Pier Paolo Pasolini
Pier Paolo Pasolini (1922–1975) hat wie kaum ein anderer die politische und kulturelle Landschaft des Nachkriegs-Italiens geprägt. Er begann als Lyriker in seiner norditalienischen Heimat, dem Friaul. Später schrieb er Romane, politische Essays, drehte Filme, die regelmäßig für Skandale sorgten: Die Art und Weise, wie Pasolini das Schicksal des Menschen, Religion, Sexualität und den Tod zum Thema machte, ließ ihn zum künstlerischen und gesellschaftlichen Außenseiter werden. Pasolini war ein Provokateur, ein Universalkünstler, ein Universaldenker: Er malte, zeichnete, lebte seine Homosexualität offen – im Italien der Nachkriegszeit ein Skandal.
1950 kam Pier Paolo Pasolini gemeinsam mit seiner Mutter aus dem friulanischen Casarsa nach Rom. Das Buch „Pasolini Roma“, herausgegeben von der Cinématèque Française Paris, behandelt diese Zeit der Anfänge in Rom. 1955 veröffentlichte er seinen im Slang der Vorstädte verfassten Roman „Ragazzi di vita“. Seine Protagonisten kommen aus der römischen Unterwelt, sind Stricher und Diebe. Pasolini selbst erlebte Elendsjahre am römischen Stadtrand. 1961 drehte er seinen ersten Film „Accatone“. Weitere Rom-Filme sollten mit „Mamma Roma“ und „La Ricotta“ bald folgen.
Pasolinis Filme wie „Teorema“, „Il Decamerone“, „I racconti di Canterbury“, „Il fiore delle mille e una notte“ und „Salò o le 120 giornate di Sodoma“ schockierten das bürgerliche Italien. Pasolini, der künstlerisch Besessene, der kommunistische Intellektuelle, der stets den „ragazzi“ der römischen Unterschicht zugetan blieb, erhielt Morddrohungen. Seine Leiche wurde am 2. November 1975 am Hafen von Ostia aufgefunden. Bis heute sind die Umstände seine Tods ungeklärt – die Täterschaft eines Strichjungen wird bis heute angezweifelt. „Wir haben einen Menschen verloren, weitaus mutiger als viele seiner Mitbürger und Zeitgenossen“, so Alberto Moravia in seiner Grabrede für Pier Paolo Pasolini.
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