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Richard Yates

Richard Yates (1926-1992) war ein amerikanischer Schriftsteller. Zu Lebzeiten nicht viel mehr als ein Geheimtipp untern Literaturliebhabern, geriet der Autor nach seinem Tod zunächst in Vergessenheit. Doch über die Jahrzehnte entdeckten immer neue Generationen von Lesern seine Bücher: Heute gilt er als einer der wichtigsten Chronisten des 20. Jahrhunderts und als „einer der großen Existentialisten und Fatalisten der Moderne“ (Die Zeit). Sein Werk umfasst neun Romane und Erzählbände.

Richard Yates wurde in Yonkers, New York, geboren. Im Zweiten Weltkrieg war er in Frankreich und Deutschland stationiert. Nach Kriegsende kehrte er nach New York zurück und arbeitete als Journalist, Ghostwriter und Redenschreiber. Nach der Veröffentlichung seiner ersten Prosawerke schlug er eine akademische Karriere ein. Er unterrichtete bis zum Ruhestand angehende Schriftsteller an renommierten Colleges in New York, Boston, Iowa und Los Angeles. Einige bekannte Literaten wie Kurt Vonnegut, Tennessee Williams und Richard Ford bezeichnen Richard Yates und seine Romane als Inspiration für das eigene künstlerische Schaffen.

Richard Yates’ Debütroman „Zeiten des Aufruhrs“ (1961) handelt von einer zerbrechenden Ehe in den 1950ern in einem New Yorker Vorort. Richard Yates etabliert sich schon hier als „Chronist des Scheiterns“ und als Reporter der suburbanen Melancholie. Das Ehepaar befindet sich irgendwo zwischen alltäglicher Enttäuschung und schleichender Panik angesichts des eigenen Scheiterns. Aus dieser Spannung heraus entwickeln sich Figuren und Handlung des Buchs. Der Roman erregte die Aufmerksamkeit der Literaturkritiker und Schriftstellerkreise, wurde aber nach ein paar Jahren nicht mehr beachtet. Eine kulturelle Auferstehung erfuhr das Buch durch die viel gerühmte Verfilmung von Sam Mendes im Jahre 2008 mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in den Hauptrollen.

Die Romane „Eine besondere Vorsehung“ (1969), „Ruhestörung“ (1975), „Easter Parade“ (1976), „Eine gute Schule“ (1978) und „Verliebte Lügner“ (1981) befassen sich alle, mehr oder weniger, mit der Diskrepanz zwischen Träumen und Realität. Es geht um die mitunter gefährlichen Illusionen, die man sich über die eigene Zukunft macht. Um die Tragödien, die sich hinter den säuberlich verputzten Häuserfassaden und hinter dem aufgesetzten Lächeln abspielen. Der Leser dieser Romane spürt von Beginn an, dass das fadenscheinige Konstrukt im Laufe der Erzählung zertrümmert wird. Doch übt die fatalistische Erzählstimme Richard Yates’ – zugleich voller Empathie und Ironie – eine solche Anziehungskraft aus, dass dem Leser das Beiseitelegen des Buches fast unmöglich gemacht wird.

Ein gutes Beispiel ist „Eine strahlende Zukunft“, Richard Yates’ letzter Roman von 1986. Hier geht es um Michael und Lucy Davenport. Frisch vermählt erträumen sie sich eine erfüllte Zukunft. Doch ihre Ehe wird stets überschattet von Lucys Millionenerbe und von Michaels vehementer Weigerung, das Geld seiner Ehefrau anzurühren. So bleibt seine Passion – das Schreiben von Gedichten – nur Nebensache. Sein Brotverdien-Job bei einem Hochglanzmagazin in New York brandmarkt ihn als einen Möchtegern-Künstler, der es noch nicht zum ganz großen Durchbruch geschafft hat. Die Davenports ziehen erst in die Vorstadt, dann aufs Land – und die Jahre vergehen. Das dumpfe Gefühl des Scheiterns, das mit den Jahren immer stärker wird, und die große Angst, sich seine eigene Gewöhnlichkeit einzugestehen, belastet die Ehe schwer. Der Roman von Richard Yates folgt den Lebenswegen von Michael und Lucy, die irgendwann dazu bereit sind, sich „mit wesentlich weniger zufriedenzugeben als dem Stoff, aus dem ihre Träume waren.“

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