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Hellmuth Karasek

Hellmuth Karasek (1934 - 2015) war ein deutscher Journalist mit tschechischen Wurzeln, der dem breiten deutschen Publikum vor allem als Widerpart von Marcel Reich-Ranicki in der ZDF-Sendung „Das Literarische Quartett“ bekannt war. Karaseks Familie floh 1944 aus Schlesien an die Saale. Schon nach dem Abitur verließ Hellmuth Karasek jedoch die DDR, um in der Bundesrepublik sein Glück zu versuchen. Er studierte an der Universität von Tübingen Germanistik, Geschichte und Anglistik, promovierte und begann, als Journalist für die Stuttgarter Zeitung zu arbeiten. Bevor Karasek eine Stelle als Theaterkritiker bei der Wochenzeitung Die Zeit annahm, arbeitete er selbst ein Jahr lang als Chefdramaturg am Württembergischen Staatstheater Stuttgart.

Ab 1974 war Hellmuth Karasek dann beim Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ angestellt, wo er zu einem der bekanntesten Literatur- und Filmkritiker aufstieg. Über seine Erfahrungen beim „Spiegel“ schrieb Karasek 1998 den Roman „Das Magazin“. Seit 1988 war er außerdem – gemeinsam mit Marcel Reich-Ranicki – fester Bestandteil der „Literarischen Quartetts“ auf ZDF. Bis 2001 lieferte er sich dort mit seinem Widerpart Reich-Ranicki fesselnde Wortduelle. Zwischen 1996 und 2004 arbeitete Hellmuth Karasek zudem als Mitherausgeber des Berliner Tagesspiegels. Seitdem war er unter anderem für „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ und die „Berliner Morgenpost“ tätig und trat gelegentlich in Fernsehsendungen auf. Auch als Buchautor hat Hellmuth Karasek sich einen Namen gemacht. Er schrieb über Literatur, Theater und Filme, schrieb Romane und zeitgeschichtliche Betrachtungen und mit „Karambolagen: Begegnungen mit Zeitgenossen“ (2002) auch so etwas wie seine Autobiographie in 50 unterhaltsamen Begegnungen.

Am 30. September 2015 starb Hellmuth Karasek im Alter von 81 Jahren. In ihrem Nachruf schrieb die ZEIT: "Er wollte an dieser Welt kein stiller Teilhaber sein, sondern ein lärmender. So steht es in seiner Biografie "Auf der Flucht", in der er über sein Lebensglück staunte und sich selbst freundlich einen Egomanen nannte. Hellmuth Karasek war eine der bekanntesten Figuren des deutschen Feuilletons in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts." Der Verfasser dieses Nachrufs, David Hugendick, nannte ihn - sehr passend - dem "großen Schwärmer". "Ein Kritiker, dem die Kunst des Schwärmens oft näher lag als der geheiligte Ernst. Ein Bewunderer von Alfred Polgar. Sein Weggefährte, der Journalist Peter von Becker, sah in ihm den ersten Pop-Journalisten Deutschlands, der den Graben zwischen U- und E-Kultur überwand, was Karasek nicht nur Anerkennung einbrachte." Bestes Beispiel dafür ist der Werbespot, den Karasek kurz vor seinem Tod drehte: Darin rezensiert er einen Ikea-Katalog und nennt ihn einen möbilierten Roman, dessen Personen selten zu Wort kämen. Und es gebe zu viele Bilder. "Ein Buch, das anremple". Ja, so war Hellmuth Karasek!

Diese Bücher von Hellmuth Karasek empfehlen wir Ihnen:

Noch kurz vor seinem Tod erstellte Karasek für die BILD-Zeitung eine Liste der "25 Bücher auf Deutsch, die jeder gelesen haben sollte":

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