Cookie Consent by Free Privacy Policy website

Donna Tartt

Donna Tartt nimmt sich Zeit für ihre Bücher - und erschafft Meisterwerke. © NTGDonna Tartt (Jahrgang 1963) ist für die Zeitung „Die Welt“ „das nächste große Ding nach Dickens“. Sie steht in der Tradition der großen US-amerikanischen Autoren und hat sich mit ihren bislang drei Romanen einen Platz unter den größten Schriftstellern der amerikanischen Gegenwartsliteratur gesichert. Oliver Jungen, der für die FAZ ein Interview mit Donna Tartt führte, als 2014 ihr Roman „Der Distelfink“ erschien, beschreibt sie als ernste Frau mit „Porzellanteint“, die gern jederzeit die Kontrolle behält und forsch und kompromisslos auftritt. Ihre Antworten sind entschiedene, knappe und unumstößliche Aussagen. Donna Tartt redet nicht lange drum herum: Wie auch in ihren Büchern sitzt hier jedes Wort. Interviews gibt sie eigentlich nur selten. Während sie schreibt, gibt sie gar keine. „Wenn ein Buch fertig ist, dann ist es großartig, darüber zu reden. Ich mag es nur nicht, Interviews zu geben, während ich daran arbeite. Aber nun möchte ich, dass „Der Distelfink“ gelesen wird. Ich tue für ein Buch für einen gewissen Zeitraum, was immer ich kann. Und danach gehe ich zurück an die Arbeit.“

Donna Tartt nimmt sich dabei gern Zeit für ihre Romane. Was aktuell auf dem Buchmarkt geschieht, interessiert sie nicht sonderlich. Stattdessen entwickelt sie Figuren, die lebendig und authentisch wirken wie alte Freunde, Geschichten, die sich so flüssig lesen, als wären sie auf Papier gebannte gelebte Realität. Fast 1.000 Seiten für eine einzige Geschichte - so viel Raum wagen nur wenige Autoren zu beanspruchen. Und mehr noch: Bei Donna Tartt ist erzählte Zeit gleich schreibende Zeit. 10 Jahre brauchte sie, um ihren Roman, „Der Distelfink“, zu vollenden, der wiederum etwa zehn Jahre umspannt. So viel Zeit kann sich nur nehmen, wer sich nicht vom ewigen Hunger des Buchmarktes hetzen lässt, sondern fest davon überzeugt ist, dass seine Geschichte funktioniert und nur auf eine Weise erzählt werden kann. Auch wenn sie selbst überrascht war, dass „Der Distelfink“ so viel Zeit beanspruchte, ist Donna Tartt heute froh, dass sie sich diese Zeit genommen hat. „Diese Zeit ist jetzt im Buch und ich bin nicht mehr dieselbe Person, die ich war, als ich es zu schreiben anfing.“ Sie sei im Süden der USA aufgewachsen. Dort gingen überall Geschichten um. „Wenn die Erwachsenen redeten, legte sich das Kind in der Mitte des Zimmers auf den Boden und tat so, als sei es mit seinem Malbuch beschäftigt. Donna rührte die Stifte nicht an, als hätte sie geahnt, dass sie Rembrandt und Fabritius einst mit Worten würde Konkurrenz machen wollen“, weiß die FAZ nach einer Lesung von Donna Tartt in New York zu berichten.

Weltberühmt wurde sie dann 1992 mit „Die geheime Geschichte“. „Der kleine Freund“ bestätigte 2002 den Erfolg des Erstlings. Zwischendurch ist es eine typische Eigenart von Donna Tartt, gänzlich von der Bildfläche zu verschwinden. Sie sucht die Öffentlichkeit nicht, zieht sich vollkommen zurück – nur um dann, wenn man sie fast vergessen hat, wieder aufzutauchen und für Furore zu sorgen. Eine echte Wohltat in einer Welt der Überproduktivität! „Das ist nur Lärm an der Oberfläche. In der Literatur, die ich zu schreiben versuche, geht es um die Dimensionen darunter: weit weg vom Jetzt und Hier“, erklärt Donna Tartt ihren Ansatz beim Schreiben. Das Konzept geht auf: „Der Distelfink“ ist eine „Rarität“, wie sie einem nur alle paar Jahre begegnet, urteilte sogar Stephen King. Darin nehmen uns Donna Tartt und ein Kunstdieb wider Willen, Theo Decker, mit in die „Jauchegrube“ von Theos Leben. Mühelos und in einem unnachahmlichen Fluss lässt Tartt Lebenswege kreuzen, Wunder geschehen und Tragödien passieren. Sie kostet Kleinigkeiten aus, als wären es kleine Geschenke des Alltags, und macht sich dabei den Poetischen Realismus des 19. Jahrhunderts zum Vorbild.

Ihre Inspiration bezieht Donna Tartt von den großen russischen Autoren von Leo Tolstoi, Fjordor Dostojewski und vom amerikanischen Altmeister Charles Dickens. „Dickens ist einer der Autoren, die ich am meisten liebe. Alles, was er machte, beherrschte er perfekt: Humor, Plot, Detailreichtum, Spannung, historische Präzision, Kreativität, Dialoge, das alles machte er phantastisch. Er ist zeitlos neu.“ (FAZ) Überholt ist ihre Schreibweise deshalb noch lange nicht: Donna Tartt glaubt, dass über die großen Themen des Lebens - Liebe, Freundschaft, Tod – auch im 21. Jahrhundert noch viel geschrieben werden muss und dass die Menschen diese Geschichten immer noch brauchen. Sie glaubt, dass Bücher auch dazu da sind, uns zu zeigen, was das Leben ausmacht und wofür es sich zu leben lohnt. „Der Distelfink“ von Donna Tartt ist garantiert ein solches Buch!

Top-Thema

Gegenwartsliteratur: der Lärm des Jetzt

Gegenwartsliteratur, die Literatur des Jetzt – wann beginnt sie und wann endet sie? Wer legt fest, was zur Gegenwartsliteratur gehört und was nicht? Was wird aus den Büchern, wenn sie in die Vergangenheit abdriften? Fragen über Fragen, die wir hier klären wollen.

Ab wann spricht man eigentlich von Gegenwartsliteratur?

Top-Thema

Die Flut der Literaturpreise unter der Lupe

Allein in Deutschland werden jedes Jahr etwa 1.200 Literaturpreise vergeben – so viel, wie in keinem anderen europäischen Land. Doch ist diese Fülle Fluch oder Segen für die deutsche Literatur? Wir nehmen die Argumente für und wider die Literaturpreise unter die Lupe.

Wie viel sind Literaturpreise noch wert, wenn es so viele von ihnen gibt?

Top-Thema

Impressionismus – mit Worten Bilder malen

Der Impressionismus in der Literatur war von den bildenden Künsten inspiriert. Die Künstler des Impressionismus nutzen ihre Pinsel, um Stimmungen und Momente einzufangen. Die Impressionisten in der Literatur taten es mit gezielten Worten.

Impressionismus in der Literatur heißt ohne Pinsel malen.