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Joann Sfar

Comic-Fans ist der Name Joann Sfar schon lange ein Begriff. Nun macht der Franzose (Jahrgang 1971) auch in der literarischen Welt von sich reden. Der Comiczeichner und Filmregisseur aus Nizza veröffentlichte 2015 sein erstes Buch und sorgte damit gleich für ordentliche Furore. Denn Joann Sfar wäre nicht er selbst, wenn er einfach einen Vampirroman geschrieben hätte, wie man ihn spätestens seit „Twilight“ in diesem Genre erwartet. Nein, Sfar ist anders und es ist ganz offensichtlich nicht sein Ziel, die Lesegewohnheiten und Erwartungen seiner Leser zu erfüllen. Wo immer er kann, schockt er in „Der Ewige“, lässt die Handlung überraschende Wendungen nehmen, stellt alles auf den Kopf und scheut auch nicht vor genial absurden Figuren und Einfällen zurück. Und so haben in diesem ungewöhnlichen Vampirroman neben Jonas, der im Ersten Weltkrieg auf dem Schlachtfeld starb, um als Vampir wieder zu erwachen, auch eine Alraune und weitere Fabelwesen einen Platz – und sie alle drehen sich im Reigen eines geradezu splattermäßigen Blutrauschs. Sfars bildhafte Sprache erinnert dabei immer an die Wurzeln des Autors im Comic-Genre.

Joann Sfar stammt aus Nizza und studierte dort Philosophie. Nach seinem Magisterabschluss studierte er an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris Kunst und arbeitete anschließend mit Comic-Größen, wie Tronchet und Emmanuel Guibert, zusammen. Gemeinsam mit den beiden sitzt Sfar heute in einem Pariser Atelier an seinen Comic-Serien für Kinder und Erwachsene. Mit mehr als 100 Alben und Büchern im französischsprachigen Raum gehört Joann Sfar sicher zu den produktivsten Szenaristen und Zeichnern. Geschätzt wird er vor allem für seinen skizzenhaft nervösen, virtuosen Strich und seinen Mut, Fehler zuzulassen und der „Unperfektion“ Raum zu geben. Viel mehr als für makellose Zeichnungen interessiert sich Joann Sfar nämlich für den persönlichen Ausdruck seiner Bilder.

Berühmt wurde er mit seiner Comic-Reihe „Die Katze des Rabbiners“, die er 2011 auch als animierten Spielfilm auf die Leinwand brachte, und in der er das Judentum im Maghreb thematisiert. Joann Sfar ist selbst Jude. Umso interessanter die Handlung der Geschichte: Ein sephardische Rabbiner will das seine Katze, die vor Kurzem einen Papagei gefressen hat und nun sprechen kann,  eine jüdische Katze wird. Er lässt sie also die Tora studieren und plant eine Bar Mizwa für sie. Kommentiert wird die ganze Geschichte von der Katze selbst, die – als Tier – eine gewisse Distanz zum Thema Religion empfindet und es deshalb wesentlich objektiver bewerten kann. Der Geniestreich des Autors ist die Tatsache, dass die Katze den Menschen überall hin folgen und beobachten kann, wie ihre Taten im Widerspruch zu ihren Aussagen stehen. Das ist Gesellschaftskritik der etwas anderen Art.

Neben weiteren sehr erfolgreichen und viel gelobten Comics – „La Fille du professeur“ und „L'Académie des Beaux-Arts“ – machte sich Joann Sfar auch als Filmregisseur einen Namen. Seine Filmbiographie über den französischen Chansonnier Serge Gainsbourg, „Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte“, wurde 2010 für acht Césars nominiert und erhielt drei davon, darunter die Auszeichnung für das beste Erstlingswerk. Ein Jahr später erhielt Joann Sfar für den animierten Spielfilm „Le Chat du rabbin“ einen weiteren César sowie den Preis für den besten Langfilm des Festival d’Animation Annecy.

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