Thomas Steinfeld
Thomas Steinfeld (Jahrgang 1954) ist ein deutscher Feuilletonist, der immer wieder für Aufsehen sorgt. 2010 verursachte er mit seinem Beitrag „Unsere Hassprediger“ einen regelrechten Skandal und feuerte die Debatte um die Islamkritik weiter an. Und als 2012 der Kriminalroman „Der Sturm“ erschien, zu dem sich Steinfeld als Co-Autor bekannte und in dem er einen Kulturjournalisten sterben lässt, der große Ähnlichkeit mit Frank Schirrmacher, dem Herausgeber der FAZ, hat, war der Name Thomas Steinfeld wieder einmal in aller Munde. Es lohnt sich also, zu fragen, wer sich dahinter verbirgt. Steinfeld ist Leiter des Feuilletons der Süddeutschen Zeitung, Journalist und Buchautor. Sein Studium der Germanistik und Musikwissenschaft absolvierte er in Berlin und Marburg. Anschließend führte ihn sein Weg zunächst nach Schweden, wo er als Übersetzer und Deutschlehrer arbeitete. Mitte der 1980er Jahre lehrte er in Kanada deutsche Sprache, Literaturwissenschaft und Zeitgeschichte, bevor er 1994 Literaturredakteur bei der FAZ wurde. 1997 übernahm er hier das Ressort „Literatur und literarisches Leben“. Seit 2001 war Thomas Steinfeld leitender Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, das er heute gemeinsam mit Andrian Kreye leitet. Neben seiner journalistischen Tätigkeit publiziert Steinfeld auch selbst und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht, in denen er sich mit Pop-Musik, Literatur und Filmen auseinandersetzt. „Der Sturm“, der Kriminalroman vor schwedischer Kulisse, den Thomas Steinfeld 2012 veröffentlichte, ist sein erstes fiktives Werk. Normalerweise wäre es kein Skandal, dass ein Kulturjournalist einen Roman veröffentlicht, doch wenn er darin eine Figur ums Leben kommen lässt, die Ähnlichkeiten zu einem anderen erfolgreichen Kulturjournalisten – man könnte ihn auch Konkurrenten nennen – aufweist, dann sorgt das natürlich für einen Eklat. Und es überrascht auch nicht, dass Steinfeld dafür von anderen Kulturjournalisten nicht ausschließlich Lob kassierte. Sebastian Hammelehe vom „Spiegel“ schreibt in seinem Artikel „Wie viel Schirrmacher steckt in Thomas Steinfelds Krimi ‚Der Sturm‘?“: „Durch seinen Kolportage-Roman hat sich der Literaturkritiker selbst blamiert.“ Der Hauptfigur, dem in Schweden ermordeten Christian Meier, hängt Steinfeld Bordellbesuche und erotische Chats mit Minderjährigen an. Der „Spiegel“ urteilt: „Für die Handlung sind derartige Schlenker zu Meiers Privatleben unnötig. Sie erscheinen wie ein Versuch, diesem Krimi die Abgründigkeit zu verleihen, die dem Buch sonst fehlt.“ Die Frankfurter Rundschau ging mit Thomas Steinfeld wesentlich weniger hart ins Gericht und bescheinigte dem Buch, „ein amtlicher, etwas akademischer Schwedenkrimi“ zu sein. „Ziemlich untertemperiert.“ Doch das ist ja bei einem Schwedenkrimi prinzipiell nichts Schlechtes. Dennoch hat sich Thomas Steinfeld bislang mit weiteren Ausflügen in die Fiktion zurückgehalten und ist zu dem zurückgekehrt, was er kann und wofür er von vielen seiner Kollegen – und vor allem von den Lesern - geschätzt wird: Ende 2012 erschien das Buch „Die Zukunft des Reisens“, dessen Herausgeber Thomas Steinfeld ist. In der Sammlung zum Thema Reisen lässt er Autoren wie Hans-Magnus Enzensberger, Peter Handke, Orhan Pamuk, Joseph Vogl und Roger Willemsen zu Wort kommen, die tiefsinnig über das Reisen philosophieren. „Beim Reisen geht es nicht um Entfernungen, es geht um die Begegnung mit etwas anderem.“ (Orhan Pamuk) Das ist nur einer von vielen schönen Sätzen, für die Steinfeld in diesem Buch Raum geschaffen hat – und den die Autoren, die er dafür zusammengetrommelt hat, sehr gut zu nutzen wissen.
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