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Andreas Steinhöfel

Andreas Steinhöfel (Jahrgang 1962) ist ein Kinderbuchautor mit einer Vorliebe für skurrile, schräge Charaktere. „Ich finde solche Figuren spannender, ich finde es eigentlich immer lustiger, sie so ein bisschen in der Übertreibung zu sehen, was die Leute so ticken lässt. In der Übertreibung kann man mehr Witz einbauen, auch wenn das ganz traurige Figuren sind, dennoch lacht man erst mal darüber und denkt dann nach“ (Quelle kinderbuch-couch.de). Das gilt auch – und insbesondere – für seinen Kinderbuch-Bestseller „Rico, Oskar und die Tieferschatten“, ein wunderbares Buch über einen Jungen mit Handicap und seinen Freund Oskar. Mit seiner genauen Beobachtungsgabe und seinem Erzähltalent wächst einem der kleine Rico aus der Dieffenbachstraße in Berlin-Kreuzberg, der Heimat des Autors, sofort sehr ans Herz.

Rico ist das, was er selbst „tiefbegabt“ nennt: Er denkt immer ein bisschen langsamer und gründlicher über alles nach, doch nicht selten, fallen die Gedanken in seinem Kopf wild durcheinander, wie Bingokugeln in einer Trommel. Die anderen Kinder nennen ihn deshalb einen „Schwachkopf“. Doch dann lernt Rico Oskar kennen – und die Tieferschatten verlieren ein bisschen von ihrer Dunkelheit. „Am liebsten sind mir die Figuren, die einen Knall haben und auch noch über sich lachen können“, sagt Andreas Steinhöfel im Interview mit kinderbuch-couch.de – und mit Rico aus dem preisgekrönten Buch „Rico, Oskar und die Tieferschatten ist es ihm gelungen, genau so eine Figur zu kreieren.

Bevor das Buch 2008 erschien, hatte Steinhöfel aber schon eine lange Laufbahn als Kinderbuchautor hinter sich. Andreas Steinhöfel, der ursprünglich Biologie- und Englischlehrer hatte werden wollen, absolvierte sein Studium der Anglistik, Amerikanistik und Medienwissenschaften in Marburg und schreibt seit 1991 Kinderbücher. „Dirk und ich“, in dem die Geschichte eines Bruderpaares durch das Jahr hindurch erzählt wird, ist heute eine der Buchempfehlungen für ausländische Kinder, die Deutsch lernen wollen  und gehört an niederländischen Schulen im Deutschunterricht zum Rahmenlehrplan.

Es folgten bis heute 17 weitere Jugendromane, darunter auch „Paul Vier und die Schröders“, der mittlerweile zur Standardlektüre in deutschen Schulen zählt und „Die Mitte der Welt“, der für den Deutschen Jugendliteraturpreis 1999 nominiert war und nun verfilmt werden soll. Ebenfalls sehr beliebt ist seine Weihnachtsgeschichte „Es ist ein Elch entsprungen", ein erfrischend lautes Weihnachtsbuch, das auch als Verfilmung sehr erfolgreich war. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet Steinhöfel auch als Übersetzer für Bücher aus dem Englischen. Nach dem Erfolg von „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ sind inzwischen zwei Fortsetzungen erschienen: „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ (2009) und „Rico, Oskar und der Diebstahlstein“ (2011). Für all diese Werke hat es auch Auszeichnungen geregnet. So erhielt Andreas Steinhöfel für „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ nicht nur den renommierten Corine-Preis 2008, sondern unter anderem auch den Erich-Kästner-Preis für Literatur (2009) den Deutschen Jugendliteraturpreis (2009).

2013 erhielt Andreas Steinhöfel außerdem den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises 2013. In der Begründung dafür heißt es: „Andreas Steinhöfel räumt mit gängigen Klischees im Kinder- und Jugendbuch radikal auf. Er nimmt seine Leser an die Hand und führt sie in Abenteuer, die man atemlos liest. Seine Erzählstrukturen sind voller Paradoxien, er irritiert damit den arglosen Leser und zwingt ihn erbarmungslos zum Nachdenken.“ Dabei hebt die Jury vor allem die Romane um Rico und Oskar hervor: „Mithilfe von Ricos Erzählstimme gelingt Steinhöfel eine ganz besondere Milieuschilderung, die weder diskriminierend gegenüber den Figuren, noch überfürsorglich pädagogisierend gegenüber seinen jungen Lesern ist, sondern einfach nur treffend und liebevoll. […]Steinhöfels Sprache schließlich vereint Figurendarstellung und Milieuschilderung zu einem modernen Sozialroman für Kinder. Um aus der Perspektive Ricos erzählen zu können, schafft er ein umfassendes und sprachschöpferisch ausgeklügeltes Vokabular für dessen Weltwahrnehmung. Ohne Beschönigung taucht Steinhöfel ein in Ricos innere und äußere Welt, eröffnet uns einen neue kinderliterarische Maßstäbe setzenden Kosmos und legt so einen Roman für Kinder vor, der in Figurenzeichnung, Plotgestaltung, sprachlicher Gestaltung und Aussage nichts zu wünschen übrig lässt – eben ein Roman eines ganz und gar nicht tiefbegabten Autors.“ Es lohnt sich also in jedem Fall, die Romane von Andreas Steinhöfel zu lesen – ganz egal, wie alt man ist.

2014 erschien ein weiteres Jugendbuch von Andreas Steinhöfel: "Anders", eine berührende Geschichte für Jugendliche ab 14 Jahren. Es ist der deutliche Versuch Steinhöfels, sich von Rico und Oskar zu lösen – und zu zeigen, dass er auch anders kann. Das erkennt man schon am Cover und an dem ungewöhnlich kurzen Titel des Buches, der das Tor zu einer neuen poetisch-magischen Welt ist. So kannte man Andreas Steinhöfel bislang noch nicht. Doch dieses neue Entdecken lohnt sich für den Leser, denn „Anders“ ist ein Jugendbuch mit vielen Ebenen und Dimensionen, mit zahlreichen Facetten und offenen Fragen. Ein Buch mit Anspruch also, das seine jungen Leser ernst nimmt und sie nicht für dümmer hält, als sie sind. Damit ist Andreas Steinhöfel einmal mehr der Beweis gelungen, dass man auch von jugendlichen Lesern viel verlangen kann, dass man sie nicht in einer friedlichen, heilen Welt in Sicherheit wiegen muss. Dass das Buch deshalb auch Erwachsene sehr glücklich machen kann, die sich auf diese Weise an das „Licht im Dunkel der Welt“ erinnert fühlen, wie es im Buch heißt, ist dann das Sahnebonbon auf diesem Jugendroman von Andreas Steinhöfel, der außerdem durch liebevolle Zeichnungen von Peter Schössow glänzt.

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