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Frank Schirrmacher

Frank Schirrmacher (1959 - 2014) ist in Deutschland als Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und als Buchautor bekannt. Der Journalist setzt sich in seinen Büchern mit relevanten kritischen Themen unserer Zeit auseinander, behandelt in seinem Buch „Methusalem-Komplott“ zum Beispiel den demographischen Wandel und die Gefahren der Überalterung, in „Minimum“ die aktuellen Herausforderungen der Familienpolitik, die Informationsgesellschaft, die uns zwingt, Dinge zu tun, die wir nicht tun wollen, in „Payback“ und die Zwänge des Marktes in „Ego – Das Spiel des Lebens“.

Doch obwohl Frank Schirrmacher zahlreiche Auszeichnungen erhielt, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, die Auszeichnung zum Journalisten des Jahres 2004 und zahlreiche Buchpreise, ist er nicht unumstritten. So wird ihm für seine Bücher immer wieder Stimmungs- und Panikmache vorgeworfen. Joachim Rohloff, Journalist der Monatszeitschrift Merkur, warf Schirrmacher im Bezug auf dessen Buch „Payback“ vor, unsauber zu arbeiten und legte ihm die Worte „es ist mir schnuppe, was für einen Dreck ich dir vorsetze, denn ich weiß ja, dass du ihn fressen wirst“ in den Mund. Seine journalistische Laufbahn begann Frank Schirrmacher 1984 mit einer Hospitanz bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, deren Mitherausgeber er heute ist.

Seit 1985 gehörte er zur Redaktion des Feuilettons der Zeitung, schob dann seine Promotion dazwischen und übernahm 1989 die Leitung der Redaktion „Literatur und literarisches Leben“ bei der FAZ. Damit trat er die direkte Nachfolge von Marcel Reich-Ranicki an, den Schirrmacher sehr bewundert. Im Jahr 2000 veröffentlichte er sogar das Buch „Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben in Bildern. Eine Bildbiographie“. Als er 1994 zu einem der fünf Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ernannt wurde, stieg Frank Schirrmacher damit auf die Liste der führenden Intellektuellen der US-Zeitschrift Newsweek. Sein Image nahm jedoch Schaden dadurch, dass einige Jahre später bekannt wurde, dass Schirrmacher Teile seiner Doktorarbeit bereits in seiner Magisterarbeit veröffentlicht hatte, und dass einige seiner ehrgeizigen Projekte innerhalb der FAZ scheiterten, darunter der Ausbau des Feuilletons, deren Umzug nach Berlin und die so genannten „Berliner Seiten“. Auch seine Bücher wurden nicht ausschließlich positiv aufgenommen. So warf man ihm für den „Methusalem-Komplott“ vor, „luftige Verbindungen konstruiert“ (Ernst Kistler) und daraus das „Knäuel seiner verschlungenen Gedanken apokalyptisch“ zusammengezogen zu haben. Die aus dem Buch hervorgehenden Schlüsse und Zusammenhänge seien deshalb sehr fragwürdig.

Für „Payback“ wurden Frank Schirrmacher „Denkfehler durch die Einseitigkeit der von ihm gewählten Perspektive“ (Peter Kruse) vorgeworfen. Auch falsche Behauptungen machten Schirrmacher und seine Bücher angreifbar. Nichtsdestotrotz geben sie Denkanstöße und sorgen für dringend notwendige Diskussionen. Sie rücken wichtige Themen der Gegenwart in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und erfüllen damit eine wichtige Aufgabe im öffentlichen Diskurs. Das gilt auch für „EGO – Das Spiel des Lebens“, ein Buch, in dem sich Frank Schirrmacher dem Modell des „homo oeconomicus“ widmet. Demnach wird das Handeln des Menschen in der modernen Gesellschaft nur von wirtschaftlichen Erwägungen bestimmt und von dem Versuch, stets den eigenen Vorteil herauszuholen. Neben altbekannten Vorwürfen zur Stimmungsmache lobte die Kritik die „bedeutenden Einsichten“ (Süddeutsche Zeitung), an denen der Leser darin teilhaben dürfe.

Am 12.06.2014 starb Frank Schirrmacher überraschend in Berlin an den Folgen eines Herzinfarktes. Zum Zeitpunkt seines Todes war er gerade einmal 54 Jahre alt. Kollegen, Publizisten, Leser und Politiker reagierten bestürzt und erschüttert auf den Verlust dieses „herausragenden Journalisten und Publizisten“ (Joachim Gauck), der „maßgeblich Debatten zu zentralen Zukunftsfragen unseres Landes angestoßen“ habe. Siegmar Gabriel bedauerte: „Deutschland hat einen großen Publizisten und Intellektuellen verloren. Und ich einen Freund.“ Wolfgang Büchner, Chefredakteur des „Spiegel“, bezeichnete ihn als „publizistisches Universalgenie“, dessen Begeisterungsfähigkeit und Energie „einfach überwältigend“ gewesen seien. In der „Bild“-Zeitung heißt es zum Tod von Frank Schirrmacher: „Dieser kluge Kopf wird uns fehlen.“

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung selbst schreibt in ihrem Nachruf, sein Leben sei „ganz der Verteidigung des freien Denkens gewidmet“ gewesen.  Edo Reents, stellvertretender Leiter des Feuilletons und damit langjähriger Kollege von Frank Schirrmacher, schreibt dort: „Niemand, der sich auch nur ein wenig für die Welt des Geistes interessiert, wird diese Nachricht fassen können. Das hat nicht nur mit dem Lebensalter zu tun, in dem dieser in vielerlei Hinsicht einzigartige, große Mann von uns gehen musste, sondern auch mit dem, was er selbst für diese Geisteswelt getan hat, in und außerhalb dieser Zeitung, der er rund dreißig Jahre angehörte, davon die letzten zwanzig als für das Feuilleton verantwortlicher und es in jeder Hinsicht prägender Herausgeber.“

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