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John Williams

John Williams war einer der wichtigsten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. (c) Special Collections-University of Arkansas LibrariesJohn Williams (1922 - 1994) war ein amerikanischer Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem für seine außergewöhnlichen Romane „Stoner“ (1965) und „Augustus“ (1970). Für letzteren erhielt er den National Book Award. Zudem war er Mitbegründer des literarischen Journals „Denver Quarterly“. In Deutschland fand John Williams erst lange nach seinem Tod im Jahr 1994 die Würdigung, die er für seine Werke verdient hat. Erst 2013, beinah ein halbes Jahrhundert nach seiner Erstveröffentlichung, wurde „Stoner“ zum ersten Mal in die deutsche Sprache übersetzt. Als sensationelle Entdeckung gefeiert, fand das Buch reißenden Absatz und machte seinen Schöpfer posthum zum Bestseller-Autor.

John Williams wuchs in einer texanischen Kleinstadt auf. Nach dem Schulabschluss arbeitete er zunächst für einige Jahre als freier Print- und Rundfunkjournalist. 1942 trat er der US Army Air Corps bei. Er wurde Sergeant und ging für zweieinhalb Jahre nach Indien und Burma. Schon während dieser Zeit begann er, an seinem ersten Roman zu schreiben. Nach dem Krieg immatrikulierte er sich an der Universität Denver, wo er sein Studium 1950 mit einem Master of Arts abschloss. Sein erster Roman, „Nothing But the Night“ (1948), und der Gedichtband „The Broken Landscape“ (1949) wurden schon während seines Studiums publiziert. Daraufhin ging John Williams zum Promovieren an die Universität von Missouri. Mit dem Doktortitel in der Tasche kehrte er nach Denver zurück und lehrte dort für die nächsten 30 Jahre Kreatives Schreiben. Nebenher veröffentlichte er sein zweites Prosawerk, „Butcher’s Crossing“ (1960), einen historischen Roman über amerikanische Siedler im 19. Jahrhundert. Auch „Butcher’s Crossing“ sollte erst nach dem Tod seines Autors zum Bestseller werden.

Im Jahr 1965 erschien „Stoner“, der erste durchschlagende Erfolg von John Williams. Der Roman erzählt die Lebensgeschichte von William Stoner, dem ungebildeten Sohn von Farmern im Mittleren Westen im frühen 20. Jahrhundert, in dem der junge Mann an die Universität ging, um dort Agrarwissenschaften zu studieren, jedoch nie auf die Farm seiner Eltern zurückkehrte. Denn auf dem Campus traf Stoner auf seine große Liebe: die Literatur. „Stoner“ ist ein Roman über die Identitätssuche eines bescheidenen Mannes und über die kleinen und großen Missverständnisse des Lebens. Stoner ist Freund und Feind, Vater und Sohn, Ehemann und Liebhaber. Nicht alle diese Rollen erfüllt er jedoch mit so viel Hingabe und Intelligenz wie die des Lehrers. „Stoner“ war für ein halbes Jahrhundert in Vergessenheit geraten. Bei seiner Wiederveröffentlichung im Jahr 2006 wurde das Buch schlagartig zum Bestseller und Kritikerliebling. Die Kritik lobte etwa den behutsamen Erzählstil, der eine gespenstische Wirkung auf den Leser ausübt: „Der Berichterstatter liebt diesen Mann und möchte wissen, warum er wurde, wie er war, und was dieses Leben bedeutet. Das Resultat seiner Recherche ist vollkommen verständlich und zugleich rätselhaft.“ (Ulrich Greiner, DIE ZEIT).

Auch in „Butcher’s Crossing“, jenem Buch, das als Reaktion auf den durchschlagenden Erfolg von „Stoner“ 2015 seinen Weg nach Deutschland fand, spielt die Identitätssuche eines jungen Mannes eine wichtige Rolle. Im Zentrum des Romans von John Williams steht der junge Will Andrews, der nichts mehr möchte, als er selbst zu werden. Und wie könnte das anders geschehen, als indem er sich in den Kampf mit den Elementen stürzt? Dem Amerikanischen Traum folgend begibt er auf eine abenteuerliche Reise, auf den Weg in das Neue, in die Ungewissheit. Er will das Vergebliche und Verrückte wagen. Nicht etwa, weil er auf Triumph hofft, sondern „weil es in den alltäglichen Bahnen vor lauter Langeweile nicht mehr weitergeht.“ (DIE ZEIT) Einmal mehr gelang es John Williams in „Butcher’s Crossing“, alle „Klischeekadaver“ (ZEIT), die das Setting eines Romans im Wilden Westen pflastern, zu umschiffen. Und genau das hebt diesen Roman von anderen dieses Genres deutlich ab.

Im Jahre 1985 wurde John Williams von der Universität Denver emeritiert. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er mit seiner Familie in Arkansas, wo er 1994 in Vergessenheit geraten an einer Lungenkrankheit verstarb. Er war viermal verheiratet, mit seiner vierten Frau verbrachte er 35 Ehejahre. John Williams hinterließ der Welt einen unvollendeten fünften Roman.

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