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David Mitchell

David Mitchell (Jahrgang 1969) ist ein britischer Schriftsteller, dessen historischer Roman „Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“ ihm den Ruf einbrachte, ein großer Wortkünstler zu sein. Mitchell studierte in Canterbury Englisch und Amerikanische Literatur und lebte anschließend auf Sizilien und in Japan, wo er sechs Jahre lang an der Universität Hiroshima lehrte. Japan hat es David Mitchell ganz besonders angetan und auch in seinem Roman „Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“ beschwört er die geheimnisvolle Exotik einer verborgenen japanischen Insel herauf. 1999 veröffentlichte David Mitchell seinen ersten Roman: „Chaos“ wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und bewies, dass man von diesem jungen Autor noch einiges erwarten durfte. Mitchells unverkennbares Merkmal ist das Spiel mit Wahrheit und Wirklichkeit, die Komplexität seiner Handlungsebenen, das Spiel mit der Fiktion und zentralen Themen der Menschheit. Tiefe philosophische Fragen inspirieren seine Romane, die nicht selten versuchen, das Wesen des Menschen zu erforschen. David Mitchell ist es nie genug, eine Geschichte einfach nur zu erzählen. Sein Roman „Der Wolkenatlas“, der nicht nur in unterschiedlichen Stilformen sondern auch aus sechs Zeiten erzählt wird, ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Auch dieses Buch wurde mehrfach ausgezeichnet und 2012 von Tom Tykwer als „Cloud Atlas“, Lana und Andy Wachowski verfilmt. „Der Wolkenatlas“ unterscheidet sich deutlich von allem, was die populäre Literatur sonst hervorbringt. Es wirkt dem Irrglauben entgegen, der die Film- und Buchwelt seit beinahe 25 Jahren in Atem hält, nämlich dem, dass es keine neuen Geschichten mehr zu erzählen gebe. David Mitchell beweist, dass dies ganz und gar nicht der Fall ist. Erdacht hat er ein geschicktes Palindrom, das sich sowohl von vorne als auch von hinten lesen lässt. In der ersten Hälfte werden die Geschichten angerissen, um dann in der zweiten Hälfte in umgekehrter Reihenfolge gelöst zu werden. David Mitchell hat diese komplexe Struktur in gerade einmal 20 Minuten erdacht, wie Tom Tykwer im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verriet. Er erklärte außerdem, der Film sei keine Verfilmung des Buches, „sondern der Nachwirkungen des Buches im Kopf“. Mitchell lobte die Leistung dahinter: „Es wäre enttäuschend, fast beleidigend gewesen, wenn Andy, Lana und Tom bloß ein Hörbuch mit bewegten Bildern gemacht hätten. Sie haben mein Lego-Buch auseinander genommen und in einen Lego-Film umgerüstet.“ Das führt dazu, dass so mancher Zuschauer aus dem Film geht und sich – ähnlich wie Rock Hudson nach Kubriks „2001“ – nach dem Film fragt, worum es eigentlich ging. Doch Tykwer und seine Co-Regisseuren nutzten die ganze Bandbreite der technischen und kreativen Möglichkeiten des Films, um David Mitchells Visionen zum Leben zu erwecken. So besetzten sie miteinander verbundene Rollen geschlechter- und hautfarbeübergreifend durch die Jahrhunderte mit den gleichen Schauspielern. So ist Tom Hanks, der der „Motor“ des Buches ist, wie Mitchell im Interview verriet, und eine beachtliche Entwicklung durchmacht, zunächst ein habgieriger Schiffsarzt und im letzten Zeitalter eine Art postapokalyptischer Held. Halle Berry spielt eine afrikanische Sklavin, eine Reporterin und in der postapokalyptischen Welt eine weise Führerin. Es ist eine Reinkarnation und doch vollkommen von ihrer sonst linearen Struktur losgelöst. David Mitchell, der die Dreharbeiten eine Weile begleiten durfte, schrieb später im STERN: „Hinter den Kulissen ist die Welt des Filmemachens ebenso außergewöhnlich wie die Welt, die am Ende auf der Leinwand zu sehen ist, und unabhängig davon, wie es kommerziell für den Film laufen wird, werde ich „Wolkenatlas“ und seinen drei Regisseuren für meine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung in dieser Welt ewig dankbar sein. An Mitchells Buch, dessen Erscheinen zeitlich mit dem Kinostart von „Cloud Atlas“ zusammenfiel, „Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“, lobten die Kritiker David Mitchell vor allen für sein gekonntes Spiel mit den Worten und die poetischen Beschreibungen der exotischen Welt, die die Kulisse für die Geschichte bietet. David Mitchell lebt heute in Irland und lässt hoffen, dass wir noch viele Bücher dieser Art von ihm in den Händen halten werden.

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