden im Großen Krieg“ über den „Weihnachtsfrieden“ zwischen deutschen, französischen und britischen Soldaten im Ersten Weltkrieg 1914 wurden unter Mitwirkung von Michael Jürgs auch verfilmt. Für besonderes Aufsehen sorgte Jürgs mit „BKA. Die Jäger des Bösen“ und mit seiner Streitschrift „Seichtgebiete“, die 2009 erschien und sich über 100.000 Mal verkaufte. 2014 sorgte Michael Jürgs ein weiteres Mal für Aufsehen. In jenem Jahr veröffentlichte er sein Buch „Sklavenmarkt Europa“, mit dem er die Augen des Lesers für die Ungeheuerlichkeiten öffnet, die direkt vor unserer Nase passieren, ohne dass wir sie eigentlich wahrnehmen. Gerne möchte man glauben, dass der moderne Menschenhandel etwas ist, das weit weg, in Afrika oder in den arabischen Staaten, etwa in Katar, wo nepalesische Bauarbeiter an den WM-Stadien ausgebeutet werden, passiert, doch so weit muss man gar nicht blicken, um Beispiele für den Handel mit der Ware Mensch zu finden. 15 Milliarden Euro werden hier jährlich umgesetzt. Zeit, dass das Thema endlich die Öffentlichkeit erhält, die es verdient hat. Doch weil der Menschenhandel nach dem Drogenhandel die zweithöchste Einnahmequelle des organisierten Verbrechens ist und es eine große Lobby gibt, die ein Interesse daran hat, dass das Thema unter den Tisch fällt, gab es bislang keine umfassende Gesamtdarstellung. Das hat Michael Jürgs, der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in München studiert (aber abgebrochen) hat, nun geändert. Grundlage für „Sklavenmarkt Europa“ waren sowohl eigene Erlebnisse des Autors als auch Gespräche mit Frontex und Scotland Yard, eine Razzia der Bundespolizei gegen einen Menschenhändler und eine Strategiesitzung bei Europol. Die Zahlen, die er auf dieser Basis liefert, sind erschütternd: Allein in Deutschland arbeiten über 100.000 Zwangsprostituierte, die meisten von ihnen aus Osteuropa. Michael Jürgs kann dazu in einem Interview mit der Münchener Abendzeitung, bei der er vor knapp 50 Jahren sein Volontariat absolvierte und einen Einstieg ins Feuilleton fand, nur sagen: „Mir kommt die Galle hoch, wenn ich sehe, wie die Großbordelliers sich in Talkshows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen präsentieren und einen auf netten Bürger machen und dann Flatrates in ihren Bordellen anbieten.“ Die Einzelschicksale berühren Michael Jürgs noch immer: „Ich führe das Beispiel an von einem 14-jährigen Mädchen, das auf dem Schulweg entführt wird und in einem Bordell im Ausland landet. Als sie durch Zufall entdeckt und zur Familie zurückgebracht wird, verstößt ihre Familie sie.“ Die Maßnahmen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution, wie sie in Deutschland bisher existieren, bleiben jedoch folgenlos und können nichts zum Schutz der Frauen und Mädchen beitragen. Michael Jürgs entwickelt deshalb am Ende seines Buches „Sklavenmarkt Europa“ eine „interdisziplinäre, gesamteuropäische Strategie“. Doch damit das funktionieren kann, muss es erst mal ein Bewusstsein für dieses europäische Problem geben. „Sklavenmarkt Europa“ von Michael Jürgs ist ein guter erster Schritt. Wir empfehlen das Buch deshalb wärmstens und sagen: „Ein Aufschrei gegen die Seilschaft des Bösen!“

 

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