Michael Wildt
Als Historiker hat Prof. Dr. Michael Wildt seinen Forschungsschwerpunkt auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts und den Nationalsozialismus gelegt. An der Humboldt-Universität hat er zu diesem Thema einen Lehrstuhl am Institut für Geschichtswissenschaften inne. Schon direkt nachdem Michael Wildt sein Studium der Geschichte, Soziologie, Jura, Kulturwissenschaften und Evangelischen Theologie an der Universität Hamburg abgeschlossen hatte, widmete er sich in der Hansestadt der wissenschaftlichen Mitarbeit an der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus. Ab 1997 forschte er dann im Arbeitsbereich „Theorie und Geschichte der Gewalt“ am Hamburger Institut für Sozialforschung. Der Durchbruch gelang ihm in wissenschaftlichen Kreisen mit seiner vielbeachteten Studie über das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, mit der er 2001 habilitierte. Sie wurde unter dem Titel „Generation des Unbedingten“ veröffentlicht. Prof. Dr. Michael Wildt nimmt darin die intellektuelle Elite der „kämpfenden Verwaltung“ unter Reinhard Heydrich unter die Lupe. Ihre Mitglieder zeichneten sich durch den „praktizierten Terror“ aus, waren also zu großen Teilen direkt am Judenmord im Osten beteiligt. In weiteren Forschungsprojekten beschäftigte sich Michael Wildt mit der Gewalt gegen Juden, wie sie zwischen 1930 und 1939 praktiziert wurde, und den ethnischen Säuberungen. Wildt war also in jeder Hinsicht der geeignete Experte für das Buch „Himmler privat: Briefe eines Massenmörders“, das die Großnichte Heinrich Himmlers, Katrin Himmler, 2014 veröffentlichte und das auszugsweise den Briefwechsel zwischen dem Reichsführer-SS und seiner Ehefrau widergibt und kommentiert. Gemeinsam arbeiteten sich Himmler und Wildt durch die Briefe zwischen dem „lieben Liebchen“ (Himmler) und seiner Marga, der „allerliebsten kleine Frau“, und offenbaren die unglaubliche Verblendung des Ehepaares, das mitten in den schlimmsten Phasen des Holocausts und des Zweiten Weltkriegs über Banalitäten schreibt, als würden nicht überall Millionen von Menschen sterben. Die fundierten Kommentare und Fußnoten machen aus diesen Banalitäten wichtige Quellen für die Forschung zum Nationalsozialismus – und das ist nicht zuletzt Michael Wildt zu verdanken.
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