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Heinrich Leopold Wagner

Heinrich Leopold Wagner (1747 – 1779) gehörte zum engen Straßburger Kreis um Johann Wolfgang von Goethe, Jakob Michael Reinhold Lenz und Johann Heinrich Jung-Stilling, die als die Hauptvertreter des Sturm und Drangs in die Literaturgeschichte eingehen sollten. Wagner, der in Straßburg geboren und aufgewachsen war, studierte in seiner Heimatstadt Jura und kam dort während dieser Zeit in Kontakt mit den jungen Männern, deren Texte sich gegen die Enge und Rationalität der Aufklärung erwehren sollten. Bald darauf brach Heinrich Leopold Wagner sein Studium ab und nahm in Saarbrücken eine Stelle als Hofmeister der Söhne des Präsidenten Hieronymus Max von Günderode an, verlor diese jedoch schnell wieder. Bis 1776 schlug sich Wagner dann mit Privatstunden und literarischen Arbeiten durch, bevor er sich schließlich entschloss, nach Straßburg zurückzukehren und seine Studien wieder aufzunehmen. Und tatsächlich: Im Oktober 1776 promovierte er zum Dr. jur. Sein bekanntestes Drama, „Die Kindermörderin“, lässt jedoch darauf schließen, dass Heinrich Leopold Wagner – dem Geist des Sturm und Drangs entsprechend – nicht konform mit den althergebrachten Moralvorstellungen der Rechtsprechung war. Das Drama fordert, eine Kindsmörderin nicht einfach, wie es Gesetz war, hinzurichten, sondern die Umstände der Tat zu berücksichtigen, bevor ein Urteil gefällt werden könne. In seinem Drama lässt er den Leser am Leiden des Evchens teilhaben, das durch einen Adligen, den Herrn von Gröningseck, ausgelöst wird, der das naive junge Mädchen verführt und schwängert. Ein falscher Brief teilt ihr mit, der Herr von Gröningseck liebe sie nicht. In ihrer Not, das Kind nicht versorgen zu können, tötet Evchen das Kind mit einer Nadel. Ein solches sozialkritisches Werk, geschrieben von einem promovierten Juristen, löste gegen Ende des 18. Jahrhunderts einiges Aufsehen aus. Bis zum Ende seines kurzen Lebens – Heinrich Leopold Wagner starb schon im Alter von 32 (vermutlich) an Lungentuberkulose – gehörte er zum persönlichen Freundeskreis von Goethe, was ihm, wie auch seinen Freunden Friedrich Maximilian Klinger (1752–1831), Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792) bei seinen Zeitgenossen den Namen „Goethianer“ einbrachte. Es zeigt, dass sowohl Wagner als auch Klinger und Lenz schon damals im Schatten des großen Dichterfürsten standen, der mit seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ 1774 das Hauptwerk des Sturm und Drang veröffentlicht hatte. Später, lange nachdem Heinrich Leopold Wagner verstorben war, griff Goethe die Moralfrage noch einmal auf, die sein Jugendfreund in „Die Kindermörderin“ gestellt hatte. Die „Gretchenfrage“ im „Faust“ ist heute der Inbegriff der Gewissensfrage. Das zu erfahren hätte Heinrich Leopold Wagner sicher stolz gemacht.

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