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Reinhard Marx

Reinhard Marx ist Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. © Stefan Zinsbacher, MünchenWenn ein Kardinal ein Buch über den christlichen Glauben – man könnte sogar sagen: eine Werbeschrift für den Glauben – verfasst, dann erwartet man dort den gehobenen Zeigefinger und die dogmatische Strenge der katholischen Kirche. Doch Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und seit März 2014 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ist da ganz anders. Deutlich merkt man ihm in seinem Buch mit dem einfachen aber ausdrucksvollen Titel „Glaube!“ die Nähe zum Leben der Menschen an. In der Deutschen Bischofskonferenz war er Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen und als solcher täglich mit der Lebenswirklichkeit der Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche konfrontiert. In der Süddeutschen Zeitung bezeichnete sich Reinhard Marx selbst als einen „barocken Mensch, mit Lebensfreude und Melancholie.“ Und auch sonst ist er dem Leben sehr zugewandt: „Er raucht Zigarren, mag guten Wein und ist Fan von Borussia Dortmund“ (Spiegel). Marx weiß deshalb, dass es eines neuen, aufgeklärten Glaubens bedarf, wenn man die Menschen ansprechen möchte. Nicht Freiheitsverzicht oder gar Unfreiheit sind die Folge des Glaubens, wie viele Menschen immer meinen, sondern das Gegenteil ist der Fall. Für Kardinal Reinhard Marx ist Glaube der Weg zur Freiheit. Aber eben nur dann, wenn auch der Zweifel ein Bestandteil des Glaubens sein darf. Vernunft und Glaube schließen einander nicht aus. Die Kirche muss sich für Zweifel und Fragen nach Beweisen öffnen, doch Marx macht auch deutlich, dass es nicht um Beweise geht, „sondern um Gründe.“ Um Gründe, in der heutigen Welt an Gott zu glauben. Dafür präsentiert Marx auch sein eigenes Gottesbild sehr deutlich. Darin ist Gott „ein Du, das fähig ist zu Kommunikation und Begegnung.“ Und genau das macht den Ansatz, den Reinhard Marx wählt, um die Menschen zum Glauben zu ermutigen, so erfrischend und zeitgemäß. Gott als starres Bild zu begreifen, das sich unantastbar über allem erhebt, funktioniert in der heutigen Welt einfach nicht mehr. Deshalb reflektiert Reinhard Marx den Menschen als kreatives, schöpferisches Wesen, das hoffen, nachdenken und sich freuen kann, das aber eben auch in der Lage ist, sich bewusst für den Glauben als Ausdrucksform des Menschseins zu entscheiden. Und diesen Glauben dann zu erfahren und zu erleben. Das ist für Reinhard Marx ein wichtiger Bestandteil seines modernen Konstrukts: Für ihn ist der Glaube eine Möglichkeit, mit der Fülle der Eindrücke und Erfahrungen umzugehen, die Welt zu deuten, sie zu überschreiten und zu transzendieren. Das sind Dinge, nach denen sich viele Menschen sehnen und nicht wissen, wo sie danach suchen sollen. Sie lesen Lebenshilfe-Ratgeber und ahnen nicht, dass die Antwort so nah liegt. Das macht Reinhard Marx‘ Buch zu einem Plädoyer gegen die geistige Verarmung und für ein Leben, das von Sinn und Freude im Glauben erfüllt ist. Seine charismatische, sehr gewinnende Art, sein Selbstbewusstsein (das nicht selten als Machtbewusstsein interpretiert wird), seine Überzeugungskraft und seine lebensnahen Ansichten machen „Glaube!“ zu einer wirklich lesenswerten Lektüre. Zugleich zeigt das Buch den neuen Weg, den die deutsche katholische Kirche unter Reinhard Marx eingeschlagen hat. Der oberste Bischof, der als enger Vertrauter und Berater von Papst Franziskus gilt, ist aber zugleich auch ein Kritiker des „Hofstaat-Gehabes“ im Vatikan und möchte die Kirche für die Menschen öffnen. So regte er schon im November 2013 an, dass die Kirche noch einmal darüber diskutiere, ob man wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zulassen solle. Marx‘ Standpunkt ist dabei klar: Nach einer Zeit der Buße soll ihnen die Teilnahme an den kirchlichen Sakramenten wieder erlaubt sein. Nun steht Reinhard Marx an der Spitze der katholischen Kirche in Deutschland und seine Stimme hat neues Gewicht.

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