Marisha Pessl
Die Bücher von Marisha Pessl (Jahrgang 1977) haben etwas wirklich Magisches an sich. Sie sind voller Rätsel, die den Leser nicht loslassen, dunkel und gefährlich. Was sie schreibt, scheint sich aus den Seiten zu erheben und Wirklichkeit zu werden – eine Wirklichkeit, die den Leser das Fürchten lehrt. Zwar sind weder ihr Debüt-Roman „Die alltägliche Physik des Unglücks“ noch „Die amerikanische Nacht“ für schwache Nerven geeignet, doch die Kunstfertigkeit, mit der die amerikanische Autorin arbeitet, macht es kaum möglich, an ihren Büchern vorbei zu gehen. Auf den ersten Seiten hebt sich dann der Vorhang und das ganz große Kino kann beginnen. Schon als Kind war Marisha Pessl überaus kreativ und fand zahllose Wege, sich auszudrücken. Ihre ersten mystisch angehauchten Geschichten verfasste sie bereits als sehr junges Mädchen. Seitdem hat sie mit dem Schreiben nicht mehr aufgehört. Marisha Pessl besuchte die Northwestern University und das Barnard College in New York und studierte zunächst Film und Fernsehen und anschließend Zeitgenössische Literatur. Ihre Leidenschaft für den Film merkt man ihren Büchern an, schließlich steckt der Schlüssel zum Geheimnis in „Die amerikanische Nacht“ in den Filmen des genialen Regisseurs Cordova, dem Vater des 24-jährigen Opfers. Und auch Pessls Schreibstil erinnert sehr an das große Kino: Plastisch, bildhaft, mitreißend. Am meisten liebt Marisha Pessl alte Filme mit Carrey Grant oder Carole Lombard, die noch den Glanz des alten Hollywoods wiederspiegeln. Lange Zeit wollte Pessl sogar selbst Schauspielerin oder Drehbuchautorin werden, aber als sie eine Anstellung bei PricewaterhouseCoopers fand, verwandte sie ihre Energie lieber darauf, ihren ersten Roman zu schreiben. Aus dem Arbeitstitel „The Anatomy of Butterflies“ wurde später „Memoir of an American Girl“ und schließlich „Special Topics in Calamity Physics“, ihr Debüt-Roman, der in Deutschland unter dem Namen „Die alltägliche Physik des Unglücks“ erschien. Das Buch machte Marisha Pessl praktisch über Nacht zum Star; es avancierte innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller und wurde in 30 Länder verkauft. Die New York Times kürte es zum Buch es Jahres und ließ damit Marisha Pessls Traum vom Schreiben wahr werden. Nach dem Erfolg ihres Debüts warteten die Leser sehnsüchtig auf den Nachfolger und hofften, er möge an den ersten Roman anknüpfen können. Doch Marisha Pessl enttäuschte ihre Leser nicht – auch wenn sie sich sieben Jahre Zeit ließ, ihren zweiten Roman, „Die amerikanische Nacht“, zu veröffentlichen. Das Warten hat sich jedoch gelohnt, denn die Magie ihres ersten Romans wohnt auch dem Nachfolger inne. Marisha Pessl liebt es, neue Bücher zu konzipieren und nimmt sich für diesen Arbeitsschritt viel Zeit. Das merkt man ihren Werken an, die genau durchdacht und wunderbar konstruiert sind. Da stimmt einfach alles. Inspirationen für ihre Geschichten findet Pessl bei ihren literarischen Vorbildern: Agatha Christie, John Hughes, Mark Twain, David Lynch, Damien Hirst, John Lasseter, Georgia O’Keefe und Woody Allen. Es steht dabei vollkommen außer Frage, dass Marisha Pessl auf dem besten Weg dazu ist, selbst irgendwann in einer Reihe mit diesen großen, namenhaften Autoren genannt zu werden.