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Philipp Oehmke

Als Kulturredakteur – zunächst für die Süddeutsche Zeitung und später für den SPIEGEL – traf Philipp Oehmke immer wieder auf die „Toten Hosen“, heute die erfolgreichste Rockband Deutschlands. Schon als Oehmke noch für die Schülerzeitung schrieb, nahm er sich die Band zum Interview vor. Bereits 1988 hatte Philipp Oehmke sein erstes „Hosen“-Konzert besucht und sich davon nachhaltig beeindruckt gefühlt. „Es war ein absolutes Chaos. Ich hatte das Gefühl, die sind komplett betrunken da auf der Bühne, sie fielen dauern hin, wälzten sich. Campino goss Bier aus Büchsen in die Münder im Publikum, fiel selber hinein, irgendjemand fiel ins Schlagzeug. Trotzdem haben sie es geschafft, ihre Lieder da zu spielen – und das auch relativ tight und überzeugend“, erinnerte sich Oehmke 2014, nachdem seine Biografie der Toten Hosen, „Die Toten Hosen: Am Anfang war der Lärm“, erschienen war.

Nach dem Konzert ging der damals 14-jährige Philipp Oehmke mit der Band eine Pizza essen und konnte alle seine Fragen loswerden: „Ob die das wirklich ernst meinen, ob das ehrlich ist, was die da machen […]. Das war toll.“ Doch des Fragens sollte Oehmke nicht müde werden. 1995 traf er Campino und Co. für ein weiteres Interview für die Zeitschrift TEMPO. Immer wieder kreuzten sich daraufhin die Lebenswege von Philipp Oehmke und der Band, bis der Redakteur 2008 den Auftrag erhielt, ein großes Porträt von Campino für den SPIEGEL zu erstellen. Dafür begleitete er die „Toten Hosen“ mehrere Wochen und erlebte sie hautnah. Seitdem ist der enge Kontakt nicht mehr abgerissen. Als dann das 30. Jubiläum der Band ins Haus stand – „Niemand hätte je gedacht, dass es die Band soweit schaffen würde, dass es die Band so lange geben würde“ – kam die Idee auf, ein Buch über die vergangenen 30 Jahre Bandgeschichte zu schreiben.

Dabei hatten die „Toten Hosen“ von Anfang an ein recht klares Bild vor Augen. Philipp Oehmke erklärt im SPIEGEL, die Band hätte gleich zu Beginn gesagt: „Wir wollen, dass du dein eigenes Buch schreibst. Also wir wollen nicht, dass wir dir irgendwas erzählen und du bringst das in Worte, sondern uns interessiert jemand, der auch ein bisschen von woanders herkommt als wir selbst und ein bisschen auf uns drauf guckt und dass irgendwie beurteilt, bewertet, analysiert und sich irgendwie seine Gedanken dazu macht.“ Dass Philipp Oehmke so jemand ist, beweist das Buch „Die Toten Hosen: Am Anfang war der Lärm“, das im November 2014 erschien und sich recht schnell seinen Weg auf die Bestsellerlisten bahnte. Sein Buch versteht Oehmke als „perfekten Beginn für Leute, die nicht die allergrößten Hosen-Fans sind“, die sich aber dennoch für deren Geschichte und die Abläufe hinter den Kulissen interessieren. Michael Breitkopf, genannt „Breiti“, der Gitarrist der Band beschrieb es so: „Es geht um mehr als nur ein paar Anekdoten. Man kann hinter die Kulisse sehen, wenn man einfach mal wissen will, wie eine Band funktioniert, egal ob man was mit den Toten Hosen anfangen kann oder nicht.“

Dafür verreiste Philipp Oehmke mit der Band, besuchte mehr als 30 ihrer Konzerte, führte über 50 Stunden lang Gespräche mit Musikern, Verwandten, Weggefährten, Freunden und Gegnern der „Toten Hosen“. Er wollte die Geschichte der Band nicht einfach chronologisch erzählen, denn „wenn man 1978 im Ratinger Hof angefangen und sich von Tour zu Tour gehangelt hätte, wäre es schnell langweilig geworden. Über einen so langen Zeitraum bekommt man einfach keinen richtigen Spannungsbogen hin“, erklärt Oehmke seine wichtigste Überlegung zu Beginn des Projekts auf der Website der „Toten Hosen“. Deshalb begab er sich auf die Suche nach Konflikten, um ein gutes, ein spannendes Buch schreiben zu können. Darüber hinaus wollte er ihr Schaffen nach übergeordneten Themen sortieren, interpretieren, deuten und beurteilen.

Dafür musste die Band auch viel aushalten, erklärte Oehmke nach der Veröffentlichung. „Wir haben noch bis kurz vor Drucklegung viele Themen hart diskutiert. Und es war ein besonderer Spaß, mit Campino zu diskutieren. Er war dabei immer straight und ehrlich. Man könnte auch sagen: Er hat mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten. Damit kann ich aber besser umgehen, als wenn jemand zuerst alles super findet und dann hinterher unglücklich ist.“ Auch das tiefe Eindringen in die Gruppendynamik und Intimsphäre der Bandmitglieder war für Philipp Oehmke nicht immer einfach. Trotz seiner jahrelangen Erfahrung als Kulturredakteur war es für Oehmke kein Leichtes, über Zwistigkeiten innerhalb der Band und Drogenmissbrauch zu schreiben, doch das Ergebnis war alle Mühen wert. Davon ist auch Philipp Oehmke überzeugt.

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